75% extended Königssee-Umrundung

Sandra ist auf Shoppingtour und ich habe Urlaub; man spricht hier von einer Win-Win-Situation.
Hinzu kommen eine sehr pornöse Wettervorhersage und halbwegs schneefreie Trails oberhalb von 2000m…das schreit nach krasser Action.
Irgendwas mit Hagengebirge wäre schon cool und vielleicht um den Königssee – zack! Königssee-Umrundung extended, wie schon vor zwei Jahren, allerdings mit einem längeren Anstieg und ggf. einer Verkürzung hintenraus.
Leider hatte Johannes keine Zeit, denn ohne zu viel zu verraten, ich hatte heute mehr als ein Déjà-vu an unsere Tour of Awesomeness aus dem letzten Oktober.

Um 8:00 Uhr starte ich am Parkplatz am Königssee im kalten und dichten Nebel. Natürlich konnte ich es mir vorher nicht verkneifen die Webcams zu checken um zu sehen wie es oben ausschaut. Mit einem guten Gefühl geht es also über den Hochbahnweg zunächst Richtung Königsbachalm.
Der Nebel hängt heute höher als sonst, denn noch schaut es am Königssee nicht so toll aus.
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Aber hey, das lässt mich kalt, denn ich weiß ja, wie es oben ausschauen wird.
Voller Vorfreude geht es stetig nach oben, vorbei an der Alm und kurze Zeit später wird ein erster schemenhafter Blick auf König Watzmann frei.
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Da ist es doch das geniale Herbstwetter von dem dieser Wettermann die ganzen letzten Tage geschwärmt hat.
Auf geht’s, auf geht’s, auf geht’s…immer weiter nach oben, der Sonne entgegen und dann ist es endlich soweit.
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Blauer Himmel, Sonnenschein, Herbstfeeling pur und kurze Zeit später gesellen sich auch die umliegende Berge ins Bild.
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Vorbei am Stahlhaus geht es direkt weiter auf den Anstieg Richtung Schneibstein. Forststraße ade, hallo Trail!
Jetzt wird es erst richtig genial, denn all das vorher war quasi nur das einstimmende Vorspiel und jetzt kommt der Hauptakt.
Schon kurze Zeit später, mitten im Anstieg auf dieser niemals enden wollenden Flanke, legt die Bergwelt nochmal eine gehörige Pornorama-Schippe auf.
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Schon ziemlich genial wenn man diese Bergwelt quasi direkt vor der Haustür hat…unendliche Dankbarkeit mach sich in mir breit während es weiter hinauf Richtung Gipfel geht.
Dadurch das ich erst relativ spät gestartet bin, bin ich natürlich nicht ganz alleine hier oben, aber wenn man bedenkt das Ferien sind, wir perfektes Wetter haben, so hält sich der Andrang doch in Grenzen. 😉
Das Panorama am Gipfel habe ich auf jeden Fall für mich ganz alleine!
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Nach einer kurzen Pause geht es weiter, hinunter zum Seeleinsee.
Diesen direkten Weg bin ich schon lange nicht mehr gelaufen, denn die letzten Male haben wir immer noch irgendwelche Gipfel in der Umgebung mitgenommen, aber dort liegt mir heute etwas zu viel Schnee. Das könnte unter Umständen eine rutschige Angelegenheit werden und das will ich weitestgehend vermeiden. Also geht es direkt zum See.
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Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es mit der kompletten Umrundung auf jeden Fall sportlich werden könnte. Zwar habe ich eine Stirnlampe dabei, aber wenn es sich vermeiden lässt, dann will ich den Rinnkendlsteig eigentlich nicht im Dunkeln aufsteigen. Gerade dann nicht, wenn ich schon ein paar Kilometer und Höhenmeter in den Beinen habe.
Aber noch ist ein bisschen Zeit sich einen Plan B auszudenken, denn ich bin ja erst am Seeleinsee.
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Leider kann ich kein Schlittschuhlaufen und so geht es am See vorbei, direkt weiter, hinauf aufs Hochgschirr.
Nach einem schattigen Aufstieg wird man mit Sonne pur und einer tollen Aussicht belohnt.
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Das lassen sich auch die Steinböcke nicht zweimal sagen, die sich hier unten in der Sonne noch ein bisschen ausruhen, bevor es dann wohl endgültig ins Winterquartier geht. Normalerweise trifft man das Rudel überwiegend am Kahlersberg oben, aber der herannahende Winter hat sie schon einige Höhenmeter nach unten getrieben.
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Ich laufe das Landtal weiter nach unten, bis zum Abzweiger rüber zur Gotzenalm. Es ist mittlerweile 11:35 Uhr und ich muss mich nun entscheiden wie es weiter gehen soll. Ich habe eigentlich keine Lust ab der Gotzenalm über die Fahrstraße nach unten zu laufen, habe aber auch keine Lust von der Gotzenalm an den Königssee zu laufen und mich dann über die alten Ufersteige zu quälen. Auch habe ich keine Lust auf dem Landtalsteig Richtung Obersee abzusteigen.
Also bleibt eigentlich nur die Variante über die Wasseralm und das Kärlingerhaus. Aber reicht die Zeit?
Das letzte Boot legt in St. Bartholomä um 16:30 Uhr ab, das wären jetzt noch 5 Stunden. Unter normalen Umständen sollte das reichen, aber ich habe leider auch keine Referenzzeiten im Kopf um es sicher zu sagen.
Ich beschließe einfach mal zu laufen und mich anhand der Differenz zwischen Laufzeit und der Angabe auf den Schildern zu orientieren. Erstes Ziel Wasseralm 13:00 Uhr.

Der Lauf gegen die Schifffahrt beginnt; genau wie damals beim Lauf über die Schönfeldspitze.

Es geht also weiter durch das Landtal, weiter nach unten, wieder rein in den Nebel.
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Danach folgt die Querung oberhalb des Röthsteigs und danach beginnt der Anstieg mit dem Übergang zur Wasseralm.
Die Sonne meint es gut mit mir und kämpft sich spektakulär durch den Nebel.
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Wenige Augenblicke später bin ich quasi knapp oberhalb der Wolkendecke und könnte einfach so reinspringen…oder auch nicht!
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Es geht weiter zur Wasseralm und ich bereue die Entscheidung kein bisschen. Keine Menschenseele ist hier unterwegs, die Hütten haben alle zu und auch die Schiffe fahren die letzte Haltestelle nicht mehr an. Einfach traumhaft. Sogar die Gämsen scheinen verwirrt zu sein um diese Zeit hier noch jemanden zu treffen, denn sie nehmen nicht Reißaus als sie mich bemerken.

Dann erreiche ich die Wasseralm, im Zeitplan (12:35 Uhr), gönne mir ein bisschen Wasser aus dem „Kein Trinkwasser“-Brunnen und mache mich weiter auf den Weg Richtung Kärlingerhaus.
Ein letzter Blick zurück Richtung Alm…meine absolute Lieblingshütte hier in den gesamten Berchtesgadener Alpen. Ich denke man kann sich vorstellen warum!
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Der Weg zum Kärlingerhaus ist länger als die letzte Etappe zur Wasseralm, aber der Zeitplan schaut noch gut aus. Umgerechnet auf meine Laufzeit müsste sich eine Ankunft gegen 14:00 Uhr ausgehen. Ich beschließe, sollte ich St. Bartholomä vor 15:30 Uhr erreichen, noch über den Rinnkenlsteig aufzusteigen. Sollte es später werden, also ab 15:31 Uhr, fahre ich mit dem Boot vor zum Parkplatz.
Der Weg hinüber zum Kärlingerhaus ist ziemlich wellig. Ich hatte ihn garnicht mit so vielen Steigungen im Kopf.
Auf ungefähr der Hälfte der Strecke liegt das Halsköpfl; ein kleiner vorgelageter Gipfel mit einer fantastischen Aussicht. Dieses kurzen Abstecher lasse ich mir natürlich nicht entgehen.
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Danach geht es weiter vorbei am Schwarz(en)see
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und am Grünsee.
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Irgendwie finde ich jedes Mal, dass die Namen vertauscht sind, denn die Farben passen irgendwie nicht zur Bezeichnung, aber spätestens der Blick auf die Karte zu Hause belehrt mich dann eines Besseren.
Was man sich wohl damals bei der Namensgebung gedacht hat.

Der Weg zieht sich, wesentlich länger als ich es in Erinnerung hatte und gegen 14:20 Uhr komme ich erst an den Abzweiger Richtung Kärlingerhaus. Bis zum Haus sind es maximal noch fünf Minuten, aber irgendwie will ich mir meinen Zeitpuffer nicht ganz verbauen und beschließe den direkten Abstieg, über die Saugasse nach St. Bartholomä, zu wählen.
Normalerweise sind es jetzt noch 1 1/2 Stunden und ich hätte immer noch 30 Minuten Puffer, aber man weiß ja nie und am Ende bin ich zu spät in St. Bartholomä und darf mir für 254 Euro ein eigenes Schiff rufen oder ich steige mit Stirnlampe über den Rinnkendlsteig auf…beides ist irgendwie ein bisschen semi-cool.
Also abwärts!
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Ein letzter Blick auf den Watzmann und ein letzter Gruß an die schon langsam untergehende Sonne, bevor es über die Saugasse rasant nach unten geht.
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Kalt und schattig ist es hier, aber dafür geht es stetig und halbwegs flott nach unten, immer Richtung Ziel.
Auf dem letzten Abschnitt sorgt hohes Laub noch einmal für eine etwas verringerte Geschwindigkeit, da man den Untergrund nicht sieht und sich so etwas mühsam nach unten arbeiten muss.
Aber dann ist es geschafft, das Ufer des Königssees ist erreicht und wenige Minuten später auch die Kirche von St. Bartholomä.
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15:40 Uhr zeigt die Uhr, sehr gut im Plan, aber leider zu spät für den Rinnkendlsteig, worüber ich aber auch nicht sonderlich traurig bin, denn auch wenn dies nur eine 75% Königssee-Umrundung war, so hätte sie nicht besser sein können.
Geniales Wetter, perfekte Aussicht, verdammt wenig los, Trails of Awesomeness…was will man mehr?

Und nächstes Jahr geht sich dann bestimmt auch wieder einen große Runde um den See aus, aber für dieses Jahr reicht es.

Hier geht es zum 75% extended loop around King Lake!

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