Erste Königssee-Umrundung 2013

34,6 Kilometer und 2550 Höhenmeter, das sind die technischen Daten der klassischen Königssee-Umrundung und genau diese Tour steht heute auf dem Programm und vielleicht noch ein bisschen mehr.
Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr und eine Stunde später stehe ich am Parkplatz Königssee, packe meine Sachen und mache mich auf den Weg.
Man kann durchaus sagen, dass die Königsee-Umrundung, mit all ihren Varianten, meine Lieblingsrunde ist und nachdem ich Ende März bei der Tour auf den unteren Steigen, lawinenbedingt den Rinnkendlsteig ausgelassen habe, geht es eben heute an die klassische Runde, allerdings mit dem Hintergedanken im Kopf, dass aufgrund des schneereichen Winters, irgendwo im Stiergraben Schluss sein kann.
Das erste Stück Straße geht sehr flott und ab der Hochbahn nehme ich meine Stöcke zur Hilfe und gehe über in einen schnellen Gehschritt. Das schont Kraft, bei fast gleich bleibender Geschwindigkeit. Immerhin ist das meine erste längere Tour in diesem Jahr und mit nur 4 1/2 Stunden Schlaf, will ich die Sache heute nicht zu schnell angehen.
Dennoch packt mich das Tempo und ich komme zügig auf dem Hochbahnweg voran. Kurz vor der Königsbachalm ein erster blauer Fetzen, der durch das Gemisch aus Nebel und Wolken hindurch scheint.
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Flott geht es weiter und nach nur einer Stunde stehe ich an der Priesbergalm in der Sonne.
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Heute öffnen die ersten Almen und die ersten Kühe kommen auf die Almen oder bleiben noch etwas weiter unten auf der Niederalm.
Hier oben ist um 7:00 Uhr natürlich noch niemand unterwegs und so geht es nun einsam, auf den eigentlichen Trail, der direkt hinter der Priesbergalm beginnt. Keine Forststraße mehr, jetzt beginnt die Umrundung eigentlich erst richtig und mir geht an dieser Stelle jedes Mal wieder das Herz auf.
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Der Stiergraben hat sich nicht verändert…warum auch! Es kommt mir vor als wäre es gestern gewesen, als ich mit den Jungs für die Runner’s World Story hier unterwegs war.
Ab ca. 1600m beginnt der Schnee. Es ist weniger als ich vermutet habe, denn im letzten Jahr, als ich etwas später hier unterwegs war, lag noch genauso viel, wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr. Scheint also, als hätten die warmen Temperaturen schon ganze Arbeit geleistet.
Die Harschschicht lässt sich auf dem Weg nach oben gut durchstoßen und so verläuft der Aufstieg zum Hochgschirr relativ problemlos.
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Der Nebel und die Wolken ziehen den Stiergraben nach oben, schaffen es aber nicht bis ganz hinauf und so bleibt eine ungetrübte Sicht hinüber Richtung Windschartenkopf
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und auf der anderen Seite hinein ins Steinerne Meer.
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Jetzt beginnt der Downhill durch das Landtal. Zum Glück habe ich meine Schneeketten eingepackt, denn die Eisschicht ist auf dieser Seite wesentlich härter und ohne die Schneeketten hätte ich in mühevoller Arbeit Stufen treten müssen oder hätte es riskiert auf dem Schneefeld zu stürzen und wäre dann nach unten gerauscht.
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Zwar mindern die Ketten etwas die Downhill-Performance, aber für einen 60er-Downhill reicht es noch…und es geht sogar erstaunlich gut. Zwar sind die Teile garantiert nicht zum schnellen bergab-laufen gedacht, aber es geht einigermaßen.
Am letzten, kleinen Schneefeld breche ich ein, das rechte Bein steckt, während das linke weiter möchte. Instinktiv ziehe ich das rechte Bein nach, gerate ins Rutschen und befinde mich wenige Millisekunden später auf dem Schneefeld, auf dem Weg nach unten. Ich bringe beide Beine nach vorne und versuche mit den Schneeketten zu bremsen, was mir auch nach 4-5 Metern gelingt und ich komme zum Stehen. Zwar wäre ich nicht weit gerutscht, maximal 30 Meter, und ich hätte auch einen sanften Auslauf gehabt, aber dieses kurze Stück hat schon ausgereicht, um die ersten Spuren dieser Trailsaison zu hinterlassen.
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Alles halb so wild, sieht schlimmer aus als es ist…es brennt nur ziemlich unangenehm.
Ohne Schneeketten geht es nun weiter, durch das Landtal nach unten, Richtung Landtalsteig, der mich hinunter bringt zum Obersee.
Am Beginn des Steigs steht ein Schild „Felssturz, Weg gesperrt, Lebensgefahr!“.
Das ist natürlich nicht so toll. Ich kann nun weiter zur Wasseralm und dann versuchen über den Röthsteig nach unten zu kommen oder ich schaue mir die Sache auf dem Landtalsteig mal etwas genauer an. Die Neugier packt mich und ich entscheide mich für Variante zwei. Anmerkung: Es ist 8:30 Uhr und außer mir ist hier noch niemand unterwegs. Die ersten Wanderer steigen jetzt erst, vorne am Königssee, in die Boote.
Vorsichtig bahne ich mir meinen Weg auf dem Steig nach unten. Nach kurzer Zeit komme ich an die ersten Ausläufer des Felssturzes.
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Hier hat die Natur ganze Arbeit geleistet und wenn man bedenkt, dass der Landtalsteig erst sehr aufwendig an einige Stellen repariert wurde, so ist das natürlich doppelt bitter.
In Serpentinen geht es weiter nach unten und die Ausmaße des Felssturzes werden immer deutlicher. Geröll und Bäume liegen auf dem Weg und immer wieder muss man ausweichen oder über sie klettern.
Ein Blick nach oben verrät, mit welcher Wucht hier die Tonnen Gestein nach unten gerollt sind.
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Bäume sind umgeknickt wie Streichhölzer und liegen auf dem Weg. Geröll hat den Weg, Treppen und Stahlseile komplett unter sich begraben. Oft ist der Weg nicht mehr erkennbar und nur weil ich weiß, wie er normal verläuft und wo ich entlang muss, finde ich mich zurecht.
Der Abstieg nach dem Abzweig des Röthsteigs bietet das gleiche Bild. Geröll, Bäume und sehr intensive Zerstörung. Was immer hier abgegangen ist, es geschah mit aller Wucht.
Das Schild vom Anfang des Weges, steht auch am unteren Eingang. Beide Steige sind gesperrt und es wird wohl Wochen dauern, bis sie wieder freigegeben werden.
Ich rate jedem sich eine Alternative zu suchen, da es wirklich gefährlich ist. Selbst wenn man trittsicher und geübt ist, es reicht aus wenn jemand einen Stein von oben lostritt und dieser wie eine Kanonenkugel nach unten saust. Das ist früher schon ab und an passiert und ist jetzt, mit diesen Massen auf dem Weg, überhaupt kein Problem mehr.
Die Nationalparkverwaltung informiert auf dieser Seite über den Zustand der Wege.

Dennoch muss man jetzt nicht auf die Königssee-Umrundung verzichten. Alternativ kann man im Landtal Richtung Gotzenalm abbiegen und dann über den Kaunersteig nach Salet absteigen oder man wählt die Variante über das Landtal zur Wasseralm und dann hinüber zum Kärlingerhaus. Rein von den Höhenmetern gibt es da wenig Unterschiede, allerdings ist die Wasseralm-Variante länger, jedoch belohnt sie mit tollen Ausblicken auf den Königssee und einem möglichen Besuch des Funtensees, wenn man einen kleinen Umweg von 15 Minuten in Kauf nimmt. Zudem spart man sich die Suche nach dem Viehtriebsteig und kann gemütlich die Saugasse nach unten donnern.

Ich bin nun am Röthbachfall angekommen und genieße die Ruhe hier hinten auf der Wiese. Keine Menschenseele weit und breit, die hohen Felswände ragen rund um mich empor und die Wasserfälle donnern nach unten…gigantisch!
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Es geht weiter zur Fischunkelalm am Obersee
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und nach ein paar Fotos weiter nach Salet.
Der Vorteil vor den Wanderern hier unterwegs zu sein ist, dass sie einem jetzt nur entgegen kommen und man sie nicht überholen muss und gleichzeitig darauf achten muss, dass man mit entgegenkommenden Personen nicht zusammen stößt.
Von Salet aus geht es gleich auf den Viehtriebsteig am Neiger, der heute mal wieder extrem mit Zecken verseucht ist.
Dagegen hilft im Anschluss nur ein Bad im Königssee, der am Ufer schon angenehm warm ist, aber zwei drei Meter weiter draußen mich mit seiner eisigen Kälte, kurze Zeit später, wieder nach draußen treibt.
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Die obligatorische Spezi beim Fischer vom Königssee darf natürlich nicht fehlen, denn jetzt kommt der Rinnkendlsteig…der Scharfrichter!
Der hat es heute mal wieder in sich und zeigt mir schnell meine Grenzen auf. Eigentlich hatte ich mal geplant, an diese Runde noch eine Runde auf den unteren Steigen zu hängen, aber diese Idee schlage ich mir schnell wieder aus dem Kopf. So weit bin ich zu Beginn der Saison doch noch nicht und heute wird das bestimmt nichts mehr. Ein zweites Mal laufe ich den Scharfrichter sicher nicht.
Ich schraube mich kontinuierlich nach oben, immer das Ende im Blick.
Nach 70 Minuten stehe ich an der Archenkanzel.
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Jetzt nur noch rüber nach Kühroint, auf der Alm noch etwas trinken und dann auf dem Forstweg wieder hinunter zum großen Parkplatz.
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Das Trinken ist kein Problem, aber das Bergab gestaltet sich nach dem ersten Stück als zähe Aufgabe. Meine Oberschenkel krampfen an der Innenseite. Die Magnesium-Tabletten habe ich…im Auto…sehr gut!
Der linke Oberschenkel macht zu, aber mit einem lockeren Laufstil bekomme ich die Sache gut und den Griff und kann normal weiter laufen.
Vorbei am Einstieg zum Grünstein-Klettersteig und zack…mach der rechte Oberschenkel zu. Jetzt klappt die Sache mit dem lockeren Laufstil nicht mehr und ich muss mir etwas anderes überlegen.
Ich nutze meine Stöcke wie Krücken und versuche das rechte Bein so gut es geht, nicht zu belasten, laufe dabei aber trotzdem weiter. Sieht sicher sehr komisch aus, hilft aber und so löst sich mit der Zeit auch dieser Krampf und ich komme nach gut 7 1/2 Stunden wieder am Auto an.

Wieder mal geht eine grandiose Königssee-Umrundung zu Ende. Es hätte etwas besser laufen können, aber für die erste große Tour in diesem Jahr bin ich zufrieden.
Die gesperrten Steige müssen unbedingt gemieden werden und die möglichen Variationen sind auch sehr schön, ich würde sogar sagen landschaftlich noch schöner als die klassische Umrundung!

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