South Sister

Die Three Sisters (South Sister, Middle Sister, North Sister) sind drei Vulkangipfel ganz in der Nähe von Bend. Dicht bei ihnen steht Mount Bachelor, der Junggeselle, der es wohl auf sie abgesehen hat.

Nach einer kurzen Fahrt über den Cascade Lakes National Scenic Byway starten wir unsere Tour auf die South Sister am Trailhead des Devils Lake, auf ca. 1600m.
Nach einer kurzen Recherche am Morgen, hat sich die südliche der drei Schwestern als wohl am einfachsten zu Besteigende herauskristallisiert (wer den Wortwitz erkennt darf ihn behalten) und zudem ist sie mit 3159m auch noch die Größte der Familie.

Zu Beginn geht es ca. 500 Meter schön flach bis zum eigentlichen Aufstieg. Wir spazieren gemütlich. Keiner macht Anstanden los zu laufen, aber jeder würde sofort mitlaufen, wenn nur einer anfangen würde. Ziemlich lustige Situation.
Nach einem ersten steileren Abschnitt durch den Wald erreichen wir relativ schnell die Baumgrenze und befinden uns im Nu auf einer relativ baumlosen Hochebene; unser Ziel fest im Blick.
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Zum ersten Mal in diesem Urlaub ist es richtig bewölkt und die Sonne schafft es nicht durch die Wolkendecke. Eigentlich kommt uns das Wetter für diese Tour wie gerufen, denn in der prallen Sonne wäre der Aufstieg sicherlich kein Geschenk geworden.
Hinzu kommt, dass es hier oben kein Wasser gibt und man so entweder richtig viel mitnimmt oder mit dem was man hat ordentlich haushaltet.
In der Ferne kann man aber schon ein paar vereinzelte blaue Streifen am Himmel entdecken, so dass sich eventuell doch noch etwas Sonnenschein im Laufe der Tour ausgeht.
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Das Gelände erinnert stark an La Palma. Dürre Vegetation, sandige und steinige Anstiege, die viel Kraft kosten und einen immer wieder ein kleines Stück nach hinten rutschen lassen. Wenn man dabei auch immer noch den Gipfel vor Augen hat, ist das gleich eine doppelte Herausforderung.
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Auf circa der Hälfte des Aufstiegs teilen uns entgegenkommende Wanderer mit, dass etwas weiter oben ein Toter auf dem Weg liegt. Es ist allerdings jemand bei dem Leichnam und die zuständigen Behörden wurden auch schon informiert.
Da wird einem ganz schnell mal ganz anders im Bauch.
Wir passieren die Unglücksstelle in einem etwas größeren Bogen. Der zweite Wanderer hat den Oberkörper und den Kopf des Mannes mit einer Jacke zugedeckt. Der Mann liegt mitten auf dem Weg, seiner Kleidung und Ausrüstung nach zu urteilen war er bestens für die Tour vorbereitet. Vielleicht war er im Abstieg und erlitt einen Schwächeanfall oder er ist dehydriert. Abgestürzt sein kann er nicht, denn das Gelände hier ist sehr flach und weißt rundherum keine Erhebungen auf.
Ruhe in Frieden guter Mann. Auf dass du hier in den Bergen eine schöne Zeit hattest.

Mit etwas gemischten Gefühlen machen wir uns an den weiteren Aufstieg.
Das Gelände wir zunehmend steiler, steiniger und sandiger und mit kurzem Blick nach oben, wird sich das noch eine ganze Weile so hinziehen.
Am Kraterrand angekommen weht ein heftiger Wind.
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Unsere Windjacken haben wir schon an, aber Handschuhe wären jetzt eigentlich auch eine feine Sache. Die haben wir aber nicht dabei, also muss es auch so irgendwie gehen.
Jetzt folgt der kräfteraubendste Teil der ganzen Tour.
Hier ist das Gelände am steilsten und der Lavasand und das leichte Lavagestein machen den Aufstieg bei Weitem nicht einfacher.
Ein Blick nach oben lässt erahnen wo es noch lang geht.
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Der Wind bläst heftig und die Finger werden kälter. Das Gesicht ist auch schon schön durchgefrostet.
Die kurzen windstillen Passagen tun verdammt gut, laden zum verweilen ein, bevor uns wieder der eiskalte Wind um die Ohren bläst.
Auf dem Gipfelplateau angekommen müssen wir noch eine halbe Runde drehen um am höchsten Punkt der South Sister anzukommen. Auch hier wechseln sich eisige Winde mit windstillen Fleckchen ab.
Dann sind wir endlich da.
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Eine gigantische Aussicht, aber ans lange Pausieren denken wir nicht.
Ein bisschen wie damals am Kilimanjaro. Kurz den Gipfel und die Aussicht genießen und dann wieder runter.
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So machen wir’s auch. Mit jedem Schritt den wir im Downhill auf dem losen Gestein nach unten fahren wird es wärmer, wird der Wind schwächer und so langsam tauen wir wieder auf.
Die Windjacken verschwinden wieder im Rucksack und wir machen uns weiter auf den Abstieg.
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Auch fast zwei Stunden später liegt der Wanderer noch an Ort und Stelle und der zweite Mann hält tapfer Wache. Ein wenig später kommt uns der Scheriff entgegen, der uns bittet, mit seinem Deputy weiter unten kurz Verbindung aufzunehmen.
Dieser will von uns quasi nur wissen ob wir irgendetwas gesehen haben oder etwaige Angaben machen können. Routinemäßig fragt er jeden der hier vorbei kommt. Leider haben wir keine verwertbaren Angaben für ihn.
Auf Nachfrage erklärt er uns, dass der Leichnam nicht mit dem Hubschrauber geholt wird, da man diesen nur bei Verletzungen einsetzt. Ein Bergetrupp ist mit einer Trage gerade auf dem Weg nach oben und sollte uns etwas weiter unten begegnen.
So ist es dann auch. Kurz vor dem Parkplatz kommt uns ein Trupp aus acht Leuten mit einer mobilen Trage entgegen, die die schwere Aufgabe haben, den Leichnam zu bergen und anschließend nach unten zu transportieren. Bei diesem Gelände wird das sicherlich bis in die Abendstunden dauern.

Für uns ist es nur noch ein kurzes Stück und dann sind wir wieder am Ausgangspunkt.

Eine lohnende Tour auf über 3000m, mit toller Aussicht und relativ einfachem Aufstieg. An heißen Tagen braucht man definitiv einiges an Flüssigkeit, denn sonst wird die Tour zur Tortur.

Hier geht es zum Windy-South-Sister-Move!

R.I.P.
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