Hagengebirge: Mir fehlen die Worte

Ja, mir fehlen die Worte. Ich bin geflashed. Total aus dem Häuschen. Knapp 30 Kilometer, 2500 Höhenmeter, verteilt auf über sieben Stunden absolut pornöser Trailaction liegen hinter uns. Das Hagengebirge hat an diesem perfekten Herbsttag gezeigt was es kann und ich wurde wieder in meiner Meinung bestätigt, dass das hier das absolut schönste Fleckchen im Nationalpark ist.
Diese sieben Stunden haben mir das gegeben, was ich die letzten vier Monate vermisst habe.
Trails, Trails, Trails, steile Anstiege, pornöse Landschaften, grandiose Panoramen…einfach alles was das Herz eines Trailrunner begehrt.
Es war der krasseste Scheiß seit Monaten…
…und das ist noch untertrieben.

Eigentlich wollte Johannes irgendwas am Staufen machen, aber mit Blick auf die Wettervorhersage, und diesen von allen Kanälen prophezeiten perfekten Tag, lies er sich schnell für eine Tour durch das Hagengebirge begeistern.
Um halb sieben schaue ich aus dem Küchenfenster in die Nebelsuppe, checke die Webcam am Jenner und weiß: Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.
Ich hole Johannes ab und wir fahren zum Parkplatz am Königssee.
Endlich kommen wir beiden mal dazu eine gemeinsame Runde zu laufen.
Johannes ist einer der Organisatoren des Ultra Trail Lamer Winkel (UTLW) . Ein cooler, ruhiger, lustiger Typ, der zudem noch topfit ist (auch wenn er das nicht immer zugibt). Eigentlich kommt er aus dem Skitourensport, findet aber immer mehr gefallen am Trailrunning. Er kennt das Hagengebirge nur aus dem Winter und da ist es ja quasi meine Pflicht, ihm mal zu zeigen was er im Sommer dort oben verpasst.

Wir starten also in der Nebelsuppe und arbeiten uns flott nach oben. An der Königsbachalm durchbrechen wir die Wolken und siehe da, freie Sicht für das traditionelle Foto.
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Das links ist Johannes. Der verschwitzte Typ rechts bin ich.
Johannes schwitze nicht, denn er ist ja fitter als ich (auch wenn er das nicht zugibt).
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Weiter geht es Richtung Jenner.
Eigentlich liegt dieser Berg nicht auf der klassischen Kleinen Reibn, aber wir müssen da heute hoch, denn es verspricht awesome zu werden.
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An den steilen Hängen unterhalb der Bergstation stehen wir endlich in der Sonne und schrauben uns Meter für Meter nach oben.
Oben dann die Querung zur Aussichtsplattform.
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Keinen Menschenseele hier oben, denn die Bahn fährt noch nicht und so sind nur wir hier und genießen ein Panorama, das obwohl der Königssee und das Tal noch im Nebel liegen, einfach sprachlos macht.
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Inversionswetterlage ist im Herbst ja nichts Neues, auch hier nicht, wo das Königsseer-Tal bis nach Berchtesgaden im Nebel liegt, aber heute reicht der Nebel bis zum Horizont. Bad Reichenhall, Salzburg, alles liegt im Nebel und uns lach hier oben die Sonne ins Gesicht.
Was für ein Tag…
…und wir sind gerade mal 1 1/2 Stunden unterwegs. Was soll das noch werden?

Johannes zieht sich etwas luftiger an. Die vermeintlichen Beinlinge unter seiner kurzen Hose entpuppen sich als lange Unterhose, die nun im Rucksack verschwindet.
Style -50 / Idee +50
Cooler Typ! Aber keine Angst; ich sage es nicht weiter.

Weiter geht’s, vorbei an der Jenner-Bergstation, rüber zum Carl-von-Stahl-Haus und weiter Richtung Schneibstein.
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Wir durchstoßen die 2000er-Grenze und es wird mit jedem Meter gigantischer.
Die Aussicht, die unzähligen Berggipfel, dieser Aufstieg ist einfach der Hammer, auch wenn er sich mal wieder endlos zieht.
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Die Schulter des Schneibsteins ist schon mit Schnee bedeckt, als kleine Einstimmung auf das was uns noch erwartet, denn in den schattigen Lagen hat sich oberhalb von 2000m der Schnee der letzten Nacht halten können.
Das sorgt spätestens auf dem Gipfel für eine fast winterliche Stimmung bei spätsommerlichen Temperaturen.
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Und eine klare Sicht bis ins Unendliche.
Wir scheuchen sogar einige Schneehühner auf die sich hier oben sehr wohl zu fühlen scheinen. Eine äußerst seltene Begegnung.
Nach einer kurzen Pause geht unsere Reise des absoluten Trailwahnsinns weiter.

Zwei Typen auf der Suche nach dem perfekten Tag…
…und ja, sie haben ihn gefunden.

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Auf den Spuren der klassischen Kleinen Reibn geht es weiter Richtung Windscharte und von dort weiter, mal wieder ganz unklassisch aber dennoch genial, auf den Gipfel des Windschartenkopfs.
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Kann man aushalten hier oben!
Auf jedem Gipfel packen wir jetzt immer wieder Schnee in unsere Trinkflaschen, denn Wasser ist hier oben Mangelware und obwohl es nicht sonderlich warm ist, ist der Wasserverbrauch doch höher als erwartet.

Jetzt bahnen wir uns den Weg, weglos von Gipfel zu Gipfel, mit Ziel Kahlersberg.
Zunächst geht es hinüber zum Schlumpkopf und dann auf dem Grat weiter über den Hochsattel, hinüber zum Hochsoienkopf.
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Danach steigen wir ab an die nördlichen Abstürze des Kahlersberges. Durch karstiges, wegloses und verblocktes Gelände geht es bis hinüber an den Wandfuß und dann wartet das Geröllfeld auf uns. Geröll, gemischt mit Schnee; es gibt nichts Schlimmeres.
Nur grob kann ich mich erinnern, wie und wo ich damals mit Markus hier hoch bin aber irgendwie werden wir schon eine Linie finden, auch wenn der Schnee die Steigspuren überdeckt.
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Und wir finden sie, mit einer abenteuerlichen Variante.
Als Johannes über mir aufsteigt und auf einmal die Stöcke aus den Händen nimmt und klettert, sucht und klettert, wird mir klar, dass es für mich jetzt spannend wird.
Johannes ist ein guter Alpinist und wenn er schon langsam macht, dann wird es bei mir sicher etwas dauern bis ich diese Schlüsselstelle überwunden habe.
Im Sommer sicherlich einfach, aber mit Schnee und Eis ändert sich das schnell.
Zum Glück habe ich Handschuhe dabei, denn der Fels ist eiskalt und so kann ich wenigstens auch die Tritte und Griffe ordentlich abputzen.
Es dauert ein bisschen, bis ich durch die Johannes-Steve-Verschneidung durchgestiegen bin, aber am Ende geht alles gut und ich komme heil oben an; auch wenn ich sicherlich ein paar Jahre gealtert bin.
Von hier sind es nur noch ein paar Minuten bis zum höchsten Punkt unserer Tour, dem Kahlersberg mit seinen 2350m.
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Grandioser Blick auf den Watzmann und auf den Rest der Berge, die bis zum Horizont in die Höhe schießen.

Nach einer kleinen Runden über das Gipfelplateau (ich habe den Weg nicht gefunden) geht es über den Mauslochsteig hinunter zum Hochgschirr.
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Zum Glück sind hier die markanten Stellen nicht vereist, denn sonst wäre es nochmal spannend geworden.
Aber der Abstieg klappt ohne Probleme und am Hochgschirr geht sich auch noch ein Foto aus.
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(Nein Johannes, du bist nicht dick. Der Rucksack schnürt nur etwas unpassend in das Oberteil)
Dem aufmerksamen Betrachter dürfte übrigens aufgefallen sein, dass der Typ auch ziemlich krasse Waden hat.
Lieber WU, wenn du das liest: „Iron Calv ist nicht mehr alleine auf dieser Welt!“

Über das Hochgschirr geht es hinunter zum Seeleinsee.
Der Fagstein wäre ein noch grandioserer Abschluss der Tour, aber ich bin bedient für heute. Der Körper sagt danke und will nur noch runter.
Den Fagstein heben wir uns für später auf.

Über den Stiergraben geht es hinunter zur Priesbergalm,
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weiter über die Königsbachalm, wieder hinunter an den Parkplatz.

Ein absolut mega-geile Tour liegt hinter uns.
Alles richtig gemacht!
Saugeil wars…
…und Johannes: „Sowas machen wir nochmal!“
Man wir noch lange über die erste Kahlersberg-Überschreitung mit kombinierter Gipfel-Umrahmung sprechen. Die Einträge in sämtlichen Geschichtsbüchern sind uns sicher und auch Elizabeth Hawley überlegt sich, nach Berchtesgaden zu ziehen und dem Himalaya den Rücken zu kehren.

Danke fürs mitkommen und die nette Unterhaltung.
Die hast mir geholfen das Niveau unserer Unterhaltungen konstant niedrig zu halten. Guter Mann!

Hier geht es zum Move-of-Awesomeness!

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