An Vatertag um den Königssee

Heute ist Christi Himmelfahrt, Vatertag, vor genau 60 Jahren fuhr der erste Bus zum Kehlstein und heute machen sich auch fünf tapfere Trailrunner auf, den Königssee zu umrunden. Wie schon vor 2 1/2 Wochen geht es auch heute wieder über einsame Pfade und vergessene Wege und sogar noch mehr davon.
Statt Bollerwagen, Bier und einer herzhaft deftigen Brotzeit geben wir uns mit unseren Trailschuhen, Wasser, Rosinen, Erdnüssen und diversen Energieriegeln zufrieden.
Für die einen klingt es verrückt, für die anderen ist es einfach nur ein gelungener Tag.

Wir, das sind Rupi, Markus, Andi, Kim und ich, starten am großen Parkplatz und kämpfen uns schnurstracks durch die Touristen hinunter zum Königssee und weiter zum Aussichtspunkt Malerwinkel.
Das Wetter ist wechselhaft und dicke Wolken verdecken die Sonne. Hier und da ein paar Regentropfen und nur vereinzelt kämpft sich die Sonne für kurze Zeit durch ein kleines Wolkenloch. Gestern und über Nacht hat es wieder geschneit und die Schneefallgrenze zeichnet sich auf den umliegenden Bergen deutlich zwischen 1200 und 1300m ab.
Das sind natürlich ideale Bedingungen für eine Königssee-Umrundung, immer entlang des Seeufers.


Die Wege auf denen wir uns heute, bis kurz vor St. Bartholomä, bewegen sind schon lange verfallen und werden auch nicht gewartet. Markierungen und die tollen gelben Wanderschilder sucht man hier vergebens. Warnschilder machen darauf aufmerksam, dass es sich hier nicht um einen versicherten Steig handelt und Lebensgefahr besteht.
Was den Wanderer und ganz besonders den Tagestourist abschreckt und auch wirklich absolut nicht empfohlen werden kann, zieht den Trailrunner magisch an.

Wer die Gefahren auf sich nimmt, wird mit wilden Singletrails und totaler Trailaction belohnt.
Wenn die Jungs schon aus Oberösterreich und München an den Königssee kommen, dann sollen sie natürlich auch etwas geboten bekommen.

So geht es zunächst vom Malerwinkel hinüber zur Bootsanlegestelle Kessel.
Gerade eben läuft man noch durch den Wald und eine Sekunde später spuckt einen der Trail auf die grüne Wiese an der Anlegestelle und man steht direkt am Königssee, mit Blick nach St. Bartholomä und auf die Watzmann-Ostwand.

Nach einer kurzen Pause geht es weiter zum nächsten Etappenziel. Wieder saugt uns der Trail an und zieht uns durch den Wald auf genialen Pfaden, bevor er uns, gegenüber von St. Bartholomä an der Wildtierfütterung, wieder ausspuckt.

Weiter geht es, auf das letzte Stück der ersten Hälfte und wieder sind es diese genialen Trails die uns so faszinieren. Der Boden ist durch die Niederschläge der letzten Tage sehr rutschig, aber mit dem richtigen Schuhwerk, katzenartigen Reflexen und entsprechender Vorsicht bleibt es bei ein paar kleineren Ausrutschern.

Auch der schönste Trail ist irgendwann zu Ende und so spuckt uns der alte Steig, wenige Gehminuten von Salet entfernt, auf den offiziellen Wanderweg über den Kaunersteig zur Gotzenalm.
In Salet angekommen werden wir in die Zivilisation zurückgeholt. Hier trifft man wieder auf Wanderer und Tagesausflügler aus allen Teilen der Welt. Parfümiert und sauber gekleidet und wir mittendrin…so muss das sein.

Auf dem nächsten Abschnitt, von Salet nach St. Bartholomä, warnt kein Schild vor unversicherten Steigen, denn vermutlich würde niemand ohne entsprechende Ortskenntnis diesen Steig finden.
Der Weg zum Einstieg ist schon sehr abenteuerlich und fordert auch gleich seine ersten Opfer. Zuerst komme ich ins Straucheln und lege mich einmal schön bäuchlings auf den Boden. Komplett einmal ausgestreckt, aber bestens abgefangen. Keine Minute später höre ich hinter mir ein komisches Geräusch und auch Markus hat sich einmal lang gemacht, perfekt abgefangen und weiter geht’s.
Der Weg über den Neiger ist wesentlich steiler und ausgesetzter als der erste Teil der heutigen Tour. Als ich das letzte Mal hier war, habe ich den Weg verloren und ihn erst nach 15 Minuten wieder gefunden, aber heute klappt alles bestens…“am Baum rechts“.

Noch ein paar Höhenmeter nach oben, eine flaches Stück und dann geht es bergab, wenige Höhenmeter und der Steig spuckt uns auf den Wanderweg zwischen St. Bartholomä und Kärlingerhaus.
Über den steilen Weg geht es, vorbei am Schrainbachfall, immer weiter hinunter zum Königssee.

Ein letztes flaches Stück und wir stehen inmitten der Touristenmassen an der berühmten Wallfahrtskirche. Die obligatorische Powerbrause beim Fischer vom Königssee darf natürlich nicht fehlen und gibt hoffentlich Kraft für den finalen Anstieg…der Rinnkendlsteig, auch als Scharfrichter bekannt, wartet.
Die folgenden über 700 Höhenmeter haben es noch mal in sich und bescheren mir gleich zu Beginn, Krämpfe in den Oberschenkeln. So etwas hatte ich noch nie und was am Anfang noch ganz interessant und lustig ist, wird spätestens nach 30 Sekunden alles andere als lustig. Die Jungs haben ihren Spaß und schrauben sich flott, Meter für Meter nach oben. Ich schalte einen Gang zurück und ergattere so, das ein oder andere tolle Foto.


Der Rinnkendlsteig und ich waren noch nie beste Freunde und heute werden wir es definitiv auch nicht werden.
Kurze Pause an der Archenkanzel und dann soll eigentlich der Abstieg zur Bob- und Rodelbahn erfolgen. Es gibt wohl einen alten Steig, der direkt von der Archenkanzel hinunter führt, aber aufgrund der Neuschneemenge ist leider kein Pfad im Wald zu erkennen.
So wird es heute leider nichts mit der Erstbegehung der direktesten Route um den Königssee und wir weichen auf den normalen Abstieg über die Kühroint-Alm aus.

Durch den hoffentlich letzten Schnee für diese Saison geht es hinüber zur Alm und anschließend auf dem Forstweg hinunter zum Königssee und weiter zum Ausgangspunkt unserer Tour.

Eine tolle Tour liegt hinter uns, die uns auf genialen Trails um den Königssee führte.
Danke Jungs für mitkommen, es hat riesig Spaß gemacht und beim nächsten Mal wird es dann noch etwas direkter. Es gilt 27 Kilometer und 1500 Höhenmeter zu unterbieten.

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