Abenteuer Echo Lake

Vor vier Jahren sind Tobi und ich schon das erste Mal auf den Echo Lake aufmerksam geworden. Auf der Karte sah er sehr schön aus und die Tourenberichte sprachen alle von einer einzigartigen Tour. Sofort war uns klar: Wir müssen zum Echo Lake!
Schnell wurde uns aber auch klar, dass das nicht so einfach wird. Der fehlende offizielle Weg ist da das kleinste Problem, denn erst Mal muss man über den Squamish River.
2013 suchten wir eine Brücke, aber die gibt es nicht. Weder für Autos noch für Fußgänger.
2014 wollten wir probieren durch den Fluss zu schwimmen, aber die Strömung flößte uns zu viel Respekt ein.
2016 suchten wir ein Boot, fanden aber keins; aber Gary versprach uns auf der After-Race-Party, dass er, wenn wir wieder kommen, uns ein Boot organisiert.

2017, wir sind wieder da und Gary hatte uns im Vorfeld ein Boot versprochen.
Leider stellte sich heraus, dass es wohl in den letzten Wochen irgendwann aus der Garage geklaut wurde uns somit standen wir wieder bei Null. Es gab eine Alternative, ein Kanu in Whistler, aber unser Mietwagen hatte keine ordentliche Dachkonstruktion um dieses Kanu 50 Kilometer, halbwegs gesichert, zu transportieren.

Über einen kleinen Umweg und mit Garys Hilfe sind wir dann doch noch zu einem Kanu gekommen und zwar an keiner anderen Stelle als der Tourist-Info von Squamish.
Auf die einfachsten Ideen kommt man eben nicht immer!

Und so starten wir unser Abenteuer am frühen Nachmittag des 14. August 2017 am Squamish River…mit einem Kanu!

Keiner von uns hat jemals ein Kanu bedient. Aber hey, wir haben Rettungswesten und werden das schon irgendwie schaffen.
Drei Mann rein, zwei paddeln, einer steigt drüben aus, zwei paddeln zurück, laden die vierte Person ein und paddeln wieder rüber. So bekommen wir mit zwei Turns alle Leute rüber und sind immer zu zweit im Boot.
Die Theorie schaut super aus, jetzt müssen wir das nur noch in die Praxis umsetzen.
Die Praxis klappt auch ziemlich gut. Mal abgesehen davon, dass wir das mit dem „tief eintauchen und durchziehen“ noch üben müssen, da beim „flach eintauchen und durchziehen“ der Hintermann sehr schnell bis auf die Knochen durchnässt ist.
Die Strömung ist aber sehr sportlich und zaubert einen spannenden Track ins Wasser (siehe Move am Ende des Beitrags).
Die Otter die uns beobachtet haben, haben sich garantiert ihren Teil gedacht.

Drüben angekommen gibt es erst mal ordentlich Mückenspray, denn gefühlt geht es hier zu wie im Dschungel. Überall surrt es und es sticht jede Sekunde an einer anderen Stelle des Körpers.

Wir befestigen unser Boot und machen uns auf den Weg in den Dschungel. Laut GPS sind wir garnicht mal so verkehrt uns sollten gleich auf den Trail treffen.

Wenn es irgendwo in Kanada wilde Tiere gibt, dann hier; zumindest fühlt es sich so an. Hier ist die Zeit stehen geblieben und man befindet sich inmitten von 100% Natur.
Den Trail, auf dem wir uns schon befinden sollten, erkennen wir natürlich nicht.
Das führt nun zu unserer zweiten chaotischen Trackführung, nach der strömungsbedingten Überfahrt.
Sieht im Nachhinein alles etwas wirr aus. Die Buchung eines Datenpasses und die Navigation mit dem Handy bringt uns auch nicht weiter. Das Projekt Echo Lake scheint nach gut 1 1/2 Stunden aufgrund mangelnder Vorbereitung zu scheitern.
1 1/2 Stunden und bis auf ein paar Meter in den Wald hinein haben wir noch nichts erreicht. Von den bevorstehenden 960 Höhenmetern zeigt die Uhr schon ganze 20…läuft bei uns!

Als letzten Rettungsanker versuchen wir unser Glück an einem kleinen Fluss.
Ohne erkennbares Ziel versuchen wir erst auf Steinen balancierend flussaufwärts zu kommen, bevor mir alles egal ist und ich einfach flussaufwärts wate, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, was wie ein Trail aussieht.
Was ich finde sind zwei Markierungen, so wie wir sie zuvor schon 100-fach, ohne erkennbare Logik angeordnet gefunden haben.

Wir probieren es, innerlich ist das der letzte Versuch, und siehe da, wir finden einen Trails, zumindest könnte es einer sein.
Wir bahnen uns den Weg weiter durch den Dschungel, überqueren einen weiteren Flussarm und finden eine neue Markierung.
Das GPS sagt, alles scheiße, aber unser Gefühl sagt, alles gut.

Also geht es weiter hinauf und wir finden wieder eine Markierung und wieder und wieder. Wir erkennen immer deutlicher einen ausgetretenen Trail und sind uns schnell sicher, dass wir hier richtig sein müssen.

Von nun an geht es immer rechts der Wasserfälle nach oben. Die Wasserfälle die man schon von Squamish aus sehr gut erkennen kann und die alle vom Echo Lake gespeist werden.
Aus dem flachen Anfangsstück ist nun ein monströser, steiler Trail geworden, der sich Meter für Meter nach oben schraubt. Dieses Ding ist verdammt steil!

Seile und Ketten zeigen uns, dass wir noch richtig sind und, dass es hier echt ziemlich steil ist (am Ende überwinden wir auf 3,6 Kilometer 915 Höhenmeter).
Die Zeit ist hier aber definitiv stehen geblieben und die Auswaschungen der Felsen lassen nur erahnen, wieviele tausende Jahre hier das Wasser schon fließt.

Die Markierungen sind zwar spärlich gesetzt, aber mit etwas Gespür für den Trail und guten Augen findet man sich erstaunlicherweise sehr gut zurecht.

Und immer dann, wenn man denkt, es geht nicht mehr steiler, beweist einem der Trail das Gegenteil.

Aber das Ende ist in Sicht. Das verrät zum einen der Höhenmesser der Uhr und zum anderen der schon deutlich sichtbare Himmel, der übrigens nach den Regenfällen der letzten Nacht nicht mehr „smoggrau“ sondern himmelblau ist.

Die letzten Meter haben es nochmal in sich, denn der Trail zieht quasi in direkter Linie nach oben. Da dürfen dir Oberschenkel nochmal ordentlich glühen, bevor sie sich vor genialer Kulisse ausruhen dürfen.

Hier oben sind wir, wie zu erwarten war, vollkommen alleine. Nur fünf Personen sind uns während des Aufstiegs entgegen gekommen. Fünf Personen die ihr Boot alle an einer anderen Stelle geparkt haben, denn an unserem kleinen exquisiten Anlegeplatz waren wir ganz alleine. Das wiederum könnte erklären, warum wir eine Stunde den Einstieg in den Trail gesucht haben.

Aber was solls, jetzt sind wir ja am Ziel angekommen und natürlich überglücklich.
2013 ist die Idee entstanden und vier Jahre später sind wir endlich hier oben…geil!

Der Blick auf Squamish kann sich von hier oben auch sehen lassen und in Zukunft können wir, mit Blick nach hier oben, allen erzählen wie cool es hier ist.

Ein fantastisches Abenteuer zu einem der einsamten Plätze die diese Gegend zu bieten hat.
Habe ich schon erwähnt wie cool das ist? 😉

Zum Abschluss gibt es für unseren Freund WU noch das obligatorische Plankfoto, aber dieses Mal mit Klamotten.

Der Weg nach unten verläuft bis auf Meereshöhe ohne Probleme.
Dann ist zunächst wieder etwas Dschungel-Action angesagt um zu unserem Boot zu gelangen. Danach geht es wieder im gleichen Rhythmus retour, nur dass wir beim ersten Übersetzen beinah vergessen hätten die Rettungsweste des „Übergesetzten“ wieder mit zurück zu nehmen und, dass uns die Strömung dieses Mal ordentlicher zugesetzt hat.
Tobi hat es so viel Spaß gemacht, dass er bei unserer waghalsigen „Wir-tragen-das-Boot-aus-dem-Fluss-die-Böschung-nach-oben-Aktion“ auch nochmal kurz baden gegangen ist.

Was für ein geniales Abenteuer!
Danke fürs Dabeisein!

Hier geht es zum Kanu-Move!

Und hier noch die Sichtweise von Tobi auf unser Jahrhundert-Abenteuer:

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