Königssee-Umrundung

Hi Steve,

habe gerade deinen Beitrag „Königssee – fast umrundet“ gelesen. Danke für die Beschreibung und die Bilder. Demnächst haben wir diese Tour auch vor (am 11. August). Hast du Lust, uns mit ein paar Infos auszuhelfen? Immer gut, wenn sich jemand auskennt.

Mich interessieren eigentlich nur ganz profane Dinge, wie lange ihr für die einzelnen Abschnitte gebraucht habt, welchen Schwierigkeitsgrad die einzelnen Wege haben und so.

Danke und LG,

Mit dieser Email von Marvin fing die gestrige Tour an.
Marvin kommt aus Hamburg und schreibt als freier Journalist für Runner’s World. Die Königssee-Umrundung wird sein nächstes Projekt. Eine auf Facebook bunt zusammengewürfelte Gruppe, die sich nicht kennt, geht gemeinsam auf das Trailabenteuer Königssee-Umrundung.
Da mein Wochenende noch nicht verplant war, ich die Strecke kenne und die Idee sehr interessant fand, bekam Marvin natürlich nicht nur die Informationen die er wollte, sondern auch ein weiteres Mitglied für seine Gruppe.
Die Zahl der Teilnehmer schwankte über die Wochen und am Ende trafen wir uns am Freitag zu sechst im Echostüberl am Königssee.
Neben Marvin (der eine 9 1/2 stündige Zugfahrt hinter sich hat) und mir waren da noch Branko, der begeisterte Trailrunner alter Schule aus Bad Reichenhall. Stefan aus München, der über den Straßenlauf zum Trailrunning gekommen ist. Frank, der seit 2007 den Streckenrekord bei der Brocken-Challenge hält und ein beachtliches Tourenbuch bekannter Berge aus dem gesamten Alpenraum vorweisen kann. Und Hauke, der immer mit sehr außergewöhnlichen Ultra-Projekten für Aufsehen sorgt. Unter anderem ist er im letzten Jahr in 28 Tagen 1600 Kilometer quer durch Deutschland gelaufen; von Berchtesgaden bis nach Sylt.
Hauke und Frank sind mit dem Wohnmobil aus Hamburg heute hier runter gefahren. Sie haben mit dem etwas betagten Gefährt weit über 12 Stunden gebraucht.

Ziel des Laufs ist nicht der Rekord von Philipp Reiter (4 Stunden 17 Minuten), sondern einfach nur das Erlebnis in der Gruppe zu genießen und viel Spaß zu haben. Außer mir kennt niemand die Strecke und so weiß auch niemand so recht was auf einen zukommt. Streckenlänge und Höhendifferenz sind bekannt, mehr aber auch nicht.

Das Wetter ist nicht das beste. Die Temperaturen sind läufer-freundlich und es regnet nicht, keine Gewitterneigung, aber dafür hängen dicke Wolken in den Bergen und zusammen mit den Nebelschwaden wird das Bergerlebnis etwas getrübt.
Um unsere Kräfte für die knappen 38 Kilometer zu schonen, beschließen wird bergauf die Sache etwas langsamer angehen zu lassen und es dafür bergab und auf den geraden Passagen laufen zu lassen.

Leider muss Branko schon auf dem ersten Teilstück, hinauf zur Königsbachalm aussteigen; es ist nicht sein Tag heute.
Für uns geht es weiter, hinauf zur Königsbachalm und weiter zur Priesbergalm.

Nach der Priesbergalm beginnt dann der Trail, auf den wir alle gewartet haben.

Durch den Stiergraben geht es hinauf zum Hochgschirr.

Gorillas im Nebel

Am Hochgschirr pfeift ein eisiger Wind und bevor wir uns nun über 1300 Höhenmeter in die Tiefe stürzen, werden noch schnell die Jacken angezogen. Leider hält sich auch hier oben sehr dichter Nebel und die Sicht ist nicht wirklich berauschend.

Jetzt lassen wir es krachen…Bremse auf und laufen lassen lautet die Devise und dafür ist dieser geniale Downhill vom Hochgschirr, durch das Landtal, hinunter an den Obersee, wie geschaffen.


Der Trail spuckt uns am Fuße des Röthbachfalls auf die große Wiese und mitten rein in die Tagestouristen, die sich von Salet ihren Weg nach hier hinten bahnen.
Weiter geht es, auf dem relativ flachen Stück, vor zur Fischunkelalm am Obersee.

Hier müssen wir uns leider von Hauke verabschieden. Er möchte seine Kräfte etwas schonen, denn nach der Umrundung will er mit Frank noch den Watzmann überschreiten. Er beschließt mit dem Boot von Salet nach vorne zu fahren.

Für uns beginnt nach einem kurzen Teilstück durch die Touristenmassen nun das Abenteuer auf dem Viehtriebsteig am Neiger. Steil und stellenweise etwas unwegsam windet er sich von Salet hinüber Richtung St. Bartholomä und trifft am Ende auf den Wanderweg, der hinauf zur Saugasse führt.
Es ist eine kleine Einstimmung auf den Rinnkendlsteig; den Scharfrichter.
Flott schrauben wir uns über den Steig durch den Wald nach oben und nutzen den anschließenden Downhill zum regenerieren.

Fotostopp am Königssee-Ufer und dann sind wir auch schon in St. Bartholomä, wo wir eine kurze Pause einlegen und uns mitten in der Touristen-Freak-Show befinden. Wahnsinn was hier los ist.
Die Energiespeicher sind aufgefüllt, dann kann es ja losgehen…der Scharfrichter wartet.
Gemütlich gehen wir zum Einstieg und schrauben uns dann, kontinuierlich, Höhenmeter für Höhenmeter, nach oben. Marvin hat im Vorfeld die wildesten Geschichten vom Rinnkendlsteig gehört. Von Leuten die ihn nur mit Klettersteigset gehen und ihn als extrem ausgesetzt bezeichnen.
OK, er ist im oberen Teil schon etwas ausgesetzt, aber ein Klettersteigset ist hier definitiv fehl am Platz.
Dem Flachlandtiroler Marvin scheint der Steig auf jeden Fall zu liegen. Wenn man bedenkt, dass er in Hamburg keine Berge hat und jetzt ohne Stöcke unterwegs ist, legt er doch ein sehr ordentliches Tempo vor.

Die Hamburger Gämse katapultiert sich nach oben und scheint den Scharfrichter zu genießen.

Nach 70 Minuten kommen wir locker flockig an der Archenkazel an und genießen den, leider immer noch etwas getrübten, Ausblick.


Es geht hinüber zur Kühroint-Alm und dann auf den finalen Downhill hinunter zum Königssee.

Die steile Forststraße lässt die Oberschenkel glühen und das technisch einfache Gelände erlaubt es, die Gedanken zum Abschluss noch mal etwas schweifen zu lassen.

Nach 8 1/2 Stunden kommen wir wieder am Königssee an. Glücklich, bestens gelaunt und total geflasht von den Eindrücken.

Das war eine krass-geile Trailaction mit total verrückten Typen. Die Tour hat tierischen Spaß gemacht und wir waren sicherlich nicht das letzte Mal unterwegs; schließlich müssen wir die Runde noch mal bei besserem Wetter laufen.

„Die Hafermilch für das Haferl Kaffee.“

Danke Jungs, wir sehen uns!

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