Streif Vertical Up 2014

Nach meinem Debüt beim Vertical Up im letzten Jahr, stand im Ziel schon fest, dass ich dieses Jahr wieder komme.
Am 22.11.2013 um 22:11 Uhr startete die Online-Anmeldung und innerhalb von wenigen Minuten waren die 250 Startplätze in der Speedklasse weg! Ich war zum damaligen Zeitpunkt in einer Bar und habe mich über ein viel zu kleines Browser-Bild auf meinem Handy angemeldet. Eigentlich wollte ich es erst am nächsten Tag gemütlich am Rechner machen, aber im Nachhinein war es wohl die richtige Entscheidung.
Es lebe das Smartphone! Vertical Up ich komme!
Streif Vertical Up 2014

Vorbereitung

Wie bereitet man sich auf solch ein Event vor?
Eigentlich muss man nur Höhenmeter sammeln und zwar möglichst viel, auf einer möglichst kurzen Strecke…Steil ist geil! Was anderes ist die Streif auch nicht. Die 3,312 Kilometer sind einfach nur steil, auch wenn das bei den Übertragungen der Ski-Wettbewerbe nie so wirklich rüber kommt, aber die 140 km/h in der Abfahrt müssen ja irgendwo her kommen.
Der milde Winter spielt mir da sehr gut in die Karten, denn die Skier verstauben im Flur und dafür kommen die Laufschuhe mehrmals in der Woche an die frische Luft. Die Materialwahl beim Vertical Up steht jedem frei, Hauptsache man bahnt sich mit reiner Muskelkraft die 860 Höhenmeter nach oben und das bedeutet für mich: Schuhe mit „Schneeketten“; wie schon im letzten Jahr. Getreu dem Motto:

Never touch a running system!

Material passt, und Höhenmeter konnte ich, unter anderem am Killertrail, auch ein paar sammeln.
Jetzt schauen wir mal was geht. Ob die Verhältnisse auf der Piste besser oder schlechter sind als im letzten Jahr. Ob ich ein paar kleinere Fehler vermeiden kann und ob am Ende eine bessere Zeit als 50 Minuten und 46 Sekunden rauskommt.
Also noch schnell eine explosive Kopfkino-Playlist für den iPod zusammengestellt und auf geht’s nach Kitzbühel.
Playlist Vertical Up

Willkommen in Kitzbühel

Mit Andi mache ich mich am Nachmittag auf den Weg in die Stadt der Reichen und Schönen, in der sich heute noch mehr Verrückte austoben als ohnehin schon. Andi ist heute auch zum zweiten Mal mit dabei und visiert eine wesentlich schnellere Zeit an als ich. Nebenbei ist er vor zwei Wochen bei der Brocken-Challenge auf einen fantastischen 7. Platz gelaufen und ist der Gewinner des Swiss Irontrail über die 201 Kilometer im letzten Jahr; er peilt also nicht nur eine schnellere Zeit an, er wird sie mit Sicherheit auch laufen! Ein harter Hund!
In Kitzbühel angekommen geht es erst mal an die Strecke, zum Empfang der Startunterlagen und einem kurzen Check der Pisten-Verhältnisse.
Streif

Der Zielhang, also unser Starthang, sieht auf dem Foto total flach aus, ist er aber bei weitem nicht. Durch die warmen Temperaturen ist der Schnee auch sehr weich, wesentlich weicher als im letzten Jahr. Das bringt natürlich Vor- und Nachteile mit sich und so ganz kann ich noch nicht einschätzen wie sich das später alles auswirken wird. Wie dem auch sei, es hat ja jeder die gleichen Verhältnisse und da bringt es auch nichts, sich groß darüber Gedanken zu machen, was wäre, wenn es kälter und die Piste eisiger wäre.
Da wir noch genügend Zeit haben, vertreten wir uns die Beine noch ein bisschen in der Stadt, die Stadt, die irgendwie schon ein bisschen anders ist als die anderen.
Kitzbühel

Wir können der 15l Champagner-Flasche nur sehr schwer widerstehen und entscheiden uns dann letztendlich doch für eine ganz einfache Heiße Schokolade…ja, so etwas gibt es hier auch, sogar zu sehr humanen Preisen.
Danach geht es zurück zum Auto, Rennoutfit anlegen und ab in den Startbereich.

Streif Vertical Up 2014

Jetzt geht es gleich los. Noch schnell im Starthaus ein bisschen aufwärmen, denn draußen ziehen die Temperaturen langsam an. Helm richten, Stirnlampe befestigen, iPod-Kabel verlegen, Schneeketten aufziehen und schauen, mit welchem Material die anderen so unterwegs sind.
Vertical Up 1

Andi setzt auf die ausgelatschten Marathon-Schuhe mit selbst gebastelter Spike-Panzerplatte und zwei weiteren Spikes im Fersenbereich. Hat vor zwei Jahren geklappt, klappt auch sicher dieses Jahr wieder. Zwar sind die Schuhe dank dieser außergewöhnlichen Bodenkonstruktion ziemlich schwer, aber dafür hat er genialen Grip und durch den weiten Abstand und die Länge der Spikes, kann sich feuchter Schnee nur sehr schwer festsetzen.
Im Startbereich herrscht das übliche Gedränge und es wird geschoben und gedrückt. Noch schnell ein Foto in mieser Qualität und dann warten wir auf den Startschuss.
Vertical Up

3…2…1…*peng*, es geht los und die Meute von über 650 Teilnehmern (Speed- und Rucksackklasse) stürmt los.
Der Schnee ist anfangs sehr sulzig und man merkt, wie schwer das Laufen fällt. Man sinkt ziemlich tief ein und rutscht immer wieder nach hinten. Schon am ersten Anstieg kommt es zu kurzen Staus und auch die ersten Teilnehmer kommen ins Rutschen. Kurz vor Ende des ersten steilen Anstiegs rutscht ein Läufer vor mir aus und saust nur knapp an mir vorbei wieder nach unten. Viel hat nicht gefehlt und ich hätte wieder von vorne anfangen dürfen…Glück gehabt. Beim Abfahrts-Rennen springen die Fahrer über diesen Zielsprung bis zu 70m weit und ich wäre heute beinahe 70 Meter nach unten gerutscht. Dieses erste Teilstück ist dieses Jahr wesentlich stärker frequentiert. Man merkt deutlich, dass mehr Teilnehmer auf der Strecke sind und sich das Feld erst einmal auseinander ziehen muss. So oft musste ich im letzten Jahr nicht anhalten. Auch wenn es immer nur kurze Stopps sind, so nerven sie doch ein wenig und bringen mich ein bisschen aus dem Rhythmus.

Irgendwann kommt ein etwas flacheres Stück und das Umschalten von bergauf auf flach fällt mir verdammt schwer. Ziemlich komisches Gefühl wenn man eigentlich weiter nach oben will, das Gelände es aber nicht her gibt.
Zum Glück sind wir hier auf der Streif, denn hier sind die flachen Stücke sehr sehr kurz und so geht es kurze Zeit später wieder steil nach oben.
Die Piste ist bei Weitem nicht so eisig wie im Vorjahr. Das hat den Vorteil, dass ich nicht auf das Richtige Aufsetzen der Füße und das Greifen der Spikes achten muss, hat aber den Nachteil, dass man im sulzigen Schnee immer ein Stück nach hinten rutscht und das kostet Kraft.
Der iPod hämmert einen Kracher nach dem anderen raus und ich schiebe mich Meter für Meter nach oben. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich relativ betrachtet, gut in der Zeit liege. Die Hälfte der Höhenmeter habe ich in knapp unter 25 Minuten hinter mich gebracht, somit dürfte eine Zeit unter 50 Minuten drin sein. Also nix wie weiter, von einem steilen Stück zum nächsten.
In einem steilen Stück vor der Mausefalle habe ich einen Läufer vor mir, denn ich leider nicht überholen kann ohne die Spur zu verlassen. Somit drossle ich das Tempo lieber ein wenig, bevor ich es riskiere wieder nach unten zu rauschen. Im folgenden, flacheren Stück, dem Brückenschuss, kann ich ihn dann überholen, auch wenn die Beine dieses Stück wieder überhaupt nicht mögen, weil es so flach ist.
Dann ist auch schon dieser letzte steile Hang vor mir, die berühmte Mausefalle. Hoch, ich will einfach nur hoch. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es knapp werden könnte, aber wenn es hier gut läuft, dann ist vielleicht doch noch was drin. Erstaunlich gut komme ich voran und finde eine weniger strakt frequentierte Spur, hinauf in das letzte Stück, den Startschuss, der für uns heute der Zielschuss ist.
Raus aus der Mausefalle, rein in den letzten Anstieg, der zwar etwas flacher ist, aber irgendwie komme ich hier nicht so gut zurecht. Sulziger, tiefer Schnee und die falsche Spur, machen diesen letzten Anstieg zur Qual. Ich komme ins Rutschen, muss neu ansetzen, benötige Kraft für diesen Schritt, schaue nach oben. Da ist doch das Ziel, aber irgendwie ist es noch so weit weg.
Hinter der Zuschauerabsperrung taucht Andi auf, der mich die letzten Meter (gefühlt waren es Kilometer) nach oben treibt. Mit einem 23. Platz und einer Zeit von 40:39 Minuten ist er schon etwas länger hier oben, hat sich erholt und feuert mich nun die letzten Meter an. Vielen Dank Andi!
Ein kurzer, beherzter Schlussspurt und dann ist der Vertical Up 2014 vorbei.
Die Uhr stoppt bei 51:34 Minuten und die Lungen brennen; durchschnittlicher Puls 171. Das Reden fällt mir schwer. Geschwitzt habe ich, wie im letzten Jahr, kaum und das obwohl es heute wärmer war. Trotz der „schlechteren“ Zeit bin ich zufrieden, denn die Verhältnisse waren für mich nicht optimal. Ich hätte es gerne etwas eisiger gehabt.

Nach dem Umziehen gibt es erst mal etwas zu essen. Da Händlmaier einer der Hauptsponsoren ist, gibt es natürlich süßen Senf und da der alleine nicht schmeckt, gibt es dazu Weißwurscht und Brezn.
Der Weißwurscht-Gott möge mir verzeihen, dass ich nach 12:00 Uhr Weißwurscht esse, aber ich glaube die habe ich mir verdient und außerdem war es dunkel und er hat es wahrscheinlich sowieso nicht gesehen.

Ein forderndes Rennen geht zu Ende. Nicht ganz so schnell wie im letzten Jahr, aber die Lungen brennen mindestens genauso. Dafür sind die Beine wesentlich lockerer.
Beim nächsten Mal also noch etwas mehr Gas geben!
Nächstes Mal?
28.02.2015!

Hier geht’s zum Move!

Und hier noch das Video zur Schlacht am Hahnenkamm!

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