Zwieselalm und Killertrail

Ein Blick aus dem Fenster…bewölkt.
Der noch leicht angeschlagene Körper hält sich zurück.
Also geht es erst noch mal auf die Couch.
Dann, gegen 09:00 Uhr bricht die Sonne durch und mein Körper sagt: „Auf geht’s! Angeschlagen hin oder her. Geh die Sache langsam an und dann wird das schon. Du hast die Wahl. Entweder den ganzen Tag auf der Couch liegen oder du tust mir etwas Gutes, bringst mich an die Luft, setzt mich der Sonne aus. Frische Bergluft, das wäre jetzt was!“
OK, er hat ja Recht und ganz ohne Hintergedanken habe ich mir den Bauch gestern am chinesisch-mongolischen Buffet auch nicht vollgeschlagen und eine Idee für den heutigen Lauf habe ich ja auch schon…und zack sind die Laufklamotten an, der Rucksack gepackt, die Schuhe geschnürt und ich bin in Bewegung.
Der Trailrun startet heute mal wieder an der Haustür und so geht es natürlich, in alt bewährter Weise, zunächst zur Padinger Alm.
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Die Sonne ist draußen, die ersten grünen Flecken sind unter dem Laub zu entdecken, der Bärlauch sprießt und sogar die ersten Blumen kommen schon raus. Ich würde mal sagen: „Alles richtig gemacht!“
An der Padinger Alm biege ich links ab und bahne mir den Weg auf dem steinigen Trail nach unten Richtung Listwirt und von dort geht es weiter zum Listsee.
Am See rechts vorbei, durch den Wald, hinauf zum Wanderweg zur Zwieselalm. Auf ca. 800m meldet sich dann der Schnee zurück. Zum Glück nicht vom Himmel, da lacht noch die Sonne, aber auf dem Boden meldet er sich zurück.
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Zunächst sind es nur wenige Zentimeter, aber ab 1000m ziehe ich mir dann doch lieber die Gamaschen an, denn auf dem Mulisteig, hinauf zur Zwieselalm, liegt dann noch etwas mehr.
Im Sommer ist der Mulisteig genial und bietet mit seinen vielen Stufen richtig Abwechslung. Im Winter ist er etwas langweiliger aber nicht weniger schön. Vom frühlingshaften Tal, tauche ich nun in das Winter-Wonderland.
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Unterhalb der Zwieselalm, am Lawinenhang, ein kurzer Check der Schneedecke. Lawinenwarnstufe 2, eine lockere Gleitschicht auf festem Harschdeckel…sollte keine Probleme machen. Vorsichtig geht es über den Hang hinüber in den Wald und dann die letzten Höhenmeter zur Zwieselalm.
Dort angekommen, versinke ich erst einmal bis zur Hüfte im Schnee.
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Was man hier sieht ist nicht der Eingang zur Hütte, sondern der erste Stock.
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Der Wind hat hier oben ganze Arbeit geleistet und den Schnee meterhoch verfrachtet.
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Eigentlich wollte ich noch weiter bis zum Gipfel, aber an Laufen ist ab hier nicht mehr zu denken. Es gibt keine Spur und mit weiteren Verfrachtungen ist zu rechnen. Das wird mehr Spuren als Laufen und darauf habe ich heute eigentlich keine Lust.
So genieße ich erst einmal die Aussicht, auch wenn diese durch die Wolken und den Dunst etwas getrübt wird.
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Die Ruhe wird dafür nicht getrübt, denn weit und breit ist mal wieder keine Menschenseele unterwegs.
Nach der Pause geht es wieder an den Abstieg, aber nicht direkt nach Hause, denn es gibt einen Plan B.
So geht es zunächst über den Mulisteig wieder 400 Höhenmeter nach unten,
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und am Ende des Steigs geht es nicht wie gewohnt weiter zum Listsee, sondern ich quere hinüber zum Jochberg-Parkplatz.
Von dort geht es entlang der Bauernhöfe wieder auf den Trail, der mich nun zur Höllenbachalm führt.
Der Schnee ist weniger geworden und im moderaten Auf und Ab geht es durch den Wald, hinüber zur Alm.
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Was jetzt kommt dürfte klar sein, zumindest wenn man die Überschrift mit dem kleinen Abenteuer vom letzten Wochenende in Verbindung bringt.
Von der Alm geht es über einen kleinen Trail
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und anschließend über ein Stück Forststraße, hinüber zum Hellrivertrail!
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Jetzt gibt es wieder Gardaseefeeling, beim Abstieg hinunter zum Thumsee. Schneefreie Trails, strahlende Sonne und unten der See…einfach herrlich!
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Kurz vor der Straße dann der zweite Streich: CONNECTIVITY MADNESS!
Wie schon letzte Woche geht es auf schmalen Trails und teils weglos hinüber zum Killertrail, immer unter Beachtung der goldenen Regel: Wenn du Connectivity Madness läufst, dann müssen die Schuhe hinterher dreckiger sein als beim Einstieg!
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Mission accomplished…schon nach wenigen Minuten!
Letzte Woche hatten wir noch das Problem, dass wir den richtigen Trail knapp verfehlt hatten, aber trotzdem gut durchgekommen sind.
Heute habe ich das Gefühl total anders zu laufen und vom Bauch her würde ich sagen, dass ich etwas zu weit unten bin. Also geht es ein paar Meter nach oben und weglos weiter, bis ich wieder auf einen Trail treffe.
Und das ist diesmal ein Volltreffer. Ich bin noch weiter oben als letzte Woche und finde tatsächlich den Trail, den wir letzte Woche gesucht hatten…genial!
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Dieser Trail ist genial, verwachsen, schmal und zieht sich schön moderat durch den Hang, genau dahin, wo ich hin möchte. Er spuckt mich wenige Meter unterhalb des Einstiegs zum Killetrail wieder aus und nur 20 Sekunden später stehe ich auf dem Killer.
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Kurz durchatmen und los geht’s. Noch nie habe ich so eine große Schleife gedreht um an den Killer zu kommen…da dürfen die Oberschenkel ruhig ein bisschen brennen. Die Kamera halte ich während dem Aufstieg in der Hand, denn es ergeben sich immer wieder tolle Motive.
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Dann sehe ich den Hillary Step. Ich wechsle die Kamera in die linke Hand, um mich mit der rechten im oberen Abschnitt an den Seilen festhalten zu können.
Die Arme schwingen noch locker mit und irgendwie bringe ich es fertig, mit dem linken Arm etwas zu weit auszuholen, so dass ich beim Vorführen am Oberschenkel hängen bleibe.
Zack, fliegt mir die Kamera aus der Hand, auf den Abhang und beginnt nach unten zu Purzeln. „Scheiße…Nein!“, sind die einzigen zwei Worte die ich raus bringe, während die Kamera das erste Mal auf den Boden aufschlägt, im hohen Bogen weiter fliegt, erneut aufschlägt und noch höher zu fliegen scheint. Bei 100 habe ich aufgehört die Überschläge in der Luft zu zählen. Hilflos stehe ich auf diesem steilen Trail und sehe meiner Kamera (übrigens eine Canon PowerShot G9) dabei zu, wie sie den grasigen Abhang nach unten poltert.
Wie durch dein Wunder bleibt sie ca. 20m tiefer im Gras liegen, sogar so, dass ich sie von hier oben noch sehen kann. Sofort laufe ich nach unten und versuche sie zu finden, was mir relativ schnell gelingt.
Sie hat den Sturz überlebt. Zwei Einstellknöpfe haben sich verstellt, aber mehr auch nicht. Das Teil ist am Killertrail abgestürzt und funktioniert noch tadellos. Eine echte Trailrunner-Kamera!
Nach diesem kurzen Schock geht es nun an die letzten Meter, diesmal mit verpackter Kamera, hinauf zum Hillary Step und dann folgt der Aufschwung auf das Plateau.
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Da bin ich, etwas platt, leicht außer Atem, aber total glücklich. Nicht nur, dass die Kamera noch funktioniert, sondern weil es bis jetzt ein absolut phänomenaler Run ist.
Ich genieße die Aussicht mit Musik und da hier oben sowieso niemand vorbei kommt, kann ich dazu auch schön laut mitsingen.
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Nach einer ausführlichen Gesangsstunde geht es weiter, hinüber zum Videospiel und wieder nach unten.
Der letzte knackige Downhill, bevor es relativ flach auf Forstwegen und zum Ende hin auf Radwegen, wieder nach Hause geht.
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Über den Salinenweg geht es im Anschluss vor zum Seerosenteich und dann über Karlstein und die Weitwiese wieder nach Hause.

Ein absolut genialer Lauf, der wirklich alles geboten hat. Sonne, kalter Wind, geniale Trails, Winterlandschaften, Schneemassen, Frühling, Sonnenbrand im Gesicht und noch vieles mehr.
Am Ende sind es 26,3 Kilometer und 1754 Höhenmeter Trailaction, direkt von der Haustür weg!

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