Wörthersee TRAIL-MANIAK 2013

Mit der Rückkehr an den Wörthersee und somit meiner ersten Wiederholung eines Trailevents, wollte ich meine Zeit aus dem letzten Jahr verbessern.
Ich fühlte mich fit, aber es kam anders…unspektakulär? Nein!

Schon zu Beginn der Planung konnte ich Karin als Begleitung für das Wochenende in Kärnten begeistern und somit stand für sie, mit den 15 Kilometern, ihr erstes Trailevent auf dem Programm.

Eine entspannte Anreise am Freitag, weg vom schlechten Wetter, hinein in die Sonne, leckere Pizza zum Mittag und dann der Check-In im gemütlichen Hotel Liebetegger, in der Klagenfurter Innenstadt.
„Nein, wir brauchen nicht wie die Ironmänner um vier Uhr Frühstück und haben auch keine speziellen Wünsche. Ein Kaffee um sechs, etwas Milch und Müsli reichen vollkommen aus.“
Man ist hier auf die Sportler, mit ihren teilweise gewöhnungsbedürftigen Wünschen, eingestellt, aber wir sind da recht unkompliziert.
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Ab ins Hotelzimmer, Laufklamotten an und dann erst mal die Startunterlagen abholen.
Ein lockerer Lauf über fünf Kilometer (genau richtig) und wir kommen am Strandbad an. Der Veranstaltungsort hat, im Vergleich zum letzten Jahr, lediglich die Straßenseite gewechselt, aber hier ist es irgendwie entspannter. Bei Regen wäre das Zelt aus dem letzten Jahr besser, aber der Wettergott meint es gut mit uns und so ist der Platz hier im Strandbad optimal.
Unterlagen abholen, ein erstes Treffen mit alten Bekannten und Usern aus dem Forum und dann geht es auch schon wieder zurück ins Hotel, duschen, umziehen und danach zum Briefing, in einer Lounge am Strandbad.
Wieder trifft man neue Leute und alte Bekannte, tauscht sich aus und plaudert über die Erwartungen.
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Es ist ein typisches Briefing, wo jeder sein sollte, nicht jeder ist, die Hälfte nur zuhört und auch nur die Hälfte für morgen interessant ist.
Zur morgigen Pflichtausrüstung gehören ein Trinkbecher (oder ein entsprechendes Gefäß), da man aus Umweltschutzgründen auf Plastikbecher an den Verpflegungsstellen verzichtet und ein Handy.
Interessanteste Neuerung ist der Zieleinlauf aller Teilnehmer auf der bekannten Seebühne, der sicherlich ein Highlight des diesjährigen TRAIL-MANIAK darstellt.
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Nach dem Briefing verläuft sich leider alles sehr schnell. Bedingt dadurch, dass die Lounge sehr klein ist, manche Leute unten über die Expo schlendern oder irgendwo ihre Pasta essen. Ein Zelt mit entsprechend vielen Sitzmöglichkeiten wäre hier schöner gewesen, um auch nach dem Briefing noch zusammen zu sitzen.
Die Getränke zur kostenlosen Pasta waren leider, wie auch im letzten Jahr, verhältnismäßig teuer. Hier sollte man vielleicht mal über eine Lösung ohne Drittanbieter nachdenken und einfach selbst die Getränke an einem Stand verkaufen.

Für uns geht es nach der Pasta und ein paar netten Gesprächen zurück ins Hotel, letzte Vorbereitungen treffen und dann ab ins Bett.

Um 06:00 Uhr klingelt der Wecker am nächsten Morgen für mich.
Mit Start um 13:00 Uhr, hat es Karin da etwas leichter, aber für mich geht es in zwei Stunden los. Also aufstehen und dann ab zum Frühstück.
Das Buffet lässt keine Wünsche offen, aber ich beschränke mich auf Müsli, eine Semmel mit Wurscht und Kaffee (auch wenn es mir bei der Auswahl sehr schwer fällt).
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Ein letztes Mal die Ausrüstung prüfen und dann geht es ab zum Start.

Christian und Sabrina treffen auch gerade ein; für beide das erste Event im Trailbereich. Für Christian der erste Ultra und auch Sabrina läuft mit den 30 Kilometern, heute so lange wie noch nie zuvor, darf aber erst noch gemütlich unserem Start zuschauen, bevor sie später mit einem Bus zum Start nach Velden gebracht wird.
Rupi trifft ein und wir plaudern ein bisschen über das gute Wetter und das, was die nächsten Stunden auf uns zukommen wird.

Meine Nervosität hält sich in Grenzen und ich fühle mich fit und bereit das Ding in unter sechs Stunden zu rocken.
Sportlich, aber machbar!

Ab in den Startbereich, jedem viel Glück wünschen und dann auf den Startschuss warten.
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Den heutigen Lauf widme ich Gerd und Rainer, die gesundheitsbedingt die Welt momentan etwas entschleunigt betrachten. Das hat sicherlich seine Vorteile, kann mal ganz entspannend sein, ist für Läufer aber immer doppelt schwer…Kopf hoch Jungs!

Es geht los, ich ziehe rechts auf den Grünstreifen und bahne mir den Weg an der Masse vorbei, aus dem hinteren Drittel, ins vordere Drittel.
Tempo suchen, Tempo finden, Tempo halten…ganz einfach und es funktioniert sogar ganz gut.
Die Pace passt. 6 Minuten pro Kilometer erlauben es mir, das Tempo am Ende etwas rauszunehmen. Lieber einen Puffer aufbauen, als immer genau nach Maß zu laufen.
Und es geht verdammt gut, ich bin überrascht. Locker fliege ich die Downhills nach unten und kann es so bergauf, etwas langsamer angehen lassen.
Die Verpflegungsstationen sind von Beginn an bestens bestückt. Cola, Red Bull, Clif Bar…Genial…Luxus! Dazu noch alle anderen Dinge, die man sich so wünscht. Sogar Plastikbecher!? Hmm…wir haben doch extra Gefäße dabei!

Ein Blick auf die Uhr…alles bestens. Mal über der Pace, dann wieder drunter. Das wird gut!
Kilometer 10 unter einer Stunde…sehr gut.
Es geht weiter und in Gedanken fasse ich den Entschluss, mir nach dem Rennen mal eine richtige Pause zu gönnen; so wie ich es in diesem Jahr eigentlich nie bewusst gemacht habe. Die Pause brauche ich, die Pause braucht mein Körper und die haben wir uns auch sicher verdient.

Kilometer 20 um zwei Stunden…es läuft.
Ich kenne die Strecke aus dem letzen Jahr, versuche mich zu erinnern, aber es gelingt mir nicht immer.
Dann geht es nach Velden. Jetzt beginnt der asphaltreichste Teil der Strecke. Asphalt gab es vorher auch schon und wird es auch zum Ende hin geben, aber jetzt kommt das längste, zusammenhängende Stück.
Bei Kilometer 27 in Velden gibt es eine Verpflegungsstation mit Moderator, der für Stimmung unter den Zuschauern und Läufern sorgt. 2 Stunden und 45 Minuten. Halbzeit von den Höhenmetern und fasst Halbzeit was die Streckenlänge betrifft. Ich liege allerdings noch unter meiner zeitlichen Halbzeit, was mich schon etwas beflügelt. Ein kurzes Interview mit dem Moderator, noch was essen und trinken und weiter geht’s.

Letztes Jahr hatte ich hier einen ersten Einbruch. Dieses Jahr will ich einfach nur laufen…und ich laufe!
Es geht entlang der asphaltierten Uferpromenade. Links und rechts sitzen die Reichen und Schönen und in der Mitte laufen die Coolen, Schwitzenden und Dreckigen.
Ich werde langsamer. Jeder Schritt auf diesem verschissenen Asphalt zieht mir die Kraft aus den Beinen, lässt meine Muskeln härter werden und raubt mir die Lust.
Ich fange an zu gehen, esse ein Clif Bar.
Wo ist die Kraft? Wo ist die Lust?

Dann fällt die Entscheidung. Blitzschnell! So schnell, dass ich selbst überrascht bin.
Ich steige aus! Das war’s für heute!

Ich laufe, weil es mir Spaß macht. Ich nehme an Events teil, weil es mir Spaß macht. Wenn es mir irgendwann keinen Spaß mehr macht; warum sollte ich dann weiter machen?
Das was ich verlieren kann ist die komplette Lust und das will ich nicht.
Das was ich gewinnen kann, ist die Erkenntnis, dass man sich auch mal eine Pause gönnen soll und keineswegs die Dinge so verbissen sehen sollte.

Das ist es und so beschließe ich bei Kilometer 29, dass es das für mich heute war, obwohl ich mittlerweile wieder einen genialen Trail unter den Füßen habe.
Also wandere ich noch gemütlich bis zur nächsten Verpflegungsstation und lasse mich dann abholen…so zumindest der Plan!
Bei Kilometer 30 stelle ich meine iPod-Playlist auf „Chil“ und genieße das letzte Stück, schwelge in Erinnerungen und lasse mich gemütlich und genussvoll, der Reihe nach, überholen.

Nach einem längeren Anstieg, auf einer lichten Kuppe im Wald, überholt mich ein Läufer, der sich danach voller Elan in den fluffigen Downhill stürzt. Ich schaue ihm nach und sehe, wie er auf einmal mit den Händen um sich schlägt und schneller wird. Ich erkenne Wespen oder Hornissen, die ihn wild attackieren und nicht von ihm ablassen.
Ich renne los, schließe zu ihm auf und sprinte mit ihm den Pfad nach unten. Wir schlagen wild um uns, geraten ein bisschen in Panik. Ich spüre einen Stich und ein scharfes Brennen auf meinem Schulterblatt. Ein Mistvieh hat mich wohl erwischt. Wir rennen weiter, bis wir das Gefühl haben, in Sicherheit zu sein.
Meinen Mitläufer haben sie fünf Mal erwischt, davon drei Mal in den Kopf. Zum Glück geht es ihm gut und als wir uns gesammelt haben geht es weiter.
Zurück können wir nicht und so können wir nur an der nächsten Verpflegungsstation Bescheid geben, dass man die folgenden Läufer warnt.

Ich gehe weiter und werde von Leuten überholt, die mit einem Schrecken davon gekommen sind oder sich auch einige Stiche abgeholt haben.
Die nächste Verpflegungsstation ist zum Glück nicht mehr weit entfernt.
Ein Schild mit der Aufschrift „Nur noch 25 Kilometer“ lässt mich kurz über meine Entscheidung nachdenken, aus dem Rennen auszusteigen, bevor ich gemütlich weiter spaziere, mit einem Stich an der Schulter, der brennt wie die Hölle.

An der Verpflegungsstation angekommen, lasse ich mich aus dem Rennen nehmen und warte auf den Shuttlebus, der mich ins Ziel bringt.
Ein Läufer kommt aufgeregt angelaufen und gibt auf Englisch zu verstehen, dass 400m weiter unten ein Läufer am Boden liegt, der wohl allergisch auf die Wespen/Hornissen reagiert.
Ich sprinte mit einem Helfer von der Verpflegungsstation zurück.
Der Läufer liegt am Boden, weitere Läufer sind bei ihm. Er hat wohl fünf Stiche in den Kopf bekommen, leichte Atem- und Schluckbeschwerden und ein Kribbeln in der Fußsohle. Zudem fängt er an sich zu übergeben.
Sieht nach einer mittelschweren, allergischen Reaktion aus, hervorgerufen durch das Gift, das bedingt durch den hohen Puls bei der Anstrengung, rasend schnell im Körper verteilt wurde.
Wir schicken die Läufer wieder auf die Strecke, während wir auf den Krankenwagen warten.
Ein weiterer Läufer wartet, gibt uns Salztabletten und hilft mit, den Patienten nach oben zur Straße zu bringen. Er fühlt sich zwar alles andere als gut, kann aber atmen und laufen und möchte gerne nach oben gehen. Langsam begleiten wir ihn die wenigen Meter bis zur Straße, wo auch gerade der Krankenwagen eintrifft und zwei Minuten später der Hubschrauber landet.

Ziemlich krasse Sache und während ich auf den Shuttlebus warte, treffen immer mehr Läufer ein, die von den Viechern berichten.
Die Rennleitung ist schon informiert und versucht umzuleiten bzw. die Läufer zu warnen.
Am Ende ist wohl alles gut gegangen!

Ich komme gegen 12:30 Uhr im Ziel an, kurz nach dem Sieger über die 57 Kilometer…ich bin also Zweiter…Yeah!
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Ich ziehe mich um und warte nun im Zielbereich, auf der Seebühne, auf die anderen Läufer.
Leider, leider sind kaum Zuschauer auf der Bühne, so dass diese geniale Kulisse etwas von ihrem Flair einbüßt; mehr Zuschauer auf den Rängen und das Ding wäre perfekt.
Bedingt dadurch, dass die Zielverpflegung am Strandbad ausgegeben wird, halten sich leider auch die wenigsten Läufer lange im Ziel auf.

Es ist schon ein anderes Gefühl, wenn man hier im Ziel auf die Leute wartet, ihre Gesichter beobachtete wenn sie die Ziellinie überschreiten oder auch Leute sieht, mit denen man morgens noch zusammen gelaufen ist.
Als sich die Uhr der sechs Stunden Marke nähert, kommen auch Läuferinnen und Läufer ins Ziel, mit denen ich heute morgen gelaufen bin bzw. in deren Nähe ich war.
Ein Finish unter den anvisierten sechs Stunden wäre also möglich gewesen…sei’s drum!

Irgendwann nach 14:00 Uhr biegt Karin auf die Bühne ein, die einen sensationellen dritten Platz bei den Frauen über die 15 Kilometer belegt…Wahnsinn! Ein gelungenes Debüt!

Insgesamt halten wir uns bis 17:00 Uhr im Zielbereich auf, bevor es zur Siegerehrung geht.
In diesen 4 1/2 Stunden im Zielbereich erlebe ich ein paar sehr emotionale Momente.
Die Siegerehrung findet natürlich auch auf der Seebühne statt und jetzt sind die Ränge ordentlich gefüllt.
Eine geniale Kulisse für eine Siegerehrung.
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Die anschließende Party findet leider im Bereich des Strandbads statt, was dazu führt, dass sich alles wieder verläuft.
Wir bevorzugen auch lieber eine Pizza mit Freunden und verabschieden uns danach von neuen und alten Bekannten.
Wieder ist die Trailrunning-Familie etwas größer geworden.
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Am nächsten Morgen ist das Frühstücksbüffet im Hotel fällig. Diesmal habe ich keinen Grund mich zurück zu halten und so kann ich es in vollen Zügen auskosten.
Danach checken wir aus und treten die Heimreise an.
Wir kehren dem Wörthersee den Rücken zu…bis zum nächsten Jahr? Wer weiß!

Fazit zu meiner Entscheidung:
Nein, ich bin nicht enttäuscht. Wie gesagt, warum soll ich weiter laufen, wenn es keinen Spaß mehr macht?
Ich bin nicht Trailrunner geworden um alles immer bis zum Ende zu laufen, sondern ich bin Trailrunner geworden, weil es mir einfach so unendlich viel Spaß macht.
Vielleicht bin ich im Vorfeld zu wenig gelaufen, vielleicht hätte ich mir aber auch eine Pause gönnen sollen.
Vielleicht bin ich das Rennen zu schnell angegangen oder bin einfach nur übermotiviert gewesen.
Vielleicht wäre ich weiter gelaufen wenn ich die Strecke nicht gekannt hätte, vielleicht wäre ich aber auch gehend vor Zielschluss in Klagenfurt angekommen.
Vielleicht sollte ich in Zukunft kein Rennen ein zweites Mal laufen (die Auswahl ist ja groß genug), vielleicht sollte ich auch einfach mal eine Pause machen.
Pause…das klingt sehr gut!

Fazit zum Event:
Gelungene Sache und gerade für Einsteiger sehr geeignet, da es nicht nur auf Trails dahin geht, sonder alle Untergründe dabei sind, zudem nicht alpin und ausgesetzt.
Zu den Vor- und Nachteilen der Location habe ich schon was geschrieben. Sehr extravagant und ausgefallen, aber nicht so familiär und gemütlich.
Die Verpflegungsstationen waren extrem gut bestückt und haben keine Wünsche offen gelassen. Warum es allerdings doch Plastikbecher gab ist eine gute Frage.
Das Rahmenprogramm sollte unbedingt ausgebaut werden. Das lädt leider nicht zum verweilen ein.
Im Vergleich zum letzten Jahr fand ich das Startergeschenk und die Verlosung nach der Siegerehrung ziemlich mau.

Hier geht’s zum Move!

Hier geht’s zu einem Berich aus dem letzten Jahr!

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