Hochkalter – Berchtesgadener Alpen

Auch wenn der Hochkalter mit seinen 2607m nicht so bekannt ist wie sein Nachbar der Watzmann, ist er trotzdem ein sehr lohnenswertes Ziel.
Die Tour beginnt früh morgens am Parkplatz Seeklause am Hintersee bei Ramsau. Ein gut ausgebauter Weg führt zunächst zur auf 1680m gelegenen Blaueishütte, die ihren Namen vom nahe gelegenen Blaueisgletscher, dem nördlichsten Gletscher der Alpen, hat.
Ich merke anfangs beim Anstieg noch die gestrige Tour in den Knochen, aber finde dann noch meinen Rhythmus und erreiche nach 1 1/2 Stunden die Hütte. Dort gönne ich mir eine Pause, trinke etwas und wechsle mein nasses T-Shirt für den weiteren Anstieg. Aufgrund der vielen Frühstücksgedecke auf den Tischen ist davon auszugehen, dass die Hütte sehr gut besucht ist. Ob allerdings alle Gäste den Hochkalter als heutiges Ziel vor Augen haben ist fraglich. Direkt neben der Hütte liegt die Schärtenspitze die mit Klettertouren vom III. bis zum IX. Grad viel Abwechslung bietet. Neuerdings haben auch die Boulderer das Gebiet um die Blaueishütte für sich entdeckt. Aufgrund der zahlreichen Blöcke die um die Hütte verteilt liegen, wird einem garantiert nicht langweilig.

Der Normalweg zum Hochkalter über den Schönen Fleck führt an der Hütte vorbei Richtung Gletscher und zweigt wenige Minuten später nach rechts ab. Es folgt ein steiler Anstieg über ein Geröllfeld bevor man vor der ersten Kletterstelle, einer ca. 10m hohen Wand steht. Nachdem man die erste Kletterstelle überwunden hat, befindet man sich nun auf dem langen Grat und die ersten Blicke auf die umliegenden Berge werden sichtbar. Dank des perfekten Wetters reicht der Blick sehr weit in die Ferne.

Man folgt dem Grat durch teils steiniges Gelände immer wieder mit leichten Kletterstellen. Nach einer Weile gelangt man an die Schlüsselstelle, eine 20m hohe Wand im II. Grad. Hier gibt es lediglich ein paar Bohrhaken die den Aufstieg, bzw. den Abstieg mit Seil erleichtern sollen. Hat man kein Seil dabei, muss man sich eben auf seine Kletterfertigkeit verlassen. Dank des griffigen Felsens und den teils breiten Absätzen stellt diese Stelle keine großen Probleme dar.

Man folgt wieder dem breiten Grat zum Wasserwandkopf. Danach wird der Grat schmaler, durchsetzt mit weiteren Kletterstellen im I. Grad. Immer wieder werden Tiefblicke auf den Blaueisgletscher frei. Man erkennt sehr deutlich, dass der Gletscher in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen ist. Es lässt sich nur erahnen wie er wohl vor 50 Jahren ausgesehen hat.

Der Gipfel des Hochkalter rückt in greifbare Nähe, doch zunächst gilt es noch ein paar Kletterstellen zu überwinden. Der Grat zieht sich und auch um den ein oder anderen Abstieg kommt man nicht herum.
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Hat man alle Kletterstellen hinter sich gebracht und den Grat überwunden wartet der Gipfel mit einer herrlichen Aussicht. Dank des perfekten Wetters reicht der Blick hinüber zu den Gipfeln Österreichs. Großvenediger und Großglockner sind die wohl bekanntesten Gipfel die mir ins Auge stechen. Auf der anderen Seite reicht der Blick weit in die Ferne bis zum Bayerischen Wald.
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Nach einer kurzen Pause geht es nun an den Abstieg. Man hat die Wahl zwischen dem Abstieg über die Aufstiegsroute oder den Abstieg durch das Ofental. Um eventuellen Gegenverkehr aus Richtung der Blaueishütte und dem Abklettern an der Wand aus dem Weg zu gehen, entscheide ich mich für den Abstieg durch das Ofental. Die Route durch das Ofental hat zwar lediglich Stellen im I. Grad, ist aber nicht weniger anstrengend. Der erste Teil führt über große Felsen und Geröll. Durch die Größe des Gerölls ist ein entspanntes Abfahren leider nicht möglich. Der Weg ist gut markiert, jedoch muss man darauf achten nicht zu weit nach Außen ins Absturzgelände zu gelangen. Nachdem man den ersten Teil des Geröllfelds überwunden hat, ergibt sich im feineren Geröll immer mal wieder die Möglichkeit einer kurzen Abfahrt. Das entlastet zum einen die Beine und zum anderen macht man ein paar Meter mehr. Der Blick nach hinten lässt nur erahnen wie der Aufstieg zum Gipfel über das Ofental sein muss. Vor Augen dieses endlose Geröllfeld und links und rechts nur kahle Felsen. Ich bin froh, dass ich nicht diese Aufstiegsvariante gewählt habe.

Am Ende des Geröllfelds führt der Weg zunächst über grüne Wiesen und anschließend windet er sich durch den Wald nach unten. Es folgt ein letzter ebener Abschnitt bevor man wieder am Ausgangspunkt der Tour angekommen ist.

Eine sehr lohnenswerte Tour auf einen herrlichen Gipfel. Bis auf die paar Bohrhaken an der Schlüsselstelle findet man kein Eisen am Berg. Keine Seile, keine Leitern und keine Trittstifte. Wollen wir hoffen, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Der Aufstieg über den Schönen Fleck ist sehr anspruchsvoll, bietet aber auch herrliche Blicke auf die umliegenden Berge. Der Abstieg über das Ofental ist eine einfachere Alternative, wobei das Geröllfeld ganz schön kräfteraubend sein kann. Ein Aufstieg über das Ofental lohnt sich meiner Meinung nach nicht.
Die Wege sind gut markiert, jedoch sollte man die Markierungen nicht aus den Augen verlieren.
Die Tour sollte so geplant werden, dass man vor 07:00 Uhr an der Blaueishütte vorbei ist. So hat man Ruhe während dem Aufstieg und muss niemanden auf dem Grat überholen, oder muss Platz machen wenn man überholt wird.
Die gesamt Tour erfordert Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit. An der Schlüsselstelle sind Kletterkenntnisse nicht schlecht. Sollte man die Tour an einem Stück, ohne Übernachtung auf der Hütte, gehen, so ist eine gute Kondition unabdingbar.

Hier die Zeiten meiner Tour:
Parkplatz Seeklause – Blaueishütte 1 1/2 Stunden
1/2 Stunde Pause
Blaueishütte – Hochkalter (über Schönen Fleck) 2 3/4 Stunden
1/4 Stunde Pause
Hochkalter – Parkplatz Seeklause (durch Ofental) 2 1/2 Stunden
Gesamt: 7 1/2 Stunden

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