Trailrun auf den Jenner

Der Regen ist da und mit ihm das kältere Wetter und der Nebel in allen Höhenlagen. Da freut man sich, dass man die letzten Wochen bei fantastischen Verhältnissen noch tolle Touren machen konnte, wünschte sich aber insgeheim auch mehr Niederschlag und natürlich Schnee; und jetzt wo es langsam soweit ist, hätte man doch lieber wieder Sonnenschein und blauen Himmel.
Mir soll es recht sein. Je schlechter das Wetter, desto weniger Leute sind unterwegs. Zwar dauert es immer etwas länger, bis ich mich bei diesem Wetter motiviert habe, aber „Bei gutem Wetter kanns jeder“ und umso schöner ist es dann, wenn man endlich unterwegs ist.

Der Parkplatz am Königssee wirkt wie ausgestorben und das morgens gegen 10:00 Uhr.
Mein Weg führt mich über den Parkplatz, vorbei an der Talstation der Jennerbahn, die wegen Revisionsarbeiten noch geschlossen ist, durch das Dorf Königssee, hinauf zur steilen Straße auf der der Weg am Kreßgraben vorbei, steil hinauf zum Brandkopf führt.

Ein schöner Trail der sich hier durch den Wald schlängelt und kurz unterhalb des Parkplatzes Hinterbrand wieder aus dem Wald tritt. Von dort führt er weiter und trifft wenige Meter vor dem Anstieg über die Skipiste wieder auf den „Hauptweg“ aus Richtung Parkplatz.
Wieder geht es heute die Skipiste über die Krautkaseralm nach oben Richtung Gipfel. Diesmal wähle ich auf halber Strecke eine andere Variante und biege vor der Krautkaseralm nach rechts auf einen ausgetreten Pfad ab, der sich noch steiler und damit auch etwas kürzer als der beschilderte Weg nach oben zieht. Knapp unterhalb des „normalen Anstiegs“ treffen beide Wege wieder aufeinander und von nun an geht es auf dem breiten Forstweg hinauf zur Mitterkaseralm. Nach der Alm entscheide ich mich für die rechte Variante hinauf zum Jennergipfel. Der Nebel verdeckt zwar die Sicht auf die umliegenden Berge, aber auch die Sicht auf den Weg. Zwar weiß ich, wie steil dieser Weg nach oben führt und ohne Nebel würde man seine gesamte Steilheit noch wesentlich besser erkennen, aber so fällt es einem doch wesentlich einfacher…“vielleicht haben sie ja Teilstücke begradigt oder einen Lift eingebaut“.

Immer wieder lichtet sich der Nebel und gibt ein paar kurze Blicke auf die Berge frei, sofern diese nicht auch noch im Nebel hängen.

Vielleicht nicht unbedingt das klassische Postkartenmotiv, aber etwas Beruhigendes hat es trotzdem. Hinzu kommt die mystische Stille, denn das Wetter lädt nur wenige Leute zum Wandern ein und die Revision der Jennerbahn sorgt zusätzlich für Ruhe. So hat man keinen Trubel und hört auch nicht wie die Seilbahnkabinen über die einzelnen Stahlträger rollen.

Das alles führt dazu, dass ich am Gipfel ganz alleine bin. Dort wo sich normalerweise die Leute gegenseitig auf die Füße treten und man bei schönem Wetter anstehen muss um auf den Gipfel zu kommen, dort bin heute nur ich. So kann man die Ruhe genießen und gewinnt auch diesem Wetter etwas Positives ab. Außerdem hat es kurz vor dem Gipfel angefangen zu schneien. Keine besonders großen Flocken und auch nicht unbedingt viel, aber es hat geschneit. Der Winter scheint langsam seinen Weg zu finden.

Zwei Wanderer kommen am Gipfel vorbei, die sich nach dem Wechseln ihrer Klamotten aber auch schon wieder an den Abstieg machen.
Für mich geht es auch wieder hinunter, aber nicht auf dem Aufstiegsweg, sondern…

…Zunächst geht es kurz vor der Bergstation nach rechts, über viele schmale Serpentinen hinunter zur Königsbergalm. Ein toller Downhill, der richtig Spaß macht. Von der Königsbergalm geht es über die Forststraße weiter zur Königsbachalm. Von hier könnte man nun über den Hochbahnweg wieder hinunter zum Parkplatz am Königssee, oder oberhalb der Königsbachalm hinüber zur Jennerbahn-Mittelstation und zum Parkplatz Hinterbrand weiterlaufen.
Für mich geht es auf der dritten Variante weiter.

Nach einer kurzen Steigung zieht sich der Weg anschließend relativ flach zur Gotzentalalm. Von hier zweigt nach rechts der Weg hinunter nach Kessel ab. Kessel ist eine Bedarfshaltestelle am Königssee. Sie liegt zwischen der Seelände und St. Bartholomä.

Ein toller Trail zweigt hier oben ab und führt 500 Höhenmeter durch den Wald, hinunter zum Königssee. An manchen Stellen werden immer wieder tolle Tiefblicke auf den Königssee und St. Bartholomä frei.

Zwar sind die Tiefblicke nicht so atemberaubend wie auf dem Abstieg über den Rinnkendlsteig, aber dafür lässt sich dieser Downhill wesentlich besser laufen und macht mehr Spaß. Hinzu kommt, dass man das Echo vom Königssee hören kann, was im Normalfall auf keinem anderen Downhill am Königssee möglich ist. Das macht die Strecke von der Gotzentalalm hinunter nach Kessel noch interessanter. Ein toller Downhill, der bei Regen und nassem Untergrund aber sicherlich sehr rutschig werden kann.
An der Haltestelle Kessel angekommen, mache ich mit einem Schild am Steg darauf aufmerksam, dass mich das nächste Schiff mit nach vorne nehmen soll. Wie gesagt: Das hier ist eine Bedarfshaltestelle und die Schiffe fahren diese nur an, wenn das entsprechende Schild am Steg aufgedeckt wurde.
So lange das Schiff noch nicht da ist, nutze ich die Zeit und genieße die Ruhe. Ein toller Ausblick auf den Königssee und St. Bartholomä. Weit und breit keine Menschenseele und der MP3-Player spielt „Hubert von Goisern“. Einfach genial dieses Wetter.

Ein toller Trailrun der sich absolut gelohnt hat. Wenn das Wetter mal nicht so gut ist, dann zeigen sich auch die „überlaufenen“ Berge von ihrer schönen Seite. Es lohnt sich also bei schlechtem Wetter auch mal auf einen Berg zu steigen, den man bei gutem Wetter normalerweise meidet.
Aufstieg: 1 Stunde 45 Minuten
Abstieg: 1 Stunde 15 Minuten

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