Dötzenkopf-Challenge: Skyrace – Only the sky is the limit!

Man sagt mir ab und an nach, ich sei verrückt. Da kann und will ich nicht widersprechen, denn so manches Mal habe ich schon ein paar verrückte Dinge gemacht. Nicht selten hat es etwas mit „früh aufstehen“ oder „öfter als einmal auf einen Berg laufen“ zu tun gehabt.
Nimmt man nun die Dötzenkopf-Challenge, packt „frühes Aufstehen“ und „mehrmals hintereinander auf einen Berg hochlaufen“ dazu, dann ist man schnell wieder in der Kategorie „verrückt“.

Wen ich zu Hause auf der Couch liege und aus dem Fenster blicke, dann sehe ich den Dötzenkopf. Das ist doch sicher nicht das schlechteste Zeichen.
Couch-Doetzi
Ich kann bei genauem Hinsehen sogar das Gipfelkreuz erkennen.

Zuerst standen nur die 8 Besteigungen des Gripmasters im Fokus der heutigen Bestrebungen, denn schließlich wollte ich meinen Rekord für die meisten Besteigungen hintereinander wieder haben. Die Krone würde quasi von Deutschland an Deutschland übergeben werden, von Inzell an Bad Reichenhall…völlig unspektakulär.
Am späten Donnerstag Abend erreichte mich dann die Nachricht, dass ein Österreicher Namens „Rambo“ aus der Steiermark, mit 14 Besteigungen in Folge der momentane Leader der Challenge ist. 49,19 Kilometer und 6212 Höhenmeter zeigten seine Uhr am Ende an.
Um wieder mitzumischen, müsste ich also meinen ersten Ultra in 2015 laufen und nebenbei noch so viele Höhenmeter laufen, wie noch nie zuvor in einem Lauf.
Ein gemütlicher Samstag sieht anders aus!

Auf geht es in die Challenge um den Dötzenkopf

Im Fußball spricht man heute noch von der „Schmach von Cordoba“, als Deutschland bei der WM 1978 in Argentinien, als amtierender Weltmeister in der Vorrunde, nach einer Niederlage gegen Österreich aus dem Turnier ausschied.
So klang das damals als Krankl das entscheidende Tor schoss.

So einfach wird Deutschland den Dötzenkopf aber nicht den Österreichern überlassen und es liegt heute an mir, den gerade mal 48 Stunden alten Rekord von „Rambo“ wieder einzustellen.
Ich muss zugeben, als ich vor zwei Wochen fünf Mal oben war, da dachte ich mir schon „Leck mich am Arsch!“.
Dann kam Cilly mit 6 und danach der Gripmaster mit 8 Runs am Stück.
Dann stand der Plan fest, am Samstag laufe ich da 10 Mal hoch…bis Rambo mit unglaublichen 14 Runs am Stück kam und diesen Plan obsolet machte.

Mission: Rückeroberung des Dötzenkopfes

Wenn am Samstag um 5:00 Uhr der Wecker klingelt, dann wird schnell klar, dass in Verbindung mit dem Dötzenkopf, große Dinge geschehen werden…hoffentlich!
Der Freitag war quasi wie ein klassischer Tag vor einem Event. Ein bisschen bewegen, Carboloading und dann rechtzeitig ins Bett.

Schlafen, Aufstehen, Kaffee und Müsli, ab ins Bad, Klamotten schnappen und auf zum Dötzenkopf.
Nebenbei noch schnell der Check, wie es momentan in der Challenge steht. Nachdem Rudi Döhnert gestern Abend ein Bild vom Gipfel gepostet hat, muss man auf alles vorbereitet sein.
Rudi hat unter anderem drei Mal den Chiemgauer 100 gewonnen (2x 100k / 1x 100mi) und ihm würde ich zutrauen, in der Nacht einfach 20 Mal auf den Gipfel zu rennen.
Ganz umsonst nimmt der Rheinländer die lange Anfahrt bestimmt nicht auf sich.
Wie sich später herausstellen wird, ist Rudi zum Familienurlaub in Bad Reichenhall…Glück gehabt!

Der Parkplatz ist dunkel, als ich kurz vor 6:00 Uhr mit dem Auto vorfahre. Keine Menschenseele (warum auch) und ich kann ganz vorne parken.
Im Kofferraum befindet sich ein kleines Materiallager und eine Verpflegungsstation. Alles in allem lässt der komplette Inhalt des Kofferraums auf eine Belagerung des Dötzenkopfes schließen. Ich will heute nicht ein/zwei Mal hier rauf laufen, sondern ich will mir den Rekord zurück holen. Dafür müsste ich mindestens 15 Mal hintereinander auf den Gipfel; an der Ausrüstung soll es nicht scheitern.
Wechselklamotten, Stirnlampe mit Ersatzakku, Ersatzstöcke…
…und für das leibliche Wohl ist auch gesorgt.
Verpflegung
Die Taktik ist eigentlich ganz einfach. Immer rauf und runter, die ersten Runs in der Dunkelheit, dann im Tageslicht. Das steigert hoffentlich den Komfort und das Wohlbefinden.
Im Laufe des Tages werde ich sicher nicht alleine sein, denn auf Facebook haben sich für heute einige Challenger für den Dötzenkopf angekündigt.
Das sorgt sicher für genügend Abwechslung, wird aber auch die Strecke in Mitleidenschaft ziehen. Immerhin schmilzt der Schnee und der Untergrund wird, gerade im oberen Abschnitt, von Tag zu Tag rutschiger.
Gegen die im Laufe des Tages sinkende Motivation, will ich den Komfort erhöhen. Also nasse Klamotten wechseln, irgendwann den iPod zur Ablenkung dazu nehmen und mit der Zeit auch auf Stöcke zurückgreifen.
Der große Unterschied zu einem klassischen Ultra liegt bei der Dötzenkopf-Challenge darin, dass ich nach weniger als 60 Minuten immer wieder am Startpunkt ankomme und mich im Prinzip einfach nur ins Auto setzen muss und 10 Minuten später zu Hause bin.
Es wird also sehr spannend was mich die nächsten Stunden hier am Dötzenkopf erwartet; und vor allem, wem ich alles begegne.

Und los geht’s

-6 Grad zeigt des Thermometer an als ich am Parkplatz ankomme. Schnell die Klamotten anziehen und los geht’s. Das wird heute ein langer Tag.
Zwei Orientierungspunkte habe ich auf der Strecke. Den Abzweiger zum Wappachkopf und das flache Stück nach dem es nur noch 100 Höhenmeter sind. Vielleicht wird es mit dieser Einteilung nicht ganz so zäh.
Inversion sei Dank wird es oben raus immer wärmer, ja sogar fast angenehm. Dafür ist der Boden im oberen Abschnitt sehr hart und eisig. Das kann ja was werden, wenn sich den Tag über hier mehrere Leute rumtummeln.
Am Gipfel angekommen zwei Stirnlampen. Das kann doch nicht sein. Ist da etwa noch jemand auf Rekordjagd?
Die Stimme kenne ich doch. Philipp ist mit Max von Flow Valley für eine kleine Fotosession hier hoch gekommen. Die beiden nutzen die fantastische Stimmung für ein paar abgefahrene Bilder.
Ruck-zuck bin ich mittendrin im Fotoshooting. Eine willkommene Abwechslung so früh am Morgen.
Bei diesem Anblick bleibt man gerne etwas länger am Gipfel.
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Ich verabschiede mich wieder und mache mich auf den ersten Downhill des Tages. Die Befürchtungen die ich schon beim Aufstieg hatte bestätigen sich. Es ist teilweise extrem glatt und man muss ziemlich aufpassen. Spikecross sei Dank komme ich ohne Sturz am Parkplatz an und mache mich gleich auf zum zweiten Anstieg.
Die Stimmung im Tal wird immer besser
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und auch oben am Gipfel kann sich die Aussicht sehen lassen.
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Das wird ein bombastischer Tag heute.
Im zweiten Downhill treffe ich Rupi kurz vor dem Parkplatz. Rupi hat den Weg aus Oberösterreich auf sich genommen um mal am Dötzenkopf vorbei zu schauen. Gemeinsam gehen wir den dritten Run an und erreichen mit der Sonne den Gipfel.
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Anschließend stürzt sich Rupman „die aggressive Downhillsau“ nach unten und kommt nach 9:59 Minuten am Parkplatz an. Für diese Streckenverhältnisse ist das eine bombastische Zeit. Wenn mal wieder etwas mehr Schnee auf der Strecke liegt, dann pulverisiert der Typ Alle!
Am Parkplatz angekommen gibt es was zu essen und zu trinken, bevor es munter weiter geht.
Erstaunlicherweise geht es heute sehr gut und obwohl ich nun nach der Abzweigung zum Wappachkopf ins schnelle Gehen übergehe, bin ich nicht sonderlich langsamer.
Der Flow scheint sich ganz langsam einzustellen.
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Es müsste dieser Downhill gewesen sein, als uns Martin entgegen kommt, der aus München mit der Bahn angereist ist um ein paar Höhenmeter am Dötzi zu sammeln. Diese Challenge mobilisiert echt die ganze Welt.
Lauf 5, Haken dran, alles läuft nach Plan.
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Am Parkplatz treffen wir Lothar mit seiner Frau und dem Traildog, die das herrliche Wetter für einen kleinen Run nutzen.
Gigantisch was hier heute los ist.
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Es geht munter weiter. Auf und nieder immer wieder. Im Tal ist die Faschingsparty in vollem Gange. Bis auf den Gipfel hört man die Musik. „Atemlos“, Griechischer Wein“, ein Klassiker jagt den nächsten und das Wetter ist auch ein Klassiker.
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Wer jetzt denkt, der Typ ist aber unromantisch, rennt am Valentinstag die ganze Zeit auf den Berg, anstatt etwas mit seiner Freundin zu machen; keine Angst. Mein Freundin feiert Karneval im Rheinland und ich darf mich hier austoben. Alles von langer Hand und mit beidseitigem Einverständnis geplant!
Nach dem achten Lauf verabschiedet sich Rupi. Sechs mal hat er mich heute begleitet und jetzt geht es für ihn wieder nach Hause.
Danke fürs mitkommen du alte „Downhillsau“!
Fast hätte ich Cilly vergessen, die heute auch wieder am Berg unterwegs war, mal schnell drei Runs abgespult hat und im ersten Lauf mit 20:22 Minuten ihre bestehende Bestzeit bei den Mädels verbessert hat…Hölle!

Als ich das zehnte Mal unten ankomme treffe ich Rudi mit seiner Frau und seinem Sohn am Parkplatz. Sie kommen gerade vom Langlaufen und wollen jetzt nochmal zu einem kleinen Familienausflug auf den Dötzi starten. Perfekte Idee für den Urlaub würde ich sagen.
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Seit dem siebten Anstieg wurde es zäh und es wird nicht wirklich besser. Run 12 und langsam krampfen die Oberschenkel. Ziemlich ekelhafte Sache, aber es lässt sich ziemlich gut kontrollieren. Dank der mobilen Verpflegungsstation ist ja für alles gesorgt und mit Magnesium und Salztabletten werde ich das schon in den Griff bekommen.
Martin verabschiedet sich. Eigentlich wollte er heute 10x auf den Gipfel, aber man hat ihm am Parkplatz seine Tasche mit den Wechselklamotten entwendet und da er noch mit dem Zug nach München muss, verabschiedet er sich nach spektakulären acht Runs.
Facebook sei Dank ist die Tasche wieder aufgetaucht. Ein Freund einer Arbeitskollegin von mir hat die herrenlose Tasche mitgenommen und anschließend auf Facebook gepostet, dass er ne Tasche gefunden hat. Sie hat eins und eins zusammengezählt, mir Bescheid gegeben, ich ihn angeschrieben und siehe da: Happy End!

Bei meinem 13. Aufstieg überholt mich Christian von hinten. Er schüttelt sich heute ein bisschen die Beine aus, nachdem er gestern bei einem Skitourenwettkampf am Start war.
Die Wertung für die krassesten Schuhe des Tages geht definitiv an ihn.
New Balance mit ohne Profil…Typ!
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Sturzfrei verabschiedet er sich am Parkplatz.
So, jetzt nochmal ordentlich tanken und dann geht es zum Run Nummer 14. Kofferraum zu, Autoschlüssel…Autoschlüssel?
Eigentlich sollte der in der Hosentasche sein, aber da ist er nicht. Der Kofferraum ist zu und verriegelt habe ich gleich wieder nach dem Öffnen. Doof, dass jetzt der Schlüssel nicht da ist, wo er sein sollte.
Egal, auf zu Nummer 14. Im Aufstieg kann ich mir genug Gedanken machen wie es weiter geht.

Auto zu, Schlüssel drin. Wohnungsschlüssel auch im Auto. Zu Hause ist niemand. Im Auto ist alles was ich brauche. Hmm!
Definitiv laufe ich danach gleich wieder hoch. Entweder rufe ich dann von oben den ADAC, oder ich frage Freunde, ob sie mich abholen können, dann fahren wir heim, ich steige in die Wohnung ein, hole den Ersatzschlüssel und komme wieder ins Auto. Was geht wohl schneller?
Fragen über Fragen, die bei diesem Anblick kurz verblassen.
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Geschafft! 14x! Rekord eingestellt!
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Jetzt kümmere ich mich um das Auto.

Zuerst suche ich den Boden ab: Kein Schlüssel!
Vielleicht ein Loch in der Hosentasche: Nein!
Komischerweise sehe ich den Schlüssel nicht, wenn ich in den Kofferraum schaue. Gott weiß wo der rumfliegt.
Verloren? Kann nicht sein.
Dennoch schaue ich nach, ob ihn vielleicht jemand auf die Reifen gelegt hat: Nix!

Dann, ein Zettel unter dem Scheibenwischer.
„Schlüssel gefunden. Abzuholen in der Alpentalstraße 7.“
Meine Rettung. Kurz im Handy geschaut wie weit das ist.
Perfekt! Genau um die Ecke…nix wie hin!
Natürlich laufe ich erst mal am Haus vorbei, die komplette Straße runter, dann wieder retour und siehe da: Alpentalstraße 7.
Es brennt Licht, ich klingle.
„Das ist der Schlüsselmann. Mama, da ist der Schlüsselmann.“
Wie sich herausstellt, habe die Mädels beim Rodeln meinen Schlüssel gefunden. Er lag wohl direkt am Auto und ich habe es nicht gerafft als ich losgelaufen bin.
Ich bedanke mich 1000x und mache mich wieder auf den Weg zum Parkplatz.

Run Nummer 15 wartet und jetzt wird es richtig hart.
Die Kraft schwindet mit jedem Schritt und es dauert gefühlt eine Ewigkeit bis ich am ersten Orientierungspunkt ankomme.
Auf dem Weg zum zweiten kommt mir die Strecke viel steiler vor und am letzten Abschnitt laufe ich gegen eine Wand…Wahnsinn!
Dann endlich, der Gipfel, das Gipfelkreuz…Zack…Da ist das Ding!
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Alter Schwede ist das geil! Leck mich fett am Arsch!
Verrückt!

Auf dem Weg nach unten mache ich mir Gedanken, ob ich noch ein weiteres Mal aufbrechen soll. Dann würde ich die 7000 Höhenmeter knacken.
Am Parkplatz angekommen sagen meine Beine aber „Nein!“
Der Akku der Uhr sagt auch „Nein!“
Ich könnte mit dem Handy weiter aufzeichnen, aber ich denke es ist ein gutes Zeichen, wenn die Uhr nein sagt und die Beine auch nicht mehr wollen.
Es lief bergab schon nicht mehr so flüssig wie zuvor, vom letzten Anstieg gar nicht zu sprechen.

Ich stoppe den Move, ziehe meine nassen Klamotten aus, steige ins Auto und fahre heim in die warme Wohnung.
Doetzi-Skyrace
Danke an alle die heute auf der Strecke waren. Danke an alle fürs Daumendrücken!
Ich bin gespannt wie lange der Rekord hält. Ein paar Verrückte vermisse ich noch am Dötzenkopf und wenn die erst mal da sind, dann bebt der Berg. Auch ein paar Österreichern die den Berg schon kennen traue ich eine erneute Attacke zu.
Im Moment weiß ich nicht, ob ich mir das nochmal antue. Das war heute schon ein verdammt hartes Stück Arbeit und nochmal innerhalb kurzer Zeit sowas abzureisen…ich weiß nicht.
Schaun mer mal!
Jetzt sind erst mal wieder die Österreicher dran…oder setzt ein einheimischer Läufer noch einen drauf!
Wer weiß?

Hier geht es zum Absolut-Verrückten-Move!

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