Hochstaufen und Zwiesel – Chiemgauer Alpen

Nachdem ich die ersten 200 Höhenmeter hinter mich gebracht habe lichtet sich, knapp oberhalb der Padinger Alm, der Nebel und die ersten Blicke auf die umliegenden Berge werden frei. Ziel der heutigen Tour ist der Hochstaufen und anschließend der Zwiesel.
Wie vor knapp einem Jahr geht es diesmal wieder über die Steinernen Jäger auf den Hochstaufen.
Der Legende nach machten sich einst zwei Jäger im frühen Morgengrauen auf, Richtung Gipfel. Als im Tal die Glocke für die Frühmesse erklang, stopfte sich der Eine seine Pfeife während der Andere seine Büchse putzte. Beide ließen sich dabei den Branntwein schmecken. Als die Glocke eine Weiteres Male erklang, machten sich die beiden Jäger über die Kirchgänger lustig und stiegen weiter hinauf; schließlich wollten sie jagen gehen. In einem Graben entdecken sie einen Gamsbock. Flink legt der Erste seine Büchse an, schießt und trifft nicht. Der Zweite will es besser machen, legt an und schießt. Ein Donnergrollen hallt durch die Berge und der Boden unter ihren Füßen bebt. Entsetzt starren sie sich an und blicken hinunter auf den Gamsbock. Was sie sehen, lässt ihnen die Haare zu Berge stehen. Der Gamsbock wächst und wächst. Ihm wachsen große Hörner und seine Augen gleichen Feuerrädern. Wie in einem Flammenmeer, steht der leibhaftige Teufel vor ihnen. Die Jäger suchen das Weite und fangen an zu rennen, aber ihre Füße werden immer schwerer. Dichter Nebel zieht auf, der Himmel wird dunkler und Blitz und Donner erschüttern den Berg. Die Jäger wollen anfangen zu beten, aber nur ein lauter Schrei dringt über ihre Lippen; schließlich wird es still. Als es wieder aufklarte, waren die beiden Jäger in Stein verwandelt.

Heute ist das Wetter wesentlich besser und auch die Glocke im Tal ertönt nicht. Mit erreichen des Steiges, der in der sonnigen Wand verläuft werden auch die ersten kompletten Blicke auf das neblige Tal und die Berge frei.

Dank des perfekten Wetters hat man eine herrliche, klare Sicht. Die Spuren des Herbstes sind klar zu erkennen.

Der Gipfel des Hochstaufen ist nicht mehr weit und nach einer kurzen Pause auf dem Gipfel und einer kleinen Rast am Reichenhaller Haus geht die Tour weiter.
Es geht über den Normalweg der Bartlmahd zunächst etwas hinab, bevor ein Wegweiser nach rechts Richtung Mittelstaufen zeigt. Zunächst am Stahlseil, später über steinige Wege geht es hinauf zum Gipfel des Mittelstaufen. Hier ist ein bei Paraglidern beliebter Startplatz, der aber aufgrund seiner kleinen Fläche nur für erfahrene Vielflieger geeignet ist, da sich der Start nur sehr schlecht abbrechen lässt.

Auf einem ausgetreten Pfad geht es weiter zum eigentlichen Steig Richtung Zwiesel. Der Weg ist gut markiert und verlangt nur an zwei Stellen etwas Orientierungssinn; aber auch hier hat man die nächste Markierung schnell gefunden und kommt wieder auf den Steig. An manchen Stellen hat man herrliche Blicke auf den tief unten liegenden Frillensee am Fuße des Zwiesels.

Der See gilt als der kälteste in Mitteleuropa und hat oft schon im November eine tragfähige Eisdecke. Die Besonderheit ist, dass der See nicht vom Rand, sondern von der Mitte her zufriert.
Nach einer Zeit wechselt man die Seite des Grates und läuft nun auf der anderen Seite immer Richtung Zwiesel. Mal verschwindet der Gipfel aus den Augen und taucht kurze Zeit später hinter der nächsten Kuppe wieder auf. Der Weg erinnert etwas an den Aufstieg zum Hochstaufen über die Steinernen Jäger und ist von der Schwierigkeit vergleichbar.
Zwei Stunden nach Aufbruch am Reichenhaller Haus habe ich den Gipfel des Zwiesels erreicht.

Von hier aus würde sich der Weiterweg zum benachbarten Gamsknogel anbieten, aber diese Tour hebe ich mir für ein anderes Mal auf. Der Abstieg erfolgt über den Normalweg, vorbei an der Zwieselalm, über den Mulisteig nach Bad Reichenhall.
Eine lohnende Tour, die Trittsicherheit, Schwindelfeiheit und Kondition erfordert. Gerade der Steig zwischen Hochstaufen und Zwiesel war fast menschenleer, wohingegen auf dem Weg über die Steinernen Jäger wesentlich mehr los war. Alternativ könnte man auch über den Goldtropfsteig aufsteigen um noch etwas mehr Ruhe zu haben. Einschließlich der Pausen habe ich für die heutige Tour etwas mehr als sieben Stunden benötigt.

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