Watzmann-Hocheck (Berchtesgadener Alpen)

Oft wird behauptet, der Watzmann sei nach der Zugspitze der zweithöchste Berg Deutschlands. Das stimmt leider nicht, denn mit 2744m liegt der Hochwanner auf Platz 2 und der Watzmann somit auf Platz 3. Allerdings ist der Hochwanner bei weitem nicht so bekannt wie der Watzmann; liegt er doch sehr verdeckt im Wettersteingebirge auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich.
Der Watzmann ist allerdings der höchste Berg Deutschlands der komplett auf deutschem Boden steht, denn sowohl Zugspitze als auch Hochwanner liegen zum Teil auch in Österreich.

Um 3:00 Uhr steige ich bei frischen 7 Grad Außentemperatur aus dem Auto am Parkplatz Wimbachbrücke bei Ramsau und beginne meine Tour Richtung Watzmann.
2003 war ich das letzte Mal am Watzmann Hocheck. Damals bin ich mit Tobi zusammen umgedreht, da uns die Klettersteigsets und die professionelle Ausrüstung der Bergsteiger die sich weiter Richtung Mittelspitze aufmachten, etwas abgeschreckt hatten.
Mittlerweile habe ich viel Erfahrung sammeln können und ich weiß auch, dass ein Klettersteigset nicht nötig ist, da sowieso nicht alle Stellen auf dem Grat mit Drahtseilen versichert sind. Neben genug zu Trinken, ein paar Riegeln und Gels habe ich auch etwas wärmere Klamotten dabei, da, dass konnte ich gestern von Schönau am Königssee aus sehen, in den oberen Lagen noch Schnee liegt. Es lässt sich allerdings schwer einschätzen wie viel es letztendlich sein wird.

Der Weg von der Wimbachbrücke bis zum Watzmannhaus verläuft relativ unspektakulär. 1 Stunde 45 Minuten dauert der Aufstieg und dann heißt es erst einmal wärmere Sachen anziehen, denn hier oben weht ein eisiger Wind.

So langsam färbt die aufgehende Sonne den Himmel in dunkles rot. Nur ein paar Dunstschleier und etwas Nebel im Tal sind zu erkennen. Der Sommer scheint sich also heute wirklich wieder zurückzumelden.
Der Aufstieg zum Hocheck verläuft über die lang gezogene Schulter des Watzmanns. Der Weg ist markiert, jedoch sollte man schon ein bisschen Orientierungssinn mitbringen, da die Markierungen gerade bei Dunkelheit oder Dämmerung nicht immer leicht zu finden sind. Prinzipiell kann man sich merken, dass der Aufstieg im linken Bereich nach oben führt, allerdings nicht zu weit links, denn sonst gerät man in Absturzgelände. Mit etwas Kletterei kommt man aber auch abseits des Weges gut voran und irgendwann trifft man wieder auf Markierungen.
In der Zwischenzeit hat sich die Sonne hinter den Gipfeln hervor gekämpft.

Je höher man kommt, desto mehr Schnee liegt auf dem Weg. Anfangs war es nur eine dünne Schicht, aber so langsam wird es deutlich mehr. Zwar lassen sich die kleinen Schneeflecken noch wunderbar umgehen, aber spätestens auf dem Grat zur Mittelspitze kann man nur noch sehr schwer ausweichen.

Der Wind bläst mir weiterhin eisige Luft ins Gesicht. Zu den verschneiten Flecken auf den Boden kommen nun kleine vereiste Stellen, die wohl gestern tauen konnten und über Nacht wieder vereist sind. An manchen Stellen hat der Wind den Schnee in die Rinnen geblasen. Hier sinkt man bis zu 40cm tief ein.

Weit ist es nicht mehr bis zum Gipfel des Hocheck (2651m). Noch eine letzte schneebedeckte Rinne und dann auf dem kleinen Rücken hinauf zum Gipfelkreuz.


Eine herrliche Aussicht bei traumhaftem Wetter, wenn nur dieser eisige Wind nicht wäre.
In Blick vorbei an der Unterstandshütte, hinüber zur Mittelspitze.

Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Ich gehe weiter und alles läuft ohne Probleme.
2. Ich gehe weiter, aber aufgrund des Schnees wird die Überschreitung zur Qual. Jeder Schritt muss genau bedacht werden und absolute Vorsicht ist geboten. Das Bergerlebnis rückt in den Hintergrund.
3. Ich gehe weiter, rutsche unglücklich im Schnee oder auf Eis aus und lande irgendwo 100, 200 oder 400m tief unten.
4. Ich drehe um.

Ich entscheide mich für Variante 4 und drehe lieber um. Mit einem Klettersteigset hat man hier vielleicht Vorteile, aber es bringt einem auch nichts, wenn man an einer ungesicherten Stelle abrutscht. Der Berg läuft ja nicht weg. Dann komme ich eben wieder, wenn das Wetter besser ist, bzw. der Schnee geschmolzen ist.
„Bergsteigen ist für mich kein Wettkampf. Es ist mein Leben.“ (Gerlinde Kaltenbrunner)
Auf dem Abstieg zum Watzmannhaus kommen mir einige Bergsteiger entgegen. Manche nur mit Ziel das Hocheck zu besteigen (was ohne große Probleme machbar ist) und manche liebäugeln mit der Überschreitung, wobei sie sich am Hocheck endgültig entscheiden wollen.

Als das Watzmannhaus auftaucht lässt es das Gelände auch wieder zu etwas schneller zu gehen, bzw. den Downhill etwas auszukosten. Interessante Strecke, die sich aber aufgrund des vielen Gerölls nicht besonders schnell laufen lässt.
Im Watzmannhaus gönne ich mir noch einen Kaffee bevor ich mich den Downhill zur Wimbachbrücke nach unten stürze. Hier erfahre ich auch, dass der Hüttenwirt den Leuten von einer Überschreitung abrät. Der Schnee und gerade der Wind, der den Schnee in die Rinnen geblasen hat, sollten nicht unterschätzt werden. Da lag ich mit meiner Entscheidung wohl gar nicht so falsch.
Der Downhill verläuft ohne Probleme und lässt sich gerade im oberen Bereich bis zur Mitterkaseralm anspruchsvoll, aber trotzdem schnell, laufen.

Ab der Alm wird aus dem Weg wieder eine Forststraße.
Einen kleinen Umweg über die Schapbach-Alm, aufgrund der Baumfällarbeiten, ist auch noch drin. Gegen 9:00 Uhr bin ich wieder am Auto und fahre mit tollen Bildern, interessanten Eindrücken, aber keineswegs enttäuscht, nach Hause.
Eine interessante Tour, die leider aufgrund des Schnees verkürzt werden musste. Wie gesagt, der Berg läuft nicht weg und wenn es dieses Mal nicht geklappt hat, dann eben beim nächsten Mal.
Ich komme wieder.

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