Funtenseetauern (Berchtesgadener Alpen)

Kai und Tim haben sich wohl das beste Wochenende für einen Kurzurlaub in den Berchtesgadener Alpen ausgesucht. Perfekte Wettervorhersage, angenehme Temperaturen und langsam einsetzende Herbststimmung…was will man mehr. Zwar gab es auf dem Kärlingerhaus keine Möglichkeit mehr vorab einen Platz zu reservieren, aber irgendwie werden wir schon irgendwo unterkommen. Gerade für „relativ unerfahrene“ Wanderer, bietet sich das Kärlingerhaus mit seinen diversen Gipfelmöglichkeiten und Zu- und Abstiegen an.
Nach einer nebligen Überfahrt mit dem ersten Boot nach St. Bartholomä, starten wir gegen 09:00 Uhr unseren Aufstieg, über die Saugasse zum Kärlingerhaus.

Entlang des Königsseeufers geht es zunächst noch schon gemütlich, bevor am Ende des trockenen Eisbachs, der Anstieg durch den Wald beginnt.
Am Obersee kann sich die Sonne schon etwas gegen den Nebel durchsetzen.

Vorbei am Schrainbachfall geht es steil bergauf; sicherlich das steilste Stück auf dem Anstieg zum Kärlingerhaus. Oberhalb des Schrainbachfalls durchstoßen wir dann die Nebeldecke und haben einen ersten freien Blick auf die Berge.

Es geht weiter steil bergauf, bevor der Weg im Bereich der Schreinbachalm etwas flacher wird und gemütlich durch den herbstlichen Wald zieht. Am Schrainbach angekommen fällt sofort das trockene Flussbett auf. Zum fünften Mal bin ich dieses Jahr schon hier, aber ausgetrocknet war das Flussbett bis jetzt noch nie.

Sicherlich wird sich dieses Problem die nächsten Wochen wieder von selbst lösen.
Nach einem weiteren Teilstück, welches „relativ flach“ durch den Wald verläuft, kommen wir an die berühmte Saugasse. Ich habe Kai und Tim schon vorgewarnt, dass die Saugasse bei weitem nicht so schlimm ist wie ihr Ruf und wir das schon ohne Probleme durchstehen werden. Im Schatten und in gleichmäßigem Tempo schrauben wir uns Serpentine für Serpentine nach oben. Alles halb so wild, versichern mir auch die zwei, als wir am oberen Ende der Saugasse wieder in die Sonne treten. Eine kurze Pause zum Wechseln der langen Klamotten auf kurze und danach geht es an das letzte Stück, bis zum Kärlingerhaus.

Ohne weitere große Steigungen erreichen wir unser Nachtlager nach etwas mehr als drei Stunden.
Beim Wirt angekommen, werden wir erst einmal etwas verdutzt angeschaut, weil wir keine Reservierung haben, aber das große Matratzenlager und der Winterraum sind noch frei und so bekommen wir Bett 4, 5 und 6 um 42er Matratzenlager.
Nach einer kurzen Pause lassen wir nicht benötigte Ausrüstung im Lager und machen uns auf, Richtung Viehkogel.
Mit 2158m ist er schon recht stattlich, immerhin sind es vom Königssee bis zum Gipfel über 1500 Höhenmeter, und auch der Anstieg über den Westockel ist schon deutlich anspruchsvoller als der bisherige Aufstieg durch die Saugasse.

Über schmale Pfade und verblocktes Gelände geht es bis zur Scharte am steilen Rücken des Viehkogels und von hier an, die letzten 150 Höhenmeter durch steiles Gras- und Schroffengelände, hinauf zum Gipfelplateau.


Nach einer kurzen Pause bei einer herrlichen Aussicht geht es wieder an den Abstieg.
Zunächst wieder über den steilen Rücken bis zur Scharte, dann aber nicht auf dem Aufstiegsweg weiter, sondern nach links, über den nicht bezeichneten, aber dennoch gut markierten und erkennbaren Weg durch die Schafgasse (Staubgasse, Schabgasse).

Ein sehr schöner Weg, der durch Latschengassen und teilweise felsiges Gelände, am Ende etwas steiler, bis zum Verbindungsweg zwischen Kärlingerhaus und Riemannhaus führt.

Für den Abstieg sollte man ungefähr die gleiche Zeit, wie auch für den Aufstieg, einkalkulieren.
Am Kärlingerhaus angekommen geht es dann zum gemütlicheren Teil des Tages über…Abendessen, Weißbier und schlafen.

Der nächste Morgen beginnt um 06:30 Uhr mit regem Treiben im Matratzenlager. Eine fränkische Wandergruppe sorgt dafür, dass der Rest des Matratzenlagers mit ihnen zusammen aufsteht. Wir wollten sowieso um 06:30 Uhr aufstehen, von daher stört uns die eingeschaltete Zimmerbeleuchtung und die rege Unterhaltung relativ wenig.
Nach dem Frühstück brechen wir, bei leichtem Nebel über dem Funtensee, Richtung Funtenseetauern auf.

Mit 2578m ist das der höchste Gipfel in der Umgebung und noch mal um einiges schwieriger als der gestrige Aufstieg zum Viehkogel.
Nach den ersten Metern auf dem Weg Richtung Riemannhaus stoßen wir durch die Nebeldecke und über uns strahlt der blaue, wolkenlose Himmel.

Es geht weiter Richtung Riemannhaus, bevor wir nach ca. 100 Hm nach links Richtung Funtenseetauern abbiegen. Der Weg wird etwas schmaler, steiniger und steiler. Es geht zunächst noch durch kleine Wälder, bevor wir oberhalb der Baumgrenze auf erste kurze verblockte Stellen treffen und wenig später auf die erste Kletterstelle.

Im Vergleich zu gestern ist das schon ein deutlicher Anstieg der Schwierigkeiten und verlangt etwas mehr Konzentration und Trittsicherheit. Als Notlösung habe ich etwas Reepschnur und Bandschlingen dabei um die eine oder andere Stelle etwas zu entschärfen.
Nach dieser kurzen Kletterei geht es steil und felsig, aber ohne weitere Kletterpassagen auf den Grat am Ende der Stuhlwand.

Nach einem kleineren flachen Stück, geht es in sehr steilen Serpentinen über den Rücken der Stuhlwand, hinauf Richtung Stuhlwandjoch.
Im oberen Bereich, unterhalb des Grates auf ca. 2420m wird es teilweise etwas ausgesetzter, mit kurzen Kletterstellen.
Hier beschließen wird umzukehren, da die letzten 150 Hm bis zum Gipfel etwas zu anspruchsvoll werden könnten. Im Vordergrund steht das Erlebnis und nicht der Gipfelerfolg und da Kai und Tim ja eine schöne Bergtour in Erinnerung behalten sollen und keine Zitterpartie, entschließen sie sich für den Abstieg…sicherlich die richtige Entscheidung.

Am Ende des Stuhlwandrückens legen wir noch eine kurze Pause mit herrlichen Tiefblicken auf den Königssee ein,

bevor wir weiter zum Kärlingerhaus absteigen.
Von hier aus geht es nun wieder nach unten zum Königssee, aber nicht über die Saugasse wie beim Aufstieg, sondern wir steigen über den Sagerecksteig nach Salet ab.
Zunächst geht es Richtung Saugasse und danach, etwa 10 Minuten nach dem Kärlingerhaus, nach rechts Richtung Saletalm und Wasseralm.
Vorbei am Grünsee,

geht es bergauf und bergab über teilweise sehr rutschige Fels- und Holzstufen,

bis zu einer Abzweigung, der wir nach links Richtung Saletalm folgen.
Nach dieser Abzweigung wird der Weg deutlich anspruchsvoller. In den schattigen Waldstücken sind die Steine und Holztreppen sehr feucht und rutschig. Trittsicherheit und hohe Konzentration sind gefragt, denn ein Ausrutscher kann sehr schmerzhaft sein und an einigen Stellen würde man sicherlich auch mehrere Meter nach unten fallen.
Am Bereich der Sagereckwand werden dann die ersten Tiefblicke auf den Königssee frei.

Ich finde, dass es sobald man den See endlich sieht, wesentlich schneller voran geht als vorher, aber Kai und Tim sind da anderer Meinung. Es sind auch noch einige Höhenmeter bis nach unten und nach einigen trockenen griffigen Stellen, folgen auch wieder nasse und sehr glatte Stellen. Die meisten schwierigen Stellen dieses Steiges sind mit Drahtseilen versichert, aber trotzdem sollte man auch hier vorsichtig sein und schauen wo man seine Füße hinsetzt.

Nach ca. 3 1/2 Stunden (ab Kärlingerhaus) kommen wir an der Saletalm, am Ende des Königssees, an. Auch wenn der Steig nach unten nicht gut zu gehen war, so war es doch ein Erlebnis, dass diese gelungen Tour abrundet. Die Feuchtigkeit die auf dem Steig zu viel war, die fehlt dem Röthbachfall, der wie der Schrainbach, etwas Wasser vertragen könnte.

Mit der Bootsfahrt über den Königssee und damit zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour, enden diese zwei herrlichen Tage.
Eine tolle Tour liegt hinter uns, die von einfachen Wegen bis zu schwierigen Steigen alles geboten hat. Auch wenn es mit dem Gipfel des Funtenseetauerns nicht geklappt hat, so war es doch die richtige Entscheidung und ich bin mir sicher, dass Kai und Tim nicht das letzte Mal mit mir auf Bergtour waren.

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