Rupertusthermen Lauf Halbmarathon

Man kann durchaus behaupten, dass eine Verkettung mehrerer Umstände dazu geführt hat, dass ich am Halbmarathon des Ruptertusthermen Laufs teilgenommen habe.

Ich bin ja kein Straßenläufer und bevorzuge viel lieber die Trails. Als aber für Freitag auf einmal eine lustige Tanzveranstaltung im Terminkalender auftauchte, wurde mir klar, dass ich für Samstag keine größere Tour oder kleinere Projekte angehen muss. Das hätte wenig Sinn und würde keinen Spaß machen.
Allerdings fällt am Samstag um 15:30 Uhr der Startschuss für den Halbmarathon. Bis dahin bin ich sicherlich in der Lage mich unfallfrei zu bewegen und da auch einige Freunde am Lauf teilnehmen, steht die Entscheidung fest…der Onkel läuft nen Halbmarathon…ganz ohne Trails und viele Höhenmeter!

Samstagmorgen, 09:30 Uhr, ich liege mit Schädelweh und der Knoblauchfahne des Todes im Bett.
Die Getränke gestern Abend waren lecker und der Mitternachtssnack in Form eines Teufelstoasts mit extra Knoblauchsoße war göttlich (Wortwitz erkannt?).

Also werden sofort lauferhaltenden Maßnahmen ergriffen.
Ein starker Kaffee aus der Bialetti mit aufgeschäumter Milch, danach eine Pizza getunt mit Chia Samen und Himalayasalz und dann ab zum relaxen und schwitzen in die Badewanne.
Etwas ungewöhnliche Maßnahmen vor einem Lauf, aber man muss ja alles einmal ausprobieren.
Ich könnte eigentlich auch zu Hause bleiben oder mich nur an die Strecke stellen und die Läuferinnen und Läufer anfeuern. Aber irgendwie kribbelt es schon so ein bisschen…also auf geht’s!

Ich habe mir sogar ein Zielzeit gesetzt: 1 Stunde 45 Minuten wären cool, aber ich habe keine Ahnung, ob das in meinem Zustand möglich ist. Zwar fühle ich mich relativ fit, aber von einer guten Vorbereitung kann man angesichts der vergangenen 24 Stunden sicher nicht sprechen.
Schaun mer mal, was am Ende dabei rauskommt.

Es ist auch so eine Art Test. Drei Wochen nach dem Squamish 50 und drei Wochen vor dem TRAIL-MANIAK am Wörthersee.
Bin ich raus aus dem Runner’s Down oder dauert es noch ein bisschen?

Zwei Stunden vorm dem Start trudele ich ein. Schließlich muss ich mich erst mal noch nachmelden und dann mal grob die Lage checken, wer denn schon alles da ist.

Dann stehe ich irgendwann im Startbereich. Alles ist hier irgendwie so anders. Ich komme mir vor wie ein Auslandskorrespondent. Gehöre ich hier hin? Eigentlich bin ich ja noch auf der gleichen Welt, aber irgendwie doch nicht.
Kaum grobstollige Schuhe, keine Rucksäcke, keine Stöcke und nur wenige MP3-Player.
Drahtig schauen sie aus und ein ernstes Gesicht machen sie auch teilweise. Es ist eben nicht vergleichbar mit einem Trailrennen. Es sind die gleichen Sportarten, im Prinzip, und doch total anders.

Dann fällt der Startschuss. Mit einer Pace von 5 Minuten pro Kilometer laufe ich genau auf die anvisierten 1:45 Stunden…soweit der Plan.
Der erste Blick auf die Uhr, unter 4:30 Minuten pro Kilometer. Wie immer zu schnell und wie immer ändere ich nichts daran, sondern denke mir: Schaun mer mal wie es so weiter geht. Es sind ja keine 80 Kilometer wie in Squamish, dass heißt, vielleicht baue ich ja so spät ab, dass ich quasi schon fast im Ziel bin. Lassen wir es mal laufen.

Auf den ersten zwei Kilometern kommt der ganze Dreck des Vorabends durch die Poren nach draußen.
Es läuft eigentlich ganz gut. Ich pendle mich bei einer 4:30er Pace ein, lasse mich vom Tempo der anderen anstecken und laufe, laufe, laufe.

Bei Kilometer 10 liege ich knapp über 45 Minuten…das ist schnell und noch fühle ich mich auch ganz gut…noch.

Bei Kilometer 12 kommt der Mann mit dem Hammer. Dann, wenn man quasi schon über der Hälfte ist, gedanklich rückwärts zählt, dann kommt dieser Typ und bringt mir eine Portion Seitenstechen. Dazu lädt er eine Schippe schwere Beine auf und gleich danach noch eine weitere.

Warum mache ich das? Warum tue ich mir das an? Ich laufe doch viel lieber auf Trails und bergauf, als auf Forststraßen und flach.
Das habe ich mich schon am Start gefragt, dann irgendwann ausgeblendet, aber jetzt drückt sich diese Frage wieder mitten ins Hirn.
Gefühlt werde ich langsamer, aber meine Uhr sagt mir, dass sich alles noch im Rahmen bewegt. Da spielt mir wohl irgendjemand einen Streich. Entweder die Beine oder die Uhr.

Es geht flott weiter und das Tempo bleibt konstant. Wahnsinn! Wenn ich mit allem gerechnet hätte, aber nicht damit. Was wäre denn passiert, wenn ich gestern um 20:00 Uhr im Bett gewesen wäre? Krass!

Kilometer 15, 16, 17…Dann kommt Kilometer 18, die Stelle, an der man 200 Meter am Ziel vorbei läuft und noch einmal auf eine 3 Kilometer-Runde geschickt wird. So etwas ist einfach total menschenverachtend und sollte verboten werden.
Die steigende Anzahl an Zuschauern an der Strecke und die Musik aus dem iPod, mobilisieren noch einmal meine letzten Reserven und lassen mich diese unmenschliche Schleife fast ausblenden.
Auf dem letzten Stück werde ich sogar noch einmal schneller, was meinen Puls in bisher nie erreichte Höhen schlagen lässt.

Dann die finale Unterführung, einmal runter und gleich wieder hoch, dann 50 Meter bis zum Ziel…Ende!
Die Uhr stoppt bei 1:36,20…Woohaa!
Ich bin fix und alle und total geflashed von dieser Zeit. Wenn ich heute Morgen mit allem gerechnet hätte, aber sicher nicht damit.
So schlimm war es jetzt nicht, aber die Trails in den umliegenden Bergen mag ich dann doch mehr. Einmal im Jahr, kann man aber auch diesen Blick über den Tellerrand wagen.
Runner’s Down überwunden! Yeah!

Hier geht’s zum Move!

Rupertusthermen Lauf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

10 Gedanken zu “Rupertusthermen Lauf Halbmarathon”