Ein Artikel von Kilian verbreitet sich gerade im Netz und wird haufenweise geteilt und kommentiert.
Unter dem Titel „Trail Running Label“ geht es darum, die verschiedenen Trailrennen zu klassifizieren.
Neben den verschiedenen Kategorien der International Skyrunning Federation (ISF) und der International Trailrunning Association (ITRA), kommt jetzt auch Kilian mit einer neuen Reihe von Definitionen und Klassifizierungen um die Ecke.
In Zusammenarbeit mit, unter anderem, dem Vorstand von ISF und ITRA und Joe Grant entstand eine Klassifizierung die sich im Kern auf drei „Achsen“ konzentriert:
– Distanz,
– Höhenmeter,
– Technik und Ausgesetztheit.
Gerade die dritte Achse erlaubt es, die verschiedenen Rennen untereinander abzugrenzen, denn ein 30 Kilometer langer Lauf mit 2000 Höhenmetern ist in den Alpen anders, als im Himalaya auf 5000m.
So weit so gut
OK, diese Unterscheidung und Klassifizierung der Rennen macht es einfacher für Außenstehende die Schwierigkeit des Events einzuordnen. Gerade unerfahrene Läufer können dann besser einschätzen was sie erwartet und überlegen es sich vielleicht noch einmal ob sie dem Rennen gewachsen sind.
Lockt eine besonders hohe Klassifizierung aber nicht gerade diese unerfahrenen Läufer an?
Das steht wohl auf einem ganz anderen Blatt.
Auf der einen Seite hört man immer wieder Stimmen die dagegen sind, Trailrunning in feste Regeln zu pressen, auf der anderen Seite gibt es aber immer wieder Bedenken gegen den Boom der Veranstaltungen, die auch immer wieder unerfahrene Läufer auf den Plan rufen, die sich total übernehmen.
Entwicklung der Finisher-Zahlen beim Salomon Zugspitz Ultratrail
Gibt es dann in Zukunft neben der Kontrolle der Pflichtausrüstung auch eine Kontrolle der bisher gelaufenen Rennen in den jeweiligen Klassifizierungen?
Darf man ein Rennen in der Schwierigkeit 3 erst laufen, wenn man mindestens zwei Rennen in der Schwierigkeit 2 gefinished hat?
Es bleibt spannend und sicher kann man es auch niemandem Recht machen.
Dennoch ist es auffällig, dass die „Regelungswut“ immer weiter Einzug hält.
Und nun kommt ausgerechnet Kilian mit einer neuen Klassifizierung um die Ecke.
Warum? Was will er damit bezwecken?
Er war doch auch immer ein Verfechter der Eigenverantwortung und jetzt trägt er ein Stück dazu bei, dass Trailrunner diese Eigenverantwortung ablegen.
12 Gedanken zu “Trailrunning und die Klassifizierung”
Ob man das jetzt braucht oder nicht, kann ich nur schwer beurteilen, dazu laufe ich zu wenig bzw. keine solcher Distanzen und Rennen.
Aber eine Qualifikation gibts ja z.B. auch beim UTMB jetzt schon. Dazu muss man ja auch im Vorfeld bei ausgewählten Rennen Punkte sammeln…
Also ganz so abwegig ist deine Vorstellung/Befürchtung nicht mit Schwierigkeit 2 und 3 usw.
Ob es mehr unerfahrene Leute „anlockt“ bezweifle ich. Beim Klettern steigt auch keiner der davon keine Ahnung hat z.B. in ein Alpine Kletterroute ein. Zumindest hört man sowas nie.
Sinn machen würde es meiner Meinung aber erst wenns eben wirklich gefährlich wird. Also wirklich Kletterein dabei sind. Oder wenns hochalpin ist und man entsprechnde Erfahrung mit Wetter und Ausrüstung haben sollte. Bei „nur“ langen und steilen Strecken braucht sowas wohl niemand…
Gruß Andi
Beim UTMB nimmt es ja auch schon gewisse Auswüchse an, die man vor wenigen Jahren noch nicht auf dem Schirm hatte. Mittlerweile mischt da wohl die ITRA sehr stark bei den Qualifikationsläufen mit.
Wie gesagt, ich bin gespannt wohin das führt. Es muss ja nicht negativ werden, aber ein gewisses „Geschmäckle“ hat es für mich.
Interessant finde ich auch, dass Kilians Rennen in Tromso die höchste Wertung hat und seine Rekordläufe auf die höchsten Berge logischerweise auch ganz oben einzustufen sind.
Vielleicht bin ich auch einfach zu „verschlossen“ und pessimistisch! 😉
Viele Grüße
Steve
Naja ich würde mal sagen, dass solch eine Klassifizierung nicht dazu beiträgt das Laufen in gewisse Regeln zu pressen. Es handelt sich dabei einfach nur um ein Richtmaß das es vor allem Aussenstehenden erlaubt Läufe besser einordnen zu können.
Und warum gerade Kilian mit so etwas um die Ecke kommt? Er verfährt ja nach dem Motto „höher, schneller, weiter“ und da ist es in der Tat der eigenen Vermarktung zuträglich wenn er sagen kann ich habe dieses Jahr fünf Kategorie V Rennen bestritten und gewonnen. 😉 Für die Aussendarstellung einfach leichter als ein abstrakter Rennnamen.
Interessanter Ansatz mit der Vermarktung. Von diesem Punkt aus habe ich die Sache noch nicht betrachtet.
Du hast Recht, noch werden hier keine starren Regeln gegossen, aber es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit bis wir die nächste Stufe erreichen.
Schaun mer mal!
Wie Du in der Antwort zu Andi schon richtig schreibst; wie man die Klassifizierung und Kilians Intention deuten soll wird mit der Einstufung des Tromso Skyraces schon mehr als deutlich. 😉 Gut ein leicht zu laufendes Terrain ist es dort mit Sicherheit nicht wenn man sich die Bilder, Karten und Videos so ansieht, aber es auf die selbe Stufe mit Läufen wie dem Lenin Race und els 2900 zu stellen ist doch sehr „verwegen“. Gut rein definitorisch liegt die Hochgebirgsgrenze in den Skanden schon etwas niedriger, aber selbst da liegt der höchste Punkt mit 1404m noch unter der dortigen Untergrenze. 😉 Wenn schon kategorisieren und einordnen dann auch objektiv und korrekt. 😉
Bzgl. der Reglementierung sehe ich es ähnlich wie Du. Die nächste Stufe wird nicht mehr so lange auf sich warten lassen. Es hat sich gezeigt, dass dieser Sport ein großes kommerzielles Potential hat und jetzt geht es daran die „Parzellen“ zu sichern und zum anderen den Nachschub an Neueinsteigern am Laufen zu halten.
Ja, da wird noch einiges passieren die nächsten Jahre. Da bin ich mir sicher.
Bald gibt es dann den Stempel „certified by Kilian“ ;). Kann da nicht viel Nutzen erkennen. Klar, man könnte damit Qualifikationsrennen wie die für den UTMB besser kategorisieren und auch Neulinge hätten einen Vergleich der Rennen. Aber den kann man sich auch ohne eine (wie ich befürchte) kommerzielle Klassifizierung besorgen. Seien wir gespannt.
Jupp, sehe ich genauso
Nicht zu vergessen dient die Klassifizierung meiner Ansicht in ERSTER LINIE! den Qualifizierern dazu am Trail-running Boom mitzuverdienen, denn eine Klassifizierung durch z.B. die ITRA ist für einen Veranstalter nicht kostenlos!
Eine Klassifizierung anhand einheitlicher Kriterien, wie von Kilian vorgeschlagen, durch den Veranstalter ist als grobe Richtlinie sinnvoll , wird aber nie alle Aspekte einbeziehen können, besonders nicht das Wetter! Ja, Trail Running ist ein Natursport und entzieht sich daher einer exakten Klassifizierung. Und das Unbekannte, die Vorbereitung anhand von Karte, Streckenbeschreibung und Wetterbericht macht ja auch einen Teil des Reizes des Trail-Runnings aus.
Ein bei schönem Wetter einfaches Rennen kann bei schlechtem Wetter schnell extrem schwierig oder gefährlich werden, ein anderes Rennen wird vom Wetter nur wenig beeinflusst.
Durch die Klassifizierung sehe ich die Gefahr dass Rennen nur noch um die „Ehre“ der schwierigsten Kategorie streiten, ganz egal ob dies eine sinnvoll laufbare Strecke ergibt oder nicht (wie jetzt schon manche Rennen sinnlose Abstecher einplanen nur um die Höhenmeter zu maximieren).
Hallo Gi,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich finde dieses „extreme“ auch nicht sonderlich gut. Klar, man muss nicht komplett durchlaufen, es kann auch gerne Stellen geben, die technischer sind, wo man mal die Hände zur Hilfe nehmen muss oder am Stahlseil geht, aber halbe „Kletterrouten“ mit aufzunehmen halte ich für nicht zielführend. Da wird aus Trailrunning irgendwann Trailclimbing oder Free-Solo-Running.
Ich denke das ist der falsche Weg.
Ich bin gespannt wie weit das noch „ausartet“.
Äh…
Wenn ich die Höhenmeter und die Streckenlänge weiß, weiß ich doch genug, um zumindest zu wissen, ob die Sache für mich interessant ist. Und dann kann ich mir genug Infos besorgen, um zu erkennen, was für ein Lauf das ist. Dazu brauch ich keine Regeln, Normen, Kriterien, Kategorien und sonstiges Gedöns.
„Berühmte“ (und damit meist schwere) Läufe werden nicht durch eine Kategorie berühmt, sondern weil deren Ruf exisitert. Ein neues Rennen wird sich halt den Ruf erst „erarbeiten“ müssen.
In meinen Augen ist das alles nur „Marketing“; nicht unbedingt negativ, aber auch nicht positiv; ist mir halt wurscht 😉
Die Frage ist halt, was dieses ganze Marketing dem Sport gibt und was es ihm nimmt.
„Die Frage ist halt, was dieses ganze Marketing dem Sport gibt und was es ihm nimmt.“
Genau…und ich bin gespannt, was wir in der Zukunft darauf für Antworten bekommen werden.
Man kann viel spekulieren, aber es wird sicher nicht alles positiv sein.