Trailrun in der Lüneburger Heide

Zum Trailrunning braucht man nicht immer hohe Gipfel und Täler. Natürlich macht es mehr Spaß, einen schönen Downhill zu laufen, nachdem man sich auf den Gipfel gekämpft hat, aber wenn man keine Berge zur Verfügung hat, dann sucht man sich eben Trails in der Ebene.
In der Lüneburger Heide gibt es keine Berge, aber viel Landschaft und wo Landschaft ist, da sind bestimmt auch Trails.
Die Idee für den heutigen Trailrun kam von Stefan: „Komm lass uns mal durch die Heide zum Michael laufen und dort lassen wir uns dann abholen. Einfach immer dem Richtungspfeil des GPS nach“. Wir gaben Michael also die GPS-Uhr mit, er setzte bei sich zu Hause einen Wegpunkt, brachte uns die Uhr wieder vorbei und dann sind wir mal los gelaufen.

29,5 Kilometer Luftlinie sind es vom Start in Faßberg bis zum Ziel in Groß Hehlen bei Celle. Die Richtung bestimmt der Pfeil der Uhr. Grob wissen wir, an welchen Ortschaften wir ungefähr vorbei kommen müssen.
Zuerst geht es raus aus Faßberg und dann die erste Möglichkeit; ab in den Wald. Auch wenn ein Weg nicht wirklich erkennbar ist, kann man doch zwischen passierbar und unpassierbar unterscheiden.

Der Pfeil zeigt die Richtung an und wir folgen ihm. Schnell bestätigt sich, was uns schon im Vorfeld klar war: Man kann dem Pfeil nicht immer kerzengerade folgen, sondern ist manchmal gezwungen kleine Umwege in kauf zu nehmen. Besonders bei Feldern, wollen wir natürlich Ärger mit den Bauern vermeiden und laufen lieber drumherum, bzw. zwischen zwei Feldern, als quer drüber.
Auch kleine Bäche können einen zwingen einen anderen Weg zu gehen, außer man hilft sich mit herumliegenden Baumstämmen und erweitert den Trail.

Der Wald und gerade das Laufen im Unterholz bremsen die Geschwindigkeit ziemlich nach unten. Dafür kann man auf der freien Fläche der Heide dann wieder etwas mehr Gas geben.

Ein erster Blick auf die Uhr verrät, dass wir uns kontinuierlich dem Ziel nähern und die Umwege doch kleiner ausfallen als ursprünglich angenommen.
Das Wetter ist heute definitiv auf unserer Seite. Nachdem es sich die letzten Tage ausgeregnet hat, ist es heute trocken und größtenteils sonnig. Da ist eine kleine Abkühlung natürlich eine Wohltat.

Ab und an passieren wir auch mal eine Ortschaft, was bei weitem nicht so viel Spaß macht wie das querfeldein Laufen, aber durchaus auch seine Vorzüge hat. Besonders wenn man sich eine Apfeltasche und ein kühles koffeinhaltiges Orangengetränk, angereichert mit Kohlensäure, gönnt. Danach geht das Laufen wieder wie von selbst. Über die Hälfte liegt schon hinter uns und die Trails bleiben abwechslungsreich. Pferdekoppel, Heide, dichter Nadelwald, lichter Nadelwald, Feld, hohes Gras, Waldweg…

Nach 23 Kilometern, Luftlinie sind es noch knapp 10 Kilometer bis zum Ziel, ist mein Akku leer. Nicht der Akku von Handy oder Kamera, sondern der Akku der den Motor antreibt, der meine Beine hebt. Ich kann sie zwar noch heben, aber nicht mehr so schnell und ein Bein muss immer auf dem Boden sein.
Kurzum, ich kann nicht mehr Laufen, sondern nur noch Gehen. Die Luft ist raus; zumindest bei mir. Stefan hat noch Reserven und könnte weiter laufen, schaltet mit mir aber jetzt auch einen Gang runter. Ich brauche ihn ja auch, schließlich hat er die Uhr mit dem magischen Pfeil.
Wir ziehen unsere Wege weiter, wie schon die letzten drei Stunden, und folgen unserer Uhr. Es ist schon komisch, dass wir an fast keiner der Ortschaften vorbei gekommen sind, die wir uns vorher ausgekuckt hatten, aber gut, die Uhr wird schon recht haben.
Dann endlich, dass erste Schild mit der Aufschrift „Groß Hehlen“. Drei Kilometer sollen es noch sein, das sagt ungefähr auch die Uhr, also geht es wohl jetzt kerzengerade bis zum Ziel. Drei Kilometer, das weckt noch mal die letzten Reserven und wir beschleunigen das Tempo noch mal ein bisschen, stellenweise laufe ich sogar wieder.
Drei Kilometer können sich auf einer langen Geraden ganz schön ziehen und Minuten werden zu Stunden. Irgendwann sehe ich dann das Ortsschild. Auch wenn die Lüneburger Heide nicht meine Lieblingsregion ist und ich lieber in den Bergen bin, freue ich mich, gleich in Groß Hehlen zu sein. Das Ortsschild ist passiert und wir sind endlich am Ziel.


Noch eine paar Hundert Meter bis zu Michaels Wohnung, von wo aus wir abgeholt werden und wieder an den Startpunkt gebracht werden. Nicht um nochmal zu laufen…zumindest heute nicht.

Ein interessanter Trailrun der abwechslungsreich durch die Lüneburger Heide führt. Selten sind uns Leute begegnet; lediglich wenn wir mal in einer Ortschaft waren oder entlang der Straße gelaufen sind.
Am Ende haben wir in 4 Stunden und 50 Minuten knapp 37 Kilometer hinter uns gebracht. Auf 29,5 Kilometer Luftlinie, kamen also noch 7,5 Kilometer „Umwege“. Das zeigt, dass man trailmäßig in der Heide auf seine Kosten kommen kann.
Die ersten 12 Kilometer haben sich ganz schön gezogen, dafür vergingen die zweiten 12 wie im Flug. Die restlichen 13 Kilometer waren dann nicht mehr so entspannend, aber wie man sieht, trotzdem machbar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

2 Gedanken zu “Trailrun in der Lüneburger Heide”