Seit 1989 ist Stephan Tassani-Prell aus Piding erfolgreicher Berg- und Marathonläufer. Unzählige Erfolge und Top-Platzierungen konnte er seitdem verbuchen. Als Angehöriger des Berglaufkaders des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes hatte er unter anderem, fünf Einsätze im deutschen Nationaltrikot. Er ist fünffacher Finisher des härtesten Berglaufs der Welt, dem Gore-Tex Transalpine-Run.
Stephan; wie bist du zum Trailrunning gekommen?
Auf Umwegen über das Berglaufen; mehr oder weniger über den Transalpine-Run, wo man in 2er-Teams zu Fuß die Alpen überquert. Gleich im ersten Jahr sind wir bei diesem Lauf für das Team Salomon gestartet und über unseren Teammanager bin ich dann zum Trailrunning gekommen.
Beim Gore-Tex Transalpine-Run 2010 hast du auf acht Tagesetappen, 305 Kilometer und 13.500 Höhenmetern in 36:38,25 Stunden zurückgelegt. Wie fühlt man sich, wenn man am Ende der letzten Etappe die Ziellinie überquert? Was geht einem da durch den Kopf?
Zunächst große Erleichterung und Freude. Anschließend geniest man den Tag beim Pizzaessen. Das Gefühl ist einfach großartig, vor allem dieses Jahr war es extrem weit und sehr schwer. Aus den ursprünglich geplanten 305 wurden 320 Kilometer, da der Veranstalter ein paar Mal das Wegerecht nicht bekommen hat und die Strecke umstellen musste, da uns die Bauern nicht durchlaufen lassen wollten.
Es war wirklich sehr hart dieses Jahr, es sind sehr viele Teams ausgestiegen, weil es einfach für den normalen, gut trainierten Freizeitläufer zu weit war. Der Lauf geht wirklich an die Grenzen. Selbst wenn die Kondition passt, irgendwann spielen dann die Gelenke verrückt. Bei mir war dann die Achillessehne stark angeschwollen und mein Teampartner hatte Probleme mit dem Knie bekommen. Am Schluss haben wir einfach nur noch durchgebissen, was vielen Teams sehr schwer fiel und sie zum Abbruch zwang.
Aber 2011 bist du auch wieder dabei?
Ja, denke schon; solange man gesund bleibt.
Wie viel Zeit benötigt dein Körper um sich nach solch einem Lauf wieder zu regenerieren?
Dieses Jahr ging es relativ schnell, bedingt durch eine Zwangspause die ich wegen meiner Achillessehne einlegen musste. Ich bin drei Wochen keinen Schritt gelaufen und habe nur sehr wenig Ausgleichssport gemacht, da ich mich auch irgendwie müde und leer gefühlt habe. Ich bin höchstens ein-zweimal auf dem Hometrainer gefahren und war vielleicht noch zwei-dreimal beim Walken, aber gelaufen bin ich keinen Meter und nach drei Wochen war ich wieder gut regeneriert, habe das Training wieder begonnen und zehn Tage später wieder am ersten Wettkampf teilgenommen. Man kann also vier-fünf Wochen nach dem Transalpine-Run wieder Wettkämpfe laufen, aber nicht mehr in der Form wie vorher.
Du hast 2002 den 1. Zermatt-Marathon gewonnen. 42,195 Kilometer und 2.189 Höhenmeter in einer Zeit von 3:34,33 Stunden. Würdest du sagen, dass das dein größter Erfolg war?
Absolut; vor allem da der Sieg sehr überraschend kam. Ich wusste zwar, dass ich gut bergauf laufen kann und einigermaßen Marathon laufen kann, aber die Kombination war neu. Das war mein erster richtiger Bergmarathon. Als Test bin ich davor den Untersbergmarathon gelaufen wo ich Zweiter wurde und im Jahr darauf sogar gewonnen habe. Somit hatte ich einen Hinweis, wusste aber nicht was in Zermatt auf mich zukommt und wie die Konkurrenz ist. Ich bin relativ unbedarft an die Sache heran gegangen.
Ab der Streckenmitte habe ich dann gemerkt, dass ich mich Platz für Platz nach vorne arbeite. Irgendwann habe ich gewusst, dass nur noch ein Läufer vor mir ist, den ich dann bei Kilometer 30 eingeholt hatte. Wir sind dann erst einmal 10 Kilometer Kopf an Kopf gelaufen und auf die letzten zwei Kilometer konnte ich mich dann absetzen.
Bezogen auf deinen Sport; hast du irgendwelche Träume oder Ziele?
Titel und Platzierungen gibt es da keine. Man wird nicht jünger und die beste Zeit ist natürlich vorbei und ich freue mich, wenn ich gesund bleibe und einigermaßen mitlaufen kann und auch mal gegen die jüngeren Athleten aus dem Verein bestehen kann. Man setzt es sich zum Ziel, dass man versucht bei bestimmten Läufen in der Altersklasse relativ weit vorne platziert zu sein.
Was mich mehr reizt sind besondere Landschaftsläufe, wo es mir nicht auf die Platzierung, sondern mehr auf den Erlebniswert ankommt. Es gibt zum Beispiel im Himalaya einen 5-Tages Etappenlauf, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich da überhaupt hin möchte, da die hygienischen Bedingungen und die Höhe ziemliche Unwägbarkeiten darstellen. Es gibt aber auch einen Halbmarathon auf den Mt. Fuji in Japan bis auf 3700m. Dieser Lauf würde mich sehr reizen, aber es scheitert da eher am nötigen Kleingeld. Auch den Trans-Rockies-Run würde ich gerne mal mit meiner Frau im Mixed-Team angehen, aber da scheitert es auch eher an den Kosten.
Vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal die Gelegenheit für einen dieser Läufe.
Um deine Form zu halten benötigst du sicherlich viel Training. Wie sieht eine Trainingswoche bei dir aus?
Das ist ganz unterschiedlich. Im Winter bereite ich mich mit Skilanglauf auf den Sommer vor, zum einen um fit zu bleiben und weil es Spaß macht.
Im Sommer steht jeden Tag Lauftraining auf dem Programm, manchmal sogar zweimal am Tag. In den Trainingslagern kommen so bis zu 180 Kilometer und im Jahresschnitt um die 100 Kilometer pro Woche zusammen. Im Moment bin ich in der Übergangsphase nach der Erholung nach dem Transalpine-Run; da bin ich bei 60-80 Laufkilometer in der Woche und schau einfach, dass ich jeden Tag Laufe, um mich fit zu halten und zum Wohlfühlen.
Wie suchst du dir deine Trainings-Strecken aus?
Arbeitsbedingt laufe ich unter der Woche oft die 10 Kilometer von der Wohnung ins Geschäft. Am Wochenende stehen dann längere Bergläufe im Berchtesgadener Nationalpark, am Untersberg oder Predigtstuhl auf dem Programm.
Wenn du mehrere Stunden durch die Berge läufst, wie und mit was versorgst du dich während dieser Zeit?
Ich bin seit über 20 Jahren bekennender PowerBar-Benutzer; die Produkte sind hervorragend. Sie haben ein gutes Packmaß und sehr hochwertige Kohlenhydrate und Eiweißbestandteile, sowie Mineralstoffe. In meinem Trinkrucksack habe ich da alles zur Versorgung und an Kleidung dabei was ich benötige.
Beim Zugspitzlauf 2008 gab es einen tragischen Vorfall. Inwiefern haben dich diese Ereignisse bei zukünftigen Läufen beeinflusst?
Ich stelle mich eigentlich auf solche Situationen immer gut ein. Wenn es so ein Wetter ist wie heute, wo es draußen regnet und knapp über 0 Grad hat und ich weiß, der Berg ist fast 3000 Meter hoch, dann laufe ich da einfach nicht mit, oder aber ich ziehe mich so an, dass ich mich wirklich darauf einstelle. Das kam mir auch bei dem Sieg 2002 beim Zermatt-Marathon zu Gute. Da hatten wir oben im Ziel auch Schneefall und es war eher ungut von der Witterung, aber ich habe mich darauf eingestellt, war gut betreut und gut versorgt mit Gore-Tex-Bekleidung. Da kann man dann sogar einen Nutzen aus diesem Wetter ziehen und davon profitieren.
Du machst immer wieder mit extremen Laufprojekten auf dich aufmerksam; sei es nun die Königssee- oder die Watzmannumrundung in atemberaubenden Zeiten. Was planst du als Nächstes?
Wir haben dieses Jahr das Steinerne Meer durchquert und rund um die Reiteralm waren wir auch unterwegs.
Direkt kommt sicher was auf uns zu, aber das ist noch so ein bisschen im Stillen, in der Planung
Stephan, vielen Dank auch im Namen meiner Leser für das Interview.
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