…aber morgen wirds besser, hat er gesagt.“
Unterwegs mit dem DAV Summit Club in den Lechtaler- und Ötztaler Alpen.
Intensive Grundausbildung Fels und Eis mit Gebiets- und Hüttenwechsel.
Am Bahnhof in Landeck treffen wir uns am 24.07. mit unserem Bergführer und fahren von dort mit den Autos zum Parkplatz der Alfuzalpe.
Von hier beginnt der Aufstieg zur, auf 2061m gelegenen, Steinsee Hütte. Das Wetter ist bescheiden und die Sicht somit nicht optimal, aber zumindest bleiben wir trocken…bis jetzt.
An der Materialseilbahn angekommen, besteht die Möglichkeit die Rucksäcke die letzten 300 Höhenmeter zur Hütte transportieren zu lassen. Von hier an wird der Weg etwas steiler und schmaler und zieht sich in mehreren Kehren nach oben zur Hütte. An der Hütte wird aus dem Regen, der uns seit der Materialseilbahn begleitet, Schnee.
Das Thermometer zeigt 5 Grad und wie sich am nächsten Tag herausstellen wird, war das der kälteste Julitag seit 25 Jahren.
Nach dem Beziehen der Unterkunft gibt es erst einmal ein sehr ausgiebiges Abendessen und danach erklärt uns unser Bergführer Rudi, was die nächsten Tage auf uns zukommen wird.
Rudi ist seit 25 Jahren Bergführer, kommt aus Landeck und kennt das Gebiet um die Hütte wie seine Westentasche. Er hat den Topoführer für die Steinseehütte entworfen und viele Routen an den umliegenden Wänden erschlossen und saniert.
Bei einer kleinen Vorstellungsrunde lernen sich dann auch die anderen Gruppenmitglieder ein bisschen kennen. Wir sind insgesamt zu sechst, im Alter von 28 bis Mitte 50 und haben alle mehr oder weniger Erfahrung im Fels und Eis. Kurzum: Eine lustige, motivierte Gruppe.
Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück und der Materialausgabe gleich los. Nach knappen 45 Minuten Gehzeit erreichen wir den heutigen Ausbildungsort.
Zwischen vielen kleinen und großen Findlingen beginnen wir mit Gehen im weglosen Gelände. So bekommt man ein Gefühl für den Fels, die richtige Belastung und Vertrauen in die Ausrüstung. Sollte doch mal jemand ins Rutschen kommen, dann ist das alles halb so schlimm, denn Rudi hat uns in der „Blicksicherung“ und schafft Redundanz mit der „Sicherungsfaust“.
Danach wird der Klettergurt angelegt und nach einer Einweisung in das Material geht es den ersten Toprope-Felsen nach oben…
…und später abgeseilt nach unten.
Trotz des besch*** Wetters geht die Zeit sehr schnell rum und ehe wir uns versehen sitzen wir schon wieder in der Hütte bei einem sehr guten Abendessen und einem Glas Weißbier.
Am nächsten Morgen geht es um 8:30 Uhr bei wesentlich besserem Wetter an die Wand. Der Sektor Schneekarle Süd 1 liegt ca. 30 Minuten von der Hütte entfernt und bietet beste Klettermöglichkeiten.
Aufgrund des Wetterberichts für die nächsten Tage, werden wir die Abschlusstour einen Tag vorziehen und gehen deshalb heute schon etwas intensiver auf das Thema Vorstieg und Standplatzbau ein.
Neben verschiedenen Klettertechniken gehen wir vor allem auf die Sicherung des Vor- und Nachsteigers, sowie auf den Bau und das Verhalten am Standplatz ein. Wir lernen neue Knoten und wichtige Seilkommandos die man bei Mehrseillängenrouten beherrschen muss.
Am Ende des Tages haben wir alle sehr viel gelernt uns sind bereit für die morgige Tour.
Am nächsten Tag geht es dann auf den Südwestlichen Parzinnturm über die Ostkante „Lange Kante“.
Nach unserer gestrigen Tour wird unsere Motivation durch das schlechte Wetter gedämpft. Trotz leichten Nieselregens probieren wir doch noch unser Glück und steigen hinauf zu einer Wand um den Vorstieg noch etwas zu trainieren und auf verschiedene Klettertechniken einzugehen.
Der Regen wird zunehmend stärker, aber bei gutem Wetter kann ja jeder klettern und in dem griffigen Kalkfels lässt es sich auch bei Regen noch sehr angenehm klettern. Trotzdem brechen wir nach einer Stunde die Unternehmung ab, da der Regen immer stärker wird und das Klettern irgendwann keinen Spaß mehr macht.
Um den Tag aber dennoch zu nutzen, geht es auf der Hütte im Matratzenlager weiter mit Knotenkunde und Sicherungstechniken.
Am nächsten Morgen heißt es dann Abschied nehmen vom Fels und der Steinsee Hütte. Das Gebiet um die Hütte eignet sich wirklich hervorragend fürs Klettern und bietet unzählige Routen in allen Schwierigkeitsgraden. Ob Sportklettern an einer der vielen Wände, oder alpines Klettern an den verschiedensten Gipfeln; hier ist alles möglich. Nochmals recht herzlichen Dank an Jutta, Buggy und das gesamte Team der Hütte für die ausgezeichnete Bewirtung und das hervorragende Essen. Wir sehen uns im nächsten Jahr bestimmt wieder.
Wir steigen ab zum Parkplatz und fahren mit dem Auto weiter nach Mittelberg im Pitztal. Wir verlassen die Lechtaler Alpen und kommen in die Ötztaler Alpen.
Der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte auf 2759m ist über verschiedene Wege möglich und wer möchte kann nach wenigen Minuten sein Gepäck mit der Materialseilbahn bis nach oben transportieren lassen. Während dem Aufstieg bekommt man die ersten Blicke auf die Gletscher.
Die Gletscher sind schon riesig, aber irgendwie wirkt die Gegend doch etwas unspektakulär. Die vielen Skilifte, die Geröllpisten und der Lärm der Lastwagen und Hubschrauber die beim Bau der neuen Liftanlage eingesetzt werden zerstören die Idylle ein wenig. So schön es hier im Winter bei schneebedeckten Gipfeln und Pisten sein muss, so unwirklich wirkt es im Sommer.
An der Hütte angekommen wird schnell klar, dass es hier etwas turbulenter zugeht als auf der Steinsee Hütte, denn mit dem E5 von Oberstdorf nach Meran verläuft hier ein sehr bekannter Weitwanderweg der entsprechend viele Übernachtungsgäste bringt.
Wie auf der Steinsee Hütte gibt es nach dem Beziehen des Zimmers und dem Abendessen ein kurzes Briefing von Rudi für die nächsten Tage.
Am nächsten Morgen geht es wie gewohnt um 8:30 Uhr mit der ersten Ausbildung am Gletscher los. Es geht auf den nahe gelegenen Karlesferner und wir lernen den Umgang mit den Steigeisen. Danach geht es weiter mit dem Gehen am Seil und dann legen wir auch schon die ersten Meter als Seilschaft auf dem Gletscher zurück.
Im Laufe des Tages wechseln wir auf den Hängenden Ferner und setzen dort die ersten Eisschrauben, bauen Eissanduhren und lernen den Umgang mit dem Pickel.
Gegen Ende des Tages setzt dann, wie sollte es auch anders sein, Regen ein. Sonne hatten wir ja heute schließlich genug.
Der nächste Tag beginnt mit dem Auftragen von Sonnencreme. Ja, das gute Wetter ist zurück und wir sind mittendrin.
Wir gehen über den Gletscher zu einem Gletscherbruch und lernen dort den Einsatz des Eispickels im steilen Eis.
Zunächst ohne Pickel, dann mit einem und später mit zwei, arbeiten wir uns, gut gesichert durch unsere Eisschrauben, die Wand nach oben.
Nach dem Kontakt mit dem Eis geht es weiter den Gletscher hinauf in den Schnee. Kommt man auf dem Weg zum Gipfel einmal ins Rutschen, dann ist es wichtig den Sturz so schnell wie möglich zu bremsen. Das bedeutet: Auf den Bauch drehen und in die Liegestütz-Position drücken.
Wie die Kinder im Winter rutschen wir nun den Schnee hinunter und versuchen aus allen möglichen Positionen die Abfahrt zu bremsen.
Danach gibt es noch eine kurze Unterweisung zum Setzen des T-Ankers im Schnee, bevor wir wieder zur Hütte gehen.
Der nächste Tag beginnt wieder mit der Sonnencreme…Yeha. Danach geht es zum trockenen Üben der Spaltenbergung,
bevor wir zum Linken Fernerkogel (3277m) aufsteigen.
Diese kurze Tour dient als Vorbereitung für die morgige Tour und macht uns deutlich wie schwer es ist mit mehreren Leuten am Seil zu gehen und das optimale Tempo zu finden.
Am Gipfel angekommen üben wir dann die Spaltenbergung in der Dreier-Seilschaft. Da es auf dem Gipfel keine brauchbaren Spalten gibt, stürzen wir uns über die Wechte.
Der Erste stürzt und der Zweite und Dritte dürfen ihn anschließend nach oben ziehen.
Eine schweißtreibende Angelegenheit. Wenn man nur zu zweit unterwegs ist und einer in eine Spalte stürzt, wird die ganze Sache noch viel anstrengender; wir sind mit der Bergung zu zweit schon sehr gut beschäftigt.
Nachdem jeder einmal an den verschiedenen Positionen eingesetzt war geht es wieder nach unten.
Am nächsten Tag geht es zum Abschluss auf den Rechten Fernerkogel.
Am 03.08. geht es nach dem Frühstück nach unten und anschließend wieder nach Hause.
11 Tage liegen hinter uns. Wir haben in dieser Zeit viel gelernt und haben nun eine gute Basis auf die wir aufbauen können, die wir aber auch beibehalten müssen. Das heißt üben, üben, üben. Wir wissen ja jetzt, dass es bei gutem Wetter jeder kann und so wagen wir uns vielleicht auch mal bei schlechtem Wetter nach draußen.
Vielen Dank nochmals an unseren Bergführer Rudi für die gute Ausbildung und die schöne Zeit.
5 Gedanken zu “„Bei gutem Wetter kanns jeder…”
Klasse Bericht, Steve. Bild 4346 find ich genial.
Danke dir