Vier Jahre Zugspitz Ultratrail – Zahlen, Daten, Fakten

Eine Warnung vorab: Hier geht es um den Zugspitz Ultratrail und genauso Ultralang wie die Strecke ist, so Ultramathematisch kann dieser Artikel ausfallen. Aber er beinhaltet durchaus ein paar interessante Zahlen, weshalb sich auch Nicht-Mathematiker sich nicht abschrecken lassen sollten.
Die Tabellen sind leider nicht immer ganz so übersichtlich, aber ich denke man kann die nötigen Infos rauslesen.

Warum dieser Artikel

Trailrunning boomt und immer mehr Leute entdecken die Trails abseits der normalen Laufrouten.
Im gleichen Atemzug werden auch Events immer beliebter und viele Veranstalter weltweit, locken mit immer neuen Events und Strecken die interessierten Teilnehmer in die entlegensten Orte, auf die entlegensten Pfade.
Der Zugspitz Ultratrail ist dabei „Das Event“ in Deutschland und immer mehr Leute zieht es im Juni nach Grainau an die Zugspitze. Sie alle wollen ein Teil dieser stetig wachsenden Community sein und haben Lust, sich gemeinsam mit vielen anderen „Verrückten“ auf die Strecke zu begeben.
Bei aller Euphorie die bei diesem Event immer dabei ist (das beginnt schon bei der Öffnung der Anmeldung), melden sich aber auch immer wieder Kritiker, die diese „Explosion“ skeptisch beobachten.
Teilweise werden auch Forderungen laut, wie zum Beispiel nach kürzeren Cut-Off-Zeiten, so dass langsamere Läufer, die einen Großteil der Strecke „wandern“ nicht in der Wertung auftauchen; ja vielleicht sogar gänzlich abgehalten werden an dieser Veranstaltung teilzunehmen, weil sie von Vornherein sagen, dass es nichts für sie ist und sie unmöglich die Zielzeit erreichen.

Aber ist die Zeit denn wirklich so großzügig bemessen?
Sind die Leute wirklich so langsam unterwegs?
Ist der Zugspitz Ultratrail wirklich so viel einfacher als andere Events?
Fragen über Fragen, die sich hier und heute vielleicht beantworten lassen.

Warum der Zugspitz Ultratrail?

Wie gesagt, der ZUT ist „Das Event“ schlechthin in der deutschsprachigen Szene und hat sich die letzten Jahre zu einer äußerst bekannten und weltweit wahrgenommenen Veranstaltung entwickelt.
Wenn man nun versuchen möchte, die Entwicklung dieses Events aufzuzeigen, dann bietet sich der Ultratrail perfekt dafür an. Dies hat mehrere Gründe.
Die 100 Kilometer lange Strecke des Ultratrails ist die einzige der vier angebotenen Varianten, die sich seit Beginn der Veranstaltung nicht verändert hat. Den Basetrail gibt es erst seit zwei Jahren und der Supertrail wurde 2014 in zwei Varianten abgeändert. Lediglich beim Ultratrail hat man Zugriff auf vier gleiche Jahre. 100 Kilometer, 5420 Höhenmeter und das konstant über vier Jahre hinweg.
Erfreulicherweise kommt hinzu, dass in diesen vier Jahren das Wetter immer mitgespielt hat. Es gab keine witterungsbedingten Änderungen und auch keine großen Schneefelder die Einfluss auf das Rennen genommen haben. So kann man durchaus behaupten, dass man halbwegs „konstante“ Daten zur Auswertung hat.
Die Daten stammen alle aus den Ergebnislisten, die auf der Homepage frei zugänglich sind.

Dann fangen wir mal an!

Teilnehmer

JahrmwgesamtFrauenanteil
20113594640511,36%
2012359323918,18%
2013520545749,41%
2014619616808,97%

Hier wird schnell deutlich, welche Entwicklung der ZUT über die Jahre hinweg gemacht hat.
Waren es zu Beginn noch das Neue und Unbekannte, so hat er mittlerweile einen festen Platz in vielen Rennkalendern und ist das Saison-Highlight bei vielen Läuferinnen und Läufern.
Der Frauenanteil pendelt sich typischerweise im Mittel bei knappen 10% ein.

Alter

JahrminmaxSchnittminmaxSchnittminmaxSchnitt
MännerFrauenGesamt
2011226343,55246844,54226843,67
2012216643,48225042,00216643,36
2013227342,53265641,52227342,43
2014197042,12256241,38197042,05

Ein Blick auf das Alter offenbart keine großen Überraschungen. Es pendelt sich durchweg bei knapp über 40 Jahren ein, wobei eine leichte Tendenz nach unten zu erkennen ist. Trailrunning begeistert Jung und Alt und lässt sich auch im höheren Alter noch ausüben.

Zeiten

Jahrmwmw
SiegerzeitLetzter Finisher
201110:55.19,914:15.08,825:23.14,325:23.17,3
201211:55.37,014:09.03,325:29.47,225:14.55,4
201311:11.31,813:45.01,725:29.38,725:29.00,8
201410:36.50,013:53.21,325:35.44,625:24.11,2

Mit Blick auf die Siegerzeiten wird deutlich, dass bei den Männern etwas mehr Dynamik vorhanden ist, als bei den Frauen. Eins haben beide gemeinsam, die Zeiten aus dem Jahr der ersten Austragung sind mittlerweile schon unterboten. Auch hier ist der Trend zu erkennen, dass auch auf solchen Kursen, Streckenrekorde nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Es wäre mal interessant zu sehen, was ein Kilian Jornet oder eine Emelie Forsberg auf dieser Runde leisten können.
Die Zeiten der letzten Finisher haben sich kaum verändert. Dies hängt sicherlich mit den verschiedenen Cut-Off Zeiten auf der Strecke zusammen.
Erstaunlich ist allerdings, dass die eigentlich Cut-Off-Zeit des Rennen (26 Stunden) immer noch relativ gut unterboten wird. Eine gute halbe Stunde ist immer Luft nach oben.

Durchschnittszeiten

Jahrmwgesamt
201119:17.3220:13.5819:24.03
201220:10.2720:26.3220:11.38
201319:35.3621:03.4019:43.14
201419:15.2420:43.2319:23.50

Interessant wird ein Blick auf die Durchschnittszeiten der Finisher. Man sieht, dass das Gesamtfeld schneller wird und dieses Jahr sogar die schnellste Durchschnittszeit gelaufen wurde.
Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal die Kritik wahrgenommen, dass viele Leute den ZUT für eine Wanderveranstaltung halten bzw. einen großen Teil des Feldes als Wanderer abstempeln.
Ein Blick auf dieses Zahlen scheint aber das Gegenteil zu beweisen.

DNF

Jahrmwgesamt
20116818,94%817,39%7618,77%
20128222,84%1031,25%9223,53%
201310920,96%1527,78%12421,60%
201416626,82%1321,31%17926,32%

Eine deutliche Sprache sprechen die DNF-Zahlen. Hier gibt es bei den Männern eine deutliche Tendenz nach oben, während die Zahlen bei den Frauen wieder rückläufig sind. Trotzdem bleibt für 2014 ein Höchstwert von 26,32% stehen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass von den 680 Startern, 179 nichts ins Ziel gekommen sind. Ob das an Verletzungen, überschreiten der Cut-Offs auf der Strecke oder an anderen Dingen lag lässt sich anhand der Ergebnisliste nicht nachvollziehen, aber die bloße Zahl, regt dennoch zum Nachdenken an.

Auf der einen Seite wird das Feld schneller, aber auf der anderen Seite steigen die DNF-Zahlen.
Hierfür gibt es eigentlich nur zwei mögliche Erklärungen.
Das Feld wird schneller, da die Vorbereitung im Vorfeld wesentlich intensiver und zielgerichteter läuft. Das hat aber auch zur Folge, dass eventuelle Verletzungen überspielt werden oder notwendige Ruhephasen nicht eingehalten werden, mit dem Ergebnis, dass der Körper am Tag des Wettkampfes irgendwann streikt und man nicht mehr weiterlaufen kann.
Eine weitere Erklärung wäre, dass sich einfach mehr Leute an dieses Event heran wagen, ohne über die nötige Fitness oder eine halbwegs gute Vorbereitung zu verfügen. Mit anderen Worten: Es ist einfach zu früh für einen Ultra in diesem Gelände, aber der Wille/Druck dabei zu sein ist einfach größer.

Wo bewegen wir uns denn?

Jahrmwmwmwmw
sub 1212 bis 1818 bis 2424 bis 26
201162,06%00,00%9632,99%718,42%16657,04%2668,42%237,90%513,16%
201210,36%00,00%7125,63%627,27%17061,37%1463,64%3512,64%29,09%
201330,73%00,00%12931,39%923,08%24058,39%2256,41%399,49%820,51%
201451,10%00,00%16235,76%1020,83%25055,19%2960,42%367,95%918,75%

Ein Blick zurück auf die Zeiten (leider lassen sich die Zellen zur besseren Lesbarkeit nicht umrahmen).
Teilt man das Event, ausgehend von der Cut-Off-Zeit und der Siegerzeit in vier Korridore ein, so ist deutlich erkennbar, dass sich ein Großteil der Läuferinnen und Läufer im Zeitfenster von 18 bis 24 Stunden bewegt. Mit Blick auf die errechneten Durchschnittszeiten ist das auch keine große Überraschung.
Hier sind die Zahlen über die Jahre relativ konstant, aber es ist ebenfalls zu erkennen, dass eine Verschiebung aus dem Sektor 24 bis 26 in den Sektor 18 bis 24 stattfindet. Also auch hier noch einmal der Beleg; das Rennen wird schneller.

Also Cut-Offs anpassen?

Der Ruf nach strikteren Cut-Off-Zeiten wurde ja auch schon an manchen Stellen geäußert.
Als Beispiel habe ich einfach mal eine fiktive Cut-Off-Zeit von 21 Stunden zu Grunde gelegt, bin also ganze 5 Stunden nach unten gegangen und habe die Rennzeit um fast 20% gekürzt.
Nur als Beispiel: Beim UTMB hätte das zur Folge, dass anstatt nach 46 Stunden, das Ziel bereits nach 37 geschlossen wird.
Für den ZUT hätte die Kürzung auf 21 Stunden folgende zusätzliche DNF’s zur Folge gehabt.

Jahrmw
201110614
201211512
201316122
201415020

Wenn man nun diese Zahlen wieder in der Gesamtheit betrachtet, ergibt sich folgendes Bild.

Jahrmwgesamt
201117448,47%2247,83%19648,40%
201219754,87%2268,75%21956,01%
201327051,92%3768,52%30753,48%
201431651,05%3354,10%34951,32%

Der Trend setzt sich also fort. Prozentual gesehen werden die fiktiven DNF-Zahlen geringer, wohingegen sie real eigentlich größer werden, wie oben bereits dargestellt.
Also wird auch hier wieder deutlich, dass das Feld schneller wird und eine geänderte Cut-Off-Zeit im Ziel zwar eine höhere DNF-Quote mit sich bringt, aber diese, wenn man sie rückwirkend auf die vergangenen Jahre umlegt, wiederum rückläufig ist.

Die Frage ist allerdings, ist eine DNF-Quote von 50% überhaupt erstrebenswert? Mit Sicherheit nicht!

Ergebnis und Siegerehrung

Trailrunning boomt und mit dem Zugspitz Ultrail hat sich in Deutschland ein äußerst beliebtes Rennen etabliert, das im Fokus vieler Trailrunner steht und auf deren „must-run-Liste“ im oberen Bereich rangiert.
Steigende Teilnehmerzahlen bringen aber auch steigende DNF-Quoten mit sich, was aber nicht zwangsläufig sein muss.
Eine bessere Vorbereitung und die Frage an sich selbst, ob man wirklich bereit ist dieses Rennen zu laufen oder ob man es nur schnell auf der Liste abhaken möchte, können für eine bessere Finisher-Quote sorgen.
Das Rennen wird von Jahr zu Jahr schneller, aber eine Anpassung der Cut-Off-Zeiten würde sicherlich in die falsche Richtung gehen und vielen Läuferinnen und Läufern den Spaß an diesem Sport verderben.

Denn egal wann und wie man ins Ziel kommt, was zählt ist das Erlebnis!

finish ultra

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