Es ist sicherlich eines der letzten Abenteuer der Menschheit und noch dazu schwer in Worte zu fassen!
Killer, Snake, Kasten!
Für Außenstehende sind das nur drei Worte, ohne Zusammenhang.
Für Trailrunner sind das drei Worte, die die Herzen höher schlagen lassen. Drei Worte die alles bedeuten!
Wir starten am Parkplatz am Thumsee und mit einer gemütlichen Runde über den Salinenweg und vorbei an der Schießbahn bereiten wir uns seelisch und moralisch auf den ersten Teil unseres Abenteuers vor.
Dank des teilweise noch unverspurten Schnees lässt es sich sehr angenehm laufen und wir bahnen uns unseren Weg durch den Wald und dann entlang des Videospiels zum Einstieg des Killers.
Der Killertrail ist steil, fällt fasst senkrecht ab und Fehltritte darf man sich auf ihm keine leisten. Vor knapp zwei Jahren hat der Gripmaster diesen Trail entdeckt und seitdem läuft er ihn immer und immer wieder wenn er am Thumsee unterwegs ist. Für das aktuelle TRAIL-Magazin hat er im Laufe dieser Woche die Gripmonster hier getestet und somit für den heutigen Lauf schon eine gut erkennbare Spur in den Schnee gefräst. Den Rest erledigt die Sonne, die an ganz exponierten Stellen schon dafür sorgt, dass das Gras zum Vorschein kommt.
Der Killer ist steil und bisher kenne ich ihn eigentlich nur im Downhill. Bergauf ist er genauso menschenverachtend und unbarmherzig, lässt sich aber dank des Schnee überraschend gut laufen. Die Bundesstraße schlängelt sich am Thumsee vorbei und wir bahnen uns unseren Weg auf diesem genialen Trail nach oben.
Schaut man sich diese Wand von unten an, man glaubt nicht, dass man hier hochlaufen kann; aber es geht…nur Fehltritte darf man sich keine erlauben, denn dann schlägt der Killer zu. Kurz und schmerzlos!
Furchtlos bahnen wir uns den Weg nach oben, überwinden den Hillary Step und stehen anschließend auf dem Plateau über dem Thumsee.
Hinter uns liegt ein Aufstieg, der die Oberschenkel zum glühen gebracht hat. Ein Aufstieg am Rande des Abgrunds.
Wer nach oben läuft muss/darf danach auch wieder runter und so geht es nun auf einem genialen und sehr schmalen Downhill wieder nach unten. Es ist ein Downhill wie er im Buche steht. Knöchelhoher Schnee und ein schmaler Trail der sich durch den Wald zieht und stark nach unten abfällt.
Unten angekommen spuckt uns dieser Bilderbuchtrail wieder auf den Salinenweg, dem wir nun ein Stück folgen, bevor wir uns in den nächsten Teil unseres Abenteuers stürzen.
Über den so genannten Snaketrail geht es nun auf den Kranzelstein; doch davor müssen wir einmal komplett über den Berg, was dazu führt, dass wir nach dem Killer nun den Snaketrail zum Kastencrossing laufen.
Klingt verrückt…ist es auch!
Der Snaketrail (Für Außenstehende: Das ist der Wanderweg von der Bundesstraße zum Paul-Gruber-Haus) lässt sich erstaunlicherweise sehr gut laufen. Zwar sinken wir stellenweise sehr tief im Pulverschnee ein, aber es gibt immer wieder auch sonnige Stellen, die nicht vermuten lassen, dass wir hier gerade im tiefsten Winter unterwegs sind.
Im Sommer trifft man hier schon nur sehr selten andere Leute…im Winter grenzt es fasst an ein Wunder, wenn dir hier jemand begegnet.
Ich würde ja sagen dieser Abschnitt ist wie aus dem Lehrbuch, aber selbst in einem Lehrbuch würde man keine Berichte über solch einen Trail finden. Was wir hier gerade laufen, zu dieser Jahreszeit…es ist einfach unglaublich. Die Bedingungen sind ideal und der Trail selbst; er könnte nicht besser sein.
Irgendwann kommen wir zum Abzweig Richtung Paul-Gruber-Haus, aber da wir auf den Kranzelstein wollen und das auf dem direkten Weg (Kastencrossing), lassen wir diese Abzweigung einfach links bzw. rechts liegen und bahnen uns unseren Weg weiter bergauf…immer der Nase nach.
Beim Kastencrossing braucht man keine Wege. Man läuft einfach so lange durch den Wald, bis man an seinem Ziel angekommen ist. Zugegeben, man braucht schon etwas Orientierungssinn und sollte grob wissen wo man hin muss, aber der Schnee und das Gelände lassen Vieles offen und im Endeffekt läuft man einfach…man läuft dahin, wo man das Ziel erwartet.
Durch die Bäume blitzt ab und an etwas blauer Himmel und an sehr lichten Stellen erkennt man auch die umliegenden Berge, die einem dann ungefähr verraten, wo sich das kleine Kreuz am Kranzelstein befinden muss. Das Kreuz steht nicht auf dem höchsten Punkt, was die Wegfindung nicht gerade einfacher gestaltet, aber dafür wartet hinter jeder Kuppe und nach jedem Anstieg ein neues, kleines Abenteuer auf uns.
Wir fräsen quer durch den Wald, durch Senken und über steile Hänge, hinterlassen unsere Spuren im Schnee, die darüber Aufschluss geben, wie genial dieses Abenteuer ist, das wir gerade erleben. Ein Außenstehender kann man mit diesen Spuren sicherlich wenig anfangen. Ein Trailrunner erkennt darin die Leidenschaft und den Spaß!
Nach schier endlosen Stunden, ich wusste zwischendurch nicht immer wo wir wirklich sind, kommen wir am Kreuz des Kranzelsteins an.
Hinter uns liegen Action, unglaubliche Trails, Killer, Snake und Kastencrossing…
…und jetzt geht es noch weiter, denn wir müssen ja irgendwie wieder runter.
Meine Spur vom letzten Sonntag ist noch zu erkennen und genau diese stürzen wir uns jetzt nach unten. Der finale Downhill, das furiose Ende unseres Abenteuers.
Bremsen auf und laufen lassen. Der Schnee sorgt notfalls für einen weichen Fall und wenn es steil nach unten geht, dann kommen schon irgendwann ein paar Bäume die den Sturz bremsen.
Wir lassen es noch mal richtig krachen und bringen unsere Schuhe an das Griplimit. Steil, rasant, verwegen, action-geladen geht es nach unten und nachdem uns der fantastische Trail auf die verschneite Forststraße spuckt, findet der verrückte Grazer auch noch eine absolut geniale Alternativroute, die sich steil und direkt, direkt, direkt nach unten zieht und uns nur wenige Meter oberhalb des Parkplatzes wieder ausspuckt.
Ein absolut geniales Abenteuer liegt hinter uns…eines der letzten Abenteuer der Menschheit.
Auch der Gripmaster hat versucht das Erlebte in Worte zu fassen!
http://www.gripmastertrails.com/trailnews/legendary/
11 Gedanken zu “Eines der letzten Abenteuer”
Deine verbalen Superlativen ist nichts hinzuzufügen 🙂 Klasse Bilder
Aber bitte schön weiterhin keine Fehltritte leisten!
LG Volker
Danke dir Volker.
Keine Angst, ich passe auf, denn das war ja nur „eines“ der letzten Abenteuer der Menschheit. Es gibt noch viele weitere zu entdecken.
Dieser Bericht macht mich einigermaßen sprachlos. Deine Begeisterung, die Bilder, die Beschreibung. Ich denke, um so eine Toru zu laufen, ist jede Menge Erfahrung in den Bergen notwendig. Ich glaube, da hätte ich gekniffen, so steil wie es da aussieht. Und das bei Schnee!
Aber Du hast die Erfahrung und suchst den Adrenalinkick. Der steckt in jeder Zeile.
Genial verrückt!
Viele Grüße aus dem Weinbergland
Rainer 😎
Vielen Dank Rainer
Das wichtigste ist Trittsicherheit und schwindelfrei sollte man auch sein; der Rest ergibt sich von selbst. Manche Stellen sind hier bei Schnee wesentlich einfacher zu laufen als im Sommer.
Dein Wort in Gottes Gehörgang! Allein mir fehlt etwas der Glaube.
Keine Angst 😉
also ich sach ma so: mit kind und frau zuhause wird man doch ein bisschen ruhiger 🙁
🙂
😉
Auch mit zwei Kindern und Frau zuhaus kann man das laufen –
mein älterer mit 15 Jahren ist ebenfalls schon ein Trail-Verrückter –
die Krankheit „Trailrunning“ geht um – es entwickelt sich eine „Epidemie“ –
ich hoffe die WHO macht nicht so Super Typen wie Steve oder Gripmaster dafür verantwortlich !
Hehe, die kriegen uns nicht!