Jim Walmsley

Wer ist eigentlich dieser Jim Walmsley, von dem seit dem Western States 2016 jeder spricht?

Fangen wir vielleicht mal bei den aktuellen Ereignissen an:

Wer hat den Western States 2017 gewonnen?
Ryan Sandes! Daran erinnert man sich zum einen, weil es noch nicht allzu lange her ist und man erinnert sich, da Ryan keineswegs ein Unbekannter ist.

Wer hat den Western States 2016 gewonnen?
Na?!
Keine Ahnung?!
Andrew Miller! Amerikaner, Baujahr 1995, mit einer Ultra-Vergangenheit die sich locker bis 2010 zurückverfolgen lässt (DUV-Statistik). Er ist also mit 14 seinen ersten Ultra gelaufen und war mit 21 Jahren der bis dato jüngste Gewinner des Western States.
Das war also der Gewinner des Western States 2016, den gefühlt heute und auch schon drei Tage später, niemand mehr kannte.

Und wie ging es Jim Walmsley 2016 und 2017 beim Western States?

2016 lag Jim bis Meile 90 uneinholbar an Position 1 und lag weit über dem bisherigen Streckenrekord von Timothy Olson aus dem Jahr 2012 (14:46:44 Stunden). Allerdings verpasste er eine Abzweigung, kam vom Weg ab und als er es merkte, schloss er mit sich und dem Rennen ab. Ob er es dennoch auf den ersten Platz geschafft hätte ist ungewiss, aber mit einer knappen Stunde Vorsprung vor dem Zweiten wäre es auf jeden Fall einen Versuch wert gewesen. Aber Jim Walmsley war „durch“, lief aber dennoch gemütlich zurück auf die Strecke und beendete das Rennen als 19. in einer Zeit von 18:45:36 Stunden, über drei Stunden hinter Andrew Miller.
Den Typen der 90 Meilen führte, den Streckenrekord schon so gut wie pulverisiert hatte und dann tragisch scheiterte kennt heute jeder…aber wer kennt noch Andrew Miller?

Das ist sie, die tragische Geschichte des Western States 2016.

Natürlich stand Jim Walmsley für den Sieg in 2017 ganz oben auf der Liste; auch bei mir. Und der Typ war heiß…verdammt heiß. Er wollte den Sieg und er wollte den Streckenrekord und die Community wollte es auch. Jeder wollte Jim siegen sehen und jeder wollte wissen, um wieviel er den alten Streckenrekord unterbieten würde.
In den letzten Tagen vor dem Rennen war Jim omnipräsent auf allen sozialen Kanälen und alle sahen in ihm den Favoriten auf den Sieg; ggf. sogar mit Streckenrekord.

Aber es kam alles anders:
Die Streckenverhältnisse waren bei weitem nicht optimal. Schnee in den höheren Lagen gleich zu Beginn des Rennens und glühende heiße Temperaturen auf dem Rest der Strecke. Aber Jim ging das Rennen an, als wäre es das Normalste auf der Welt. Er lag auf Rekordkurs, von Anfang an. Die „miesen“ Verhältnisse interessierten ihn nicht und er gab alles…und noch mehr. Der Typ, dessen Ultra-Karriere erst 2014 begonnen hatte (DUV-Statistik), der 2016 mit dem Western States seinen bisher einzigen 100-Meiler gelaufen ist, war nun drauf und dran Geschichte zu schreiben. Verlaufen würde er sich dieses Mal garantiert nicht.
Am Ende von Jims Western States 2017 steht ein Zitat, dass für seinen Lauf spricht:

Sometimes when you’re not careful trying to set off fireworks you light yourself on fire.

Und am Ende stehen auf seiner Uhr auch keine 100 Meilen sondern „nur“ 78 Meilen.
Er bricht das Rennen am Rucky Chucky river crossing ab.
Jim ist nach seinem Ausstieg aber nicht schnell und heimlich verschwunden, sondern er blieb noch eine ganze Weile an der Aid-Station, sprach mit den Leuten und feuerte die Läuferinnen und Läufer an.

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Die Legende Karl Meltzer hat in einem Kommentar auf Facebook geschrieben:

All or nothing wins 100 meter races, not 100 mile races.

Da hat er natürlich recht, aber für Jim Walmsley ging es an diesem Tag um Alles oder Nichts. Er wollte den Rekord, denn der erste Platz war ihm nicht genug. Klar hätte er „gemütlich“ mit der Spitzengruppe laufen können und hätte dann irgendwann den Turbo gezündet, aber das wollte er nicht. Ich denke, dass das auch nicht seine Art ist wie er ein Rennen angeht. Er macht es eben auf seine Art und damit hatte er in der Vergangenheit sehr oft Erfolg.
Ihn jetzt zu kritisieren und ihm die falsche Taktik vorzuwerfen halte ich für falsch. Auch wenn er noch auf keine extrem lange „Ultra-Karriere“ zurückblicken kann und auch nicht auf eine sonderlich lange Laufkarriere, so halte ich ihn dennoch für so smart, dass er ganz genau weiß was er tut und weiß, was er seinem Körper zumuten kann.
Hätte er gewonnen, dann wäre er von allen die ihn jetzt kritisieren gefeiert worden. Niemand hätte gesagt: „Jawohl, er hat gewonnen, aber eigentlich ist er das Rennen viel zu schnell angegangen.“

Ja, ich bin ein kleiner Fanboy von Jim Walmsley, weil ich seine Art und seine Einstellung mag.
Er ist ein lockerer Typ und wer ihn auf den sozialen Netzwerken verfolgt und sich mal ein paar Interviews mit ihm anschaut, der wird schnell feststellen, dass seine Einstellung zum Leben und zum Sport eine sehr lockere ist und er keineswegs verbissen wirkt. Der Runners World hat er in einem Interview erklärt, wie er vier Tage später, die Dinge sieht.

Tja, es ist nunmal seine Renntaktik: An den Start gehen, alles geben und gewinnen. Es gibt für Jim Walmsley keine „halben Sachen“ und das müssen wir eben akzeptieren.

Allerdings glaube ich nicht, dass er es beim UTMB in die Top 5 schafft. Ich denke, er wird mit dem Terrain und dem Profil nicht zurecht kommen. Ich rechne mit einer soliden Platzierung in den Top 50, was aber immer noch „Weltklasse“ wäre.

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