Meine heutige Zwei-Tages-Tour führt mich einmal auf einer großen Runde durch das Steinerne Meer, mit Übernachtung im Kärlingerhaus und einem Abstecher zum Funtenseetauern.
Der Wetterbericht sagt für Samstag ein paar Sonnenstunden um die Mittagszeit voraus, gegen Abend Gewitterneigung und für Sonntag perfektes Wetter, zumindest bis zum Eintreffen der nächsten Gewitter am Nachmittag.
Die Autofahrt an den Königssee, die Überfahrt mit dem ersten Boot und die ersten Höhenmeter machen schnell klar, dass es heute sicher nicht brütend heiß werden wird, aber dafür auch die Sonne wirklich nur ein paar wenige Stunden zum Vorschein kommen wird.
Es geht über den Schrainbach, geradewegs zur Saugasse. Ich bleibe dabei: Die Saugasse ist, trotz ihres schlechten Rufes und der unendlich vielen Serpentinen, ein wirklich toller Abschnitt, mit konstanter Steigung (im Abstieg natürlich mit konstantem Gefälle) und einem sehr guten Untergrund. Den Gämsen gefällt es hier auch.
Ich bin heute ziemlich flott unterwegs und gönne mir bereits nach 1 Stunde und 40 Minuten in kühles Erfrischungsgetränk am Kärlingerhaus.
Nach dem teils knackigen Aufstieg beginnt jetzt der gemütlichere Teil, die Runde durch das Steinerne Meer.
Das Wetter ist nicht wesentlich besser geworden, aber immerhin ist es trocken (abgesehen von der hohen Luftfeuchtigkeit) und nicht zu heiß.
So geht es also vorbei am Funtensee, hinauf in das Herz des Steinernen Meeres und hinüber zum Riemannhaus.
Anfangs warten noch ein paar Höhenmeter auf mich,
aber danach geht es im moderaten bergauf und bergab weiter.
Die Wolken- und Nebeldecke reißt auf und man erkennt allmählich die Schönfeldspitze.
Das Gute an diesem Wetter ist natürlich auch, dass man nicht so viel Wasser benötigt, denn ist es erst einmal leer, dann sieht es hier oben schlecht aus mit Auffüllen. Zwar befindet man sich hier mitten im „Meer“ aber Wasser gibt es nur an ganz wenigen Stellen; und die muss man erst einmal finden.
Die Landschaft hier oben ist schon etwas Besonderes und das Wechselspiel zwischen Nebel, Wolken und Sonne sorgt für die richtige Stimmung.
Wenige Minuten vor dem Riemannhaus zieht die Sonne dann mal wieder den Kürzeren und der Nebel dominiert das Bild.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter, über den Eichstätter Weg, hinüber zum Ingolstädter-Haus.
Diesen Wegabschnitt kenne ich noch nicht und eigentlich hoffe ich auf ein paar neue Eindrücke der umliegenden Berge, aber es wird mal wieder eine Mischung aus kurzen Sonnen-Momenten und mehr oder weniger dichtem Nebel, wobei der Nebel nach gut 20 Minuten endgültig gewinnt.
Die Reste des Winters sind hier noch deutlich erkennbar und ich behaupte einfach mal, dass man die vielen Schneefelder um diese Jahreszeit hier normalerweise nicht mehr vorfindet. Zwar stellen die Schneefelder und deren Querung keine großen Probleme dar, aber aufpassen sollte man trotzdem. An eins/zwei Stellen sollte man besser nicht ausrutschen.
Alpin.de hat dazu vor ein paar Wochen einen nützlichen Artikel veröffentlicht.
Der Weg vom Riemannhaus zum Ingolstädter-Haus verläuft insgesamt flacher als der Anstieg vom Kärlingerhaus zum Riemannhaus. Die Orientierung stellt dank der guten und vielen Markierungen keine Probleme dar, jedoch sollte man sich bewusst sein, dass man auch im dichtesten Nebel die Markierungen aus den Augen verlieren kann und dann wird es schwer wieder auf den Weg zu kommen, denn hier oben sieht im Nebel alles gleich aus.
Nach der obligatorischen Pause am Ingolstädter-Haus geht es nun zum letzten Teilstück, dem Abstieg hinunter und hinüber zum Kärlingerhaus.
Vorbei an den vielen unzähligen Murmeltieren, die sich hier oben im Bereich der Hütten tummeln,
geht es auf ziemlich genialen Trails,
zum wohlverdienten Kaffee, Kuchen, der Dusche, dem Abendessen und dem Nachtlager im Kärlingerhaus.
Details der heutigen Etappe:
Aufstieg: 2025 Höhenmeter
Abstieg: 1150 Höhenmeter
Länge: 26,9 Kilometer
Dauer: 6 Stunden 15 Minuten
5:45 Uhr am nächsten Morgen, ein Blick aus dem kleinen runden Fenster im Matratzenlager; der Himmel ist grau. Nebel oder Wolken…schaun mer mal.
Sachen packen, Frühstücken, fertig machen und raus vor die Hütte.
OK, es ist frisch, aber was will man vom kältesten Ort Deutschlands auch anderes erwarten. Der graue Himmel sind keine Wolken, sondern es ist die typische Nebeldecke über dem Funtensee.
Nach den ersten Metern wird klar, dass Wetter ist perfekt, perfekt für einen Aufstieg auf den Funtenseetauern. Nachdem ich mit Kai und Tim im letzten Jahr unterhalb des Gipfelgrates umgekehrt bin, gibt es heute den nächsten Versuch.
Je höher ich aufsteige, desto dünner wird die Nebelschicht.
Zuerst blitzt die Schönfeldspitze hervor,
dann der Schneiber und der Hundstod
und schließlich liegt der Nebel über dem Funtensee weit unter mir und der strahlend blaue Himmel über mir.
Der Aufstieg zum Funtenseetauern ist nicht sonderlich gut ausgeschildert, geschweige denn markiert. Oft sind es nur alte, verwitterte Markierungen auf den Felsen, vereinzelte Steinmännchen oder ausgetretene Steigspuren, denen ich folge.
Den Schafen scheint es hier oben zu gefallen…ja, mit euch würde ich gerne tauschen.
Ein paar kurze Kletterstellen gilt es auf dem Weg zur Stuhlwand zu überwinden, bevor es über den lang gezogenen Rücken der Stuhlwand, in einigen Serpentinen, hinauf zum Stuhljoch geht.
Die Aussicht ist einfach fantastisch. Auf der einen Seite der Watzmann und im Tal der in Nebel gehüllte Königssee
und auf der gegenüberliegenden Seite die Schönfelspitze, das Steinerne Meer und in der Ferne die Hohen Tauern.
An dieser Stelle sind wir damals umgekehrt und für mich geht es jetzt weiter, durch eine Rinne, hinauf auf den Grat.
Oben angekommen erkennt man schon die Wetterstation und weiter hinten den Gipfel mit dem Gipfelkreuz.
Der Grat ist äußerst schmal und fällt nach beiden Seiten steil ab. Stellenweise liegt loses Geröll herum und nach einigen Metern entscheide ich mich umzukehren. Dieser Grat bringt mich und meine leichten Schuhe an die Grenzen.
Bei der Watzmann-Überschreitung (ohne Klettersteigset) hatte ich keine Probleme, aber hier ist mir die Sache doch etwas zu heikel. Ein schmaler Grat gerne, aber nicht so lang.
Ich könnte jetzt sicherlich weiter gehen und würde bestimmt auch irgendwann drüben ankommen, aber ich will die Tour ja in guter Erinnerung behalten und nicht als „K(r)ampf auf dem Grat“.
Es gibt von der anderen Seite, über die Wasseralm und den Unsunnigen Winkel, einen weiteren Aufstieg den ich bei nächster Gelegenheit probieren werde. Es gibt auch die Möglichkeit über einen Steig in der Wand den Gratabschnitt zu umgehen, aber diesen Steig finde ich nicht.
Also, keine Problem, einfach umkehren und wieder runter.
Ein letztes Mal die Aussicht genießen
und dann beginnt der Downhill über fast 2000 Höhenmeter.
Vorbei am Kärlingerhaus, das sich mittlerweile aus dem Nebelloch gekämpft hat
und dann über die Saugasse (hab ich schon erwähnt wie gerne ich die Saugasse laufe) hinunter nach St. Bartholomä (Kärlingerhaus-Saugasse 1 Stunde 15 Minuten).
Eine grandiose Tour geht zu Ende und das Wetter war fast perfekt. Eine bessere Sicht am ersten Tag wäre super gewesen, aber da ich die meisten Abschnitte ja schon kannte, war das nicht ganz so schlimm.
Der Funtenseetauern ist ein anspruchsvoller Berg, der mich aber nicht zum letzten Mal gesehen hat. Wir sehen uns wieder, dann von der anderen Seite.
Die angegebenen Gehzeiten dienen nur zu meiner Orientierung für weitere Touren und Kombinationen und sollten nicht als Richtschnur für eine Wanderung genutzt werden. Hierfür bietet sich die Broschüre des Deutschen Alpenvereins an. „Von Hütte zu Hütte – Das Steinerne Meer“
Hier geht es zu meinem Artikel zum Steinernen Meer auf dem Berchtesgadener-Land-Blog.
21 Gedanken zu “Trailrun durch das Steinerne Meer”
Hallo Steve,
eine tolle Tour. Ich staune mal wieder, wie schnell man solche Strecken zurücklegen kann. Ich kenne die ja aus der Wandererperspektive. Stunde 40 zum Kärlingerhaus. Mannometer. Und nebenbei fotografierst Du noch.
Aber ich finde auch: Das Steinerne Meer ist was ganz besonderes.
Viele Grüße,
Uli
Hallo Uli,
ja, da war ich ziemlich flott unterwegs…es lief ziemlich gut :-).
Mal schauen, wann es mich wieder in die Ecke verschlägt; da gibt es noch so viel zu entdecken.
Viele Grüße
Steve
Ach da liegt der Funtensee… Schöne Bilder! Berichte weiß man um so mehr zu schätzen, wenn man ein ganzes Wochenende in der (sonnigen…) Stadt verbracht hat.
Sonnige Stadt…was ist das? 😉
Das Steinerne Meer sieht aus wie von einer anderen Welt und erinnert mich einwenig an die Karl-May-Filme.
Stimmt, eine gewisse Ähnlichkeit ist erkennbar und wie in einer anderen Welt fühlt man sich dort oben allemal.
Was ganz Seltsames, musst du nicht kennen, Steve! ^^
Wahnsinns Fotos, also diesmal ist mir echt der Mund offen stehen geblieben – nicht nur wegen den Motiven, sondern auch wegen der Qualität! Und die Schuhe würd ich dir eh gern von den Füßen reißen, aber das ist ja nix Neues. 😉
P.s.: Und Gratulation zum ersten BGL-Blogbeitrag!
Danke 😉
Da bin ich ja beruhigt. 😉
Heute war echt gutes Fotowetter und noch dazu hatte ich die „größere“ Kamera dabei, da die kleine wohl endgültig den Geist aufgegeben hat.
Die Schuhe sind die Asics Gel Fuji Trainer. Hatte ich zum ersten Mal an und da mussten sie gleich zeigen was sie können. Der Testbericht folgt irgendwann die nächsten Wochen, wenn die Teile noch ein paar mehr Kilometer runter haben.
tolle eindrücke steve. das gelände wäre mir teilweise schon zu technisch für die lauferei. da liegt zum teil auch an meinem sprungelenk, ich kann noch nicht so wie ich will 🙁
Danke dir.
Teilweise war an laufen nicht zu denken, denn ein falscher Tritt und du fällst, zwar nicht unbedingt tief, aber hart.
Ich nehme da auch lieber etwas Tempo raus und komme heil an. Hatte auch schon ein paar Umknick-Erlebnisse, die zwar glimpflich ausgegangen sind, aber sich nicht wiederholen müssen.
Was für fantastische Bilder – auch wenn es natürlich viel viel schöner bei gutem Fotowetter ist, faszinieren mich auch die nebligen Fotos immer wieder aufs neue 🙂
Danke dir Ariana 😉
Wenn ich von deinen tollen Ausflügen lese und dazu hautnah das Abenteuer wegen der sehr guten Fotos mit erleben kann, überfällt mich ein prickelndes Gefühl, kann man kaum ausdrücken, ich könnte auf laufenden Band Oh, Ah, wie schön, tolle Natur, Einsamkeit, schwindelnde Höhe etc. rufen, und ich kann immer wieder nur betonen – toll, dass du solche Touren unternimmst. Aber laufen kann man doch nicht immer, wie stelle ich mir deine Tour vor ?
Im übrigen das letzte Bild am Königssee – so habe ich ihn auch erlebt – ich fand diesen Massentourismus und das Abkassieren auf dem Riesenparkplatz grausig und wollte dort schnell weg, so schön der See auch ist, aber dieser Massentourismus direkt dort unten ist ätzend, zum Glück kann man, so man will, schnell entkommen !! 🙄
Vielen Dank Margitta. Es freut mich, dich immer auf eine Reise mitnehmen zu können. 🙂
Mit dem Laufen ist das immer so eine Sache. Bergab geht eigentlich fast immer und bergauf hängt sehr stark vom Gelände und der Tagesform ab. Wenn das Laufen zu viel Kraft kostet, dann gehe ich zum schnellen Gehen über und bin damit im Normalfall schneller, als wenn ich mit kleinen Schritten nach oben tippele. Zwischendurch sind dann immer mal wieder ein paar Laufstücke und Gehpassagen zur Erholung dabei.
Bei dieser Tour bin ich die ersten 1000 Höhenmeter ohne Probleme durchgelaufen. Das ging in dem Gelände und mit der „moderaten“ Steigung sehr gut. Ab dem Funtensee wird es dann steiler und im Steinernen Meer auch technischer, da bin ich dann im Gehen schneller. Bis zum Ingolstädter-Haus wechselten sich Geh- und Laufpassagen ab und ab dem Ingolstädter-Haus geht es fast nur noch bergab, da kann man es dann wieder wunderbar laufen lassen.
Mit dem Tourismus ist das immer so eine Sache. Auf der einen Seite ist er natürlich wichtig für die Region, aber auf der anderen Seite habe ich auch lieber meine Ruhe. Ich suche mir meistens abgelegene Routen, gehe bei schlechtem Wetter oder früh morgens los. Manchmal ist die Begegnung mit so manchen Zeitgenossen aber auch sehr amüsant…das gehört dazu und man arrangiert sich. 🙂
Lieber Steve. Tolle Tour und spannender Bericht. Wirklich erstaunlich in welcher Zeit du das schaffst (und dazu noch fotografierst 😉 Schön, dass du jetzt auch im BGLT-Blog schreibst und so auch andere Leser teilhaben läßt an deiner Welt. Danke, Stephan 😉
Hallo Stephan,
ich habe zu danken, für die Aufnahme in euer Blogger-Team. Der nächste Artikel schwirrt mir schon durch den Kopf. 😉
Viele Grüße
Steve
Servus Steve,
mal wieder eine wahnsinnige super tolle Tour von Dir mit spitzen Fotos.
Frage: Wie viel Gepäck hast du da eigentlich dabei?
Musst ja einen sehr großen Rucksack haben – oder etwa nicht?
Wie machst du das?
Hoffentlich kann ich wenn ich Zeit habe auf Deinen Spuren „trailen“.
Gruß
Hubert
Danke dir Hubert.
Momentan bin ich mit dem Advanced Skin SLAB 12 von Salomon unterwegs (12 Liter). Auf dieser Tour hatte ich dabei: 1,5l Wasser, Kamera, 0,23l Wasserflasche, Handtuch, Hüttensocken, Hüttenschlafsack, Wechselhose, Wechselshirt, Regenjacke, Armlinge, Stöcke, Handy, MP3-Player, Geldbeutel, Duschgel, Zahnbürste, Müsliriegel, Erdnüsse…das passt schon alles irgendwie rein.
Bin jetzt niemand der extrem ultra-leichte Sachen kauft, aber ich achte schon auf Gewicht und Packmaß.