Nach der geglückten Watzmannüberschreitung und dem kurz darauf folgenden Trailrun auf den Mooslahnerkopf kommt heute die Fortsetzung der Touren im Watzmanngebiet; es geht auf den 2307m hohen Kleinen Watzmann (Watzmannfrau).
Am Parkplatz Hammerstiel startet die Tour und schon zu Beginn wird klar, dass sich das Wetter heute von seiner besten Seite zeigt; man merkt aber schon deutlich, dass der Sommer zu Ende ist.
Kurz nach der Schapbachalm werden die ersten Blicke auf das heutige Tourenziel frei.
So ganz kann ich die Situation dort oben nicht einschätzen. Da ich noch nie auf dem Kleinen Watzmann war, weiß ich nicht inwiefern die Schneereste auf der Route liegen bzw. wie gut man dort oben etwas abseits der Route gehen kann. Am Hocheck habe ich ja dieses Jahr schon einmal wegen Schnee umdrehen müssen; notfalls mache ich das heute auch.
Direkt hinter der Kührointalm beginnt der Aufstieg zum Kleinen Watzmann. Man kann die Steigspuren im Wald, am Ende der steilen Almfläche, gut erkennen und so geht es auf dem schmalen Steig durch den Wald steil nach oben.
Der Steig wird steiler und der Wald lichtet sich. Durch eine schmale Rinne geht es zwischen Latschen nach oben auf den Beginn des Nordost-Grates. Hier trifft man nach wenigen Metern auf die Schlüsselstelle der Tour, den so genannten Gendarm.
Kletterstellen im II. Grad müssen hier überwunden werden.
Dieses Jahr gab es hier schon einen Hubschraubereinsatz der Bergwacht. Zwei Kletterer mussten von der Bergwacht mit zusätzlicher Ausrüstung zum Abseilen versorgt werden, bevor sie ihren Abstieg weiter fortsetzen konnten.
Zur Sicherheit habe ich heute auch Kletterausrüstung und eine 30m lange Reepschnur dabei. Mit Hilfe der zwei Ringhaken könnte ich mich so notfalls Abseilen, falls es im Abstieg zu Problemen kommen sollte.
Doch zunächst geht es erst mal nach oben. Der Gendarm ist eine ausgesetzte Kletterei und sorgt für ein anderes Gefühl im Bauch, ohne Seil und mit so viel Luft unter dem Hintern, stellt aber mit etwas Konzentration und Ruhe bei der Griff- und Trittsuche keine großen Probleme dar.
Nach dem Gendarm geht es weiter entlang des ausgesetzten Grates. Danach wird die Wegfindung etwas anspruchsvoller.
Die Gams hat damit sicherlich keine Probleme, aber für mich heißt es jetzt Augen auf. Die Steigspuren verlieren sich immer wieder und auch die spärlichen Wegmarkierungen sind immer wieder nur schwer zu erkennen. Hinzu kommen kleine Schneereste, die relativ hart und eisig sind und deshalb umgangen bzw. umklettert werden müssen. Das macht die Sache nicht gerade einfacher, denn ab und an muss ich feststellen, dass es nicht mehr weiter geht, absteigen oder abklettern und einen anderen Weg suchen.
Kurz unterhalb des Gipfels wird es noch mal etwas anspruchsvoller, da die steilen Platten teilweise sehr vereist sind und ich keine Lust habe auf den steilen Platten nach unten über die Kante zu rutschen. Durch probieren, herantasten, zurück, herantesten und probieren komme ich schließlich am Gipfel an und genieße, völlig alleine, eine herrliche Aussicht.
Ein kurzer Blick ins Watzmannkar und auf die Watzmannkinder. Mal schauen ob es diesen Winter mit der Skitour klappt.
Mit diesen herrlichen Bildern vor Augen, geht es wieder nach unten. Man könnte als Alternative zum Mooslahnerkopf absteigen, da ich diesen Weg allerdings nicht kenne, er nur spärlich markiert ist und stellenweise auch dort Schnee liegt, entscheide ich mich für den Abstieg auf dem Aufstiegsweg. Zwei Bandschlingen und eine Expressschlinge habe ich jetzt griffbereit. So habe ich sie an schwierigen Stellen gleich zur Hand und muss sie nicht erst auf dem Rucksack holen (was ich aus Bequemlichkeit wahrscheinlich nicht machen würde). Gleich am Anfang dauert es ein wenig, bis ich über das vereiste Stück hinweg bin, aber danach klappt es relativ gut.
Die Wegfindung fällt mir leichter als am Morgen. Zweimal nutze ich die Expressschlinge an einem Sicherungspunkt und mache aus einem II.er eine A0, unter anderem auch am Gendarm.
Ich klettere eben nicht gerne ab.
Nach dem Gendarm geht es auf dem Steig durch den Wald nach unten zur Kührointalm und von dort über die Schapbachalm zurück zum Parkplatz Hammerstiel.
Eine Interessante Tour bei herrlichem Wetter. Der Aufstieg zum Kleinen Watzmann ist anspruchsvoll und setzt Kletterkönnen, Trittsicherheit und absolute Schwindelfreieheit voraus. Zusätzlich sollte man sich gut in weglosem Gelände zurechtfinden können. Der Schnee und das Eis sorgten nicht für die besten Bedingungen auf der Route, aber es war noch machbar.
3 Gedanken zu “Kleiner Watzmann (Berchtesgadener Alpen)”
Immer eine Freude deinen Blog zu lesen!
Danke dir Sepp