Rennsteiglauf Halbmarathon

Bevor es in knapp 1 1/2 Monaten zum Salomon Zugspitz Supertrail geht, will ich im Vorfeld mal etwas „Rennluft“ schnuppern. Das wellige Profil des Rennsteiglaufs bietet sich da geradezu an und lieber mache ich auf einem Halbmarathon Fehler und lerne dazu, als bei längeren Strecken.
Schon am Vortag bei der Startnummernausgabe im Halbmarathon-Startort Oberhof wurde klar, das wird morgen ein gut besuchter Lauf.

7000 Läufer haben sich für den Halbmarathon gemeldet. Hinzu kommen etliche Läufer auf dem Marathon und dem Supermarathon (72,2 Kilometer). Mit den Crossläufen für Kinder, Jugendliche, einem Special-Cross für Menschen mit geistiger Behinderung und den Nordic-Walkern kommt man so auf über 16000 Teilnehmer.
Das macht den Rennsteiglauf, der in diesem Jahr sein 40. Jubiläum feiert, zum größten Landschaftslauf Mitteleuropas.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. 21,09 Kilometer, 438 Höhenmeter Aufstieg und 525 Höhenmeter Abstieg warten. Es geht von Oberhof nach Schmiedefeld und knapp 6000 Läuferinnen und Läufer, warten bei kühlen 5 Grad, aufgeteilt in sechs Startblöcke, auf den Startschuss.

Jan und Stefan sind mit von der Partie. Während Jan aufgrund seines verletzungsbedingten Trainingsrückstands eine Zeit um 2:20 Stunden anpeilt, habe ich vor unter zwei Stunden zu bleiben.
Zwar bin ich schon Strecken jenseits der 20 Kilometer gelaufen, aber noch nie einen Halbmarathon und schon gar nicht mit irgendwelchen Zeiten als Ziel. Von kleineren Läufen weiß ich aber, dass zwei Stunden durchaus realistisch sind. Stefan, der eigentlich viel schneller läuft, beschließt mich zu begleiten.
Mit dabei ist mein Rucksack mit kompletter Ausrüstung, wie ich ihn auch beim Zugspitz Supertrail tragen werde.
Eigentlich müssten wir ja, aufgrund der Zuweisung im sechsten Block starten, aber wir reihen uns etwas weiter vorne ein. Beeinflusst wird die Zeitmessung dadurch nicht, da jeder seinen persönlichen Chip hat, der die Zeit am Starttor und am Zieltor misst.

So ganz weiß ich noch nicht, wie ich mit der Situation am Start umgehen soll. Aus den Boxen dröhnt Stimmungsmusik, die Menschen singen mit und ich stehe mittendrin, zwischen tausenden von Leuten. Hat so ein bisschen was von der Animation im Cluburlaub; für jemanden wie mich, der normalerweise immer alleine auf einsamen Pfaden unterwegs ist, wirkt die Situation schon etwas befremdlich.

Dann fällt der Startschuss, die ersten zwei Blöcke laufen los und wir rücken auf und warten nun auf unseren Startschuss.
Pünktlich um kurz nach halb acht geht es für uns los und der Tross aus zwei Blöcken, mit jeweils 1000 Läuferinnen und Läufern, setzt sich in Bewegung.

Mein iPod scheint genau zu wissen was ich jetzt brauche und die Shuffle-Funktion leistet ganze Arbeit. Mit motivierender Musik geht es im Slalom durch das Läuferfeld. Auf dem Grünstreifen, Asphalt, Seitenstreifen…irgendwo findet sich immer eine Lücke durch die man weiter nach vorne kommt.
Das Tempo kommt mir relativ flott vor. Bei diesen Massen hätte ich mir das wesentlich langsamer vorgestellt, aber wenn es mal läuft, dann läuft es.

Nach dem ersten Teilstück auf der Straße geht es nun in den Wald, auf den Rennsteig. Jetzt wird es etwas trailiger und mittlerweile hat sich auch das Läuferfeld schon etwas auseinander gezogen. Wenn der breite Wanderweg ein Überholen nicht zulässt, dann weicht man eben nach links oder rechts aus und läuft etwas neben dem Weg…an der Ausrüstung wird es schon nicht scheitern.
Irgendwie scheint mein iPod heute im Rennmodus zu sein. Die Songs passen wie die Faust aufs Auge und ein Blick auf die Uhr verrät, dass wir gut in der Zeit liegen. Das Laufen in der Masse motiviert unheimlich. Immer wieder sieht man jemanden vor sich, den man unbedingt überholen will und überhaupt scheint man irgendwie viel schneller unterwegs zu sein.
Auch die Stimmung ist echt super. Ein kurzer Plausch über die Schuhe des Nachbarn oder Abklatschen mit den Zuschauern am Rand; coole Atmosphäre.

Bei Kilometer 10,

ein Blick auf die Uhr: Die Zeit passt; unter zwei Stunden ist machbar, aber Lust habe ich keine mehr. Aber jetzt bin ich hier, der höchste Punkt der Strecke liegt schon hinter mir, also kann der Rest nur noch besser werden.

Gerade in den steileren Downhill-Passagen macht es sich bemerkbar, dass ich nicht zum ersten Mal bergab laufe. Schön gemütlich die Bremse aufmachen, etwas regenerieren, Fahrt aufnehmen und weiter hinunter.
Kilometer 16 und dieses musikalische Wunderwerk mit dem Apfel schafft es immer noch, irgendwo, irgendwelche Kräfte in meinem Körper zu mobilisieren. Das ist Motivation und sogar zu Späßen bin ich noch aufgelegt. Jetzt bloß nicht einbrechen, denn ich kann ja nicht hoch motiviert an den Leuten im Downhill nach unten fräßen, um mich dann wieder überholen zu lassen.
Ich habe keine Ahnung wo diese letzte kurze Steigung vor dem Ziel auf einmal herkam, aber auch hier geht es mit der richtigen Musik nach oben. „Eye of the tiger“ und zack, da werde ich auch schon mit der Musik des Veranstalters bestrahlt.
„Thunderstruck“ von AC/DC und als absoluter Kontrast, auf der Zielgeraden, das Rennsteiglied.

Von mir aus könnten sie jetzt auch Heino spielen, denn dort vorne ist das Ziel und jetzt kann mich keiner mehr stoppen, schließlich machen die Zuschauer am Rand auch ordentlich Rabbatz.
„Piep“ der Laufchip ist über die Matte im Ziel, Ende, fertig.
Durchgehen, Medaille in Empfang nehmen und dann erst mal ein bisschen Powerbrause am Getränkestand tanken.
Zielzeit 1:46:05, 801. Platz insgesamt und Platz 166. in meiner Altersklasse…super Sache, aber jetzt bin ich auch fertig.

Während wir auf Jan warten, laufen nebenan die ersten Kinder des Crosslaufs ins Ziel. Während sie von ihren Eltern hinter dem Zaun bejubelt werden, brechen manche Kinder in Tränen aus. Ist es Freude, Leid, Schmerz, Unlust…man weiß es nicht und wird es vielleicht nie erfahren.

Jan müssen wir später leider am Sani-Zelt abholen. Bei Kilometer 20 konnte er nicht mehr laufen, da sich seine alte Verletzung zurück gemeldet hat. Acht Kilometer hat er noch versucht irgendwie ins Ziel zu kommen, aber kurz vor Schluss ging es dann leider nicht mehr…kein Problem, dann eben im nächsten Jahr.

Ein toller Lauf geht zu Ende. Ich bin mit meiner Zeit sehr zufrieden und freue mich jetzt noch mehr auf den Zugspitz Supertrail.

Vielen, vielen Dank an Stefan, der mich begleitet hat und mich auf den 21 Kilometern über den Rennsteig gezogen hat. Ohne ihn, hätte ich mein Tempo sicherlich einige Male verschleppt.
Vielen Dank natürlich auch an Jan für die Unterbringung und die Bewirtung. Im nächsten Jahr starten wir sicherlich einen neuen Versuch.

Eine Bitte an die ganzen „Hobby-Profiläufer“ die sich in ihren High-Tech-Klamotten die High-Tech-Power-Gels während dem Lauf einflösen:
Seid bitte auch so „Profi“, dass ihr euren Müll nicht auf den Weg schmeißt, sondern wieder in die Tasche steckt! Die drei Gramm mehr werden eure Zielzeit nicht beeinflussen.
Danke

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