Die ISPO (Bericht gibt es morgen) steckt mir noch in den Beinen und da ist es am besten auf dem Killertrail die Strapazen der letzten zwei Tage rauszulaufen.
Ich liebe diesen Trail und irgendwie habe ich das Gefühl, wird er auch nie langweilig. Schnell zu erreichen, lockeres Einlaufen und dann die totale Action…so soll es sein.
Ich starte wieder am Parkplatz am Seerosenteich und bahne mir meinen Weg zunächst durch den extrem feuchten und schweren Schnee hinüber zum Nesselgraben. Am Schießstand der Bundeswehr ist einiges los und so komme ich zum ersten Mal in den Genuss eines Laufs unter Beschuss; natürlich nur indirekt.
Der Gripmaster hat mir schon oft davon erzählt und meinte man fühlt sich dabei wie Harrison Ford in „Auf der Flucht“…und er hat absolut Recht.
Die umliegenden Wände im Nesselgraben werfen den Knall der Schüsse zurück und je nachdem wo man gerade läuft, kommt es einem mal näher und mal weiter entfernt vor. Mal sind es dumpfe Schüsse und dann wieder kurze, helle Spitzen…der absolute Äktschn-Film und ich bin mittendrin.
Unbeschadet fräße ich durch den Wald direkt zum Einstieg des Killertrails.
Keine Spuren, zumindest keine menschlichen, sind zu sehen…Erstbesteigung nach den neuerlichen Schneefällen, die aufgrund des Regens und der warmen Temperaturen nicht mehr schön pulverig sind, sondern schwer, nass und extrem rutschig.
Der Fellcross frisst sich in den Boden, wird aber gerade in den steilen Abschnitten an seine Grenzen gebracht. Es ist nicht einfach zu laufen, aber schließlich ist das hier auch der Killertrail…der ist nie einfach laufen. Irgendetwas ist immer.
Die Stahlseile im Bereich des Hillary Step erleichtern den letzten steilen Aufschwung um einiges.
Auf dem Plateau angekommen geht es nun auf der gegenüberliegenden Seite wieder nach unten. Ein kurzer Anstieg und dann beginnt der Downhill durch den verschneiten Wald.
Auch hier ist der Schnee extrem feucht und bildet eine sehr große Gleitschicht, was dafür sorgt, dass die Schuhe nicht mehr viel ausrichten können. Kontrolliertes Laufen ist nur durch die Variation der Schrittlänge möglich. Kurze Schritte, wenig gleiten, an schmalen Passagen und engen kurven. Große Schritte mit längerer Gleitphase, an kontrollierbaren Passagen ohne Absturzgefahr.
Auf dem letzten Stück dieses genialen Downhills spüre ich ihn auf einmal…der Wind der mir extrem ins Gesicht bläst…urplötzlich.
Sofort realisiere ich was hier los ist. Der Trail holt tief Luft um mich mit aller Kraft auf den nahenden Weg zu spucken. Den Normalweg, der bei Weitem nicht so toll zu laufen ist wie dieser Trail.
Er holt tief Luft und jeden Moment muss es soweit sein. Im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten drehe ich mich blitzschnell auf der Stelle um und laufe zurück. Zurück Richtung Plateau…180° Grad U-Turn. Zuerst unterstützt der Sog mein Vorhaben und verleiht mir kräftig Rückenwind und plötzlich verwandelt er sich in Gegenwind und ich kämpfe gegen ihn an. Meine Oberschenkel brennen und die Musik auf meinen Kopfhörern ist schon lange verstummt. Stattdessen höre ich nur ein lautes Pfeifen, das durch Mark und Bein geht.
Aber ich schaffe es, ich entkomme dem Atem des Trails, der mich viel zu früh ausspucken wollte.
So geht es nun wieder zurück auf das Plateau. Aus dem geniale Downhill wird ein längerer Anstieg, mit konstanter Steigung. Oben angekommen bricht sogar an manchen Stellen die Wolkendecke auf und die Sonne kommt durch. Da habe ich wohl alles richtig gemacht.
Jetzt geht es den Killertrail wieder runter. Die Stahlseile am Hillary Step erfüllen auch jetzt wieder ihren Zweck, denn der Donhill wird zu einer sehr rutschigen Angelegenheit. Aus Trailrunning wird Trailsliding. Die Schuhe greifen nicht mehr, sondern sorgen nur noch dafür, dass sich das Rutschen irgendwie noch kontrollieren lässt. Ganz ohne Grip wäre dieser Abstieg sicher nicht möglich. Man würde einfach aus den Kurven fliegen und weiter rutschen.
Am Ende dieses anspruchsvollen und furiosen Downhills beuge ich mich dem Atem des Trails und lasse mich nach einer ziemlich genialen Downhill-Trail-Slide-Action auf den Normalweg spucken, der mich vorbei am Westufer des Thumsees wieder zum Ausgangspunkt führt.
Geniale Action auf dem Killertrail. Die Verhältnisse hätten ruhig noch etwas besser sein können, aber man kann ja nicht alles haben.
Bis zur nächsten Episode!
5 Gedanken zu “Killertrail Double Action”
Unglaublich, was soll ich schreiben?
Du Tier! Du Wahnsinniger! Du Lebensmüder! Du Endorphinjunky! Du Konditionswunder!
Die Wahrheit liegt irgendwie in der Schnittmenge, glaube ich.
Aber für diese Ausblicke!
Grüße aus dem Fastflachland
Rainer 😎
Haha, Schnittmenge ist gut. Eventuell mit etwas mehr Hang zum Wahnsinn, als zur Kondition. 😉
Tauwettergrüße aus den Bergen
Steve
Hi Goblin,
mir steckt der Respekt von unser Water-Kastencircling und Killertrail – Tour noch
in den Adern und du rennst das ganze hin und retour !!!
Einfach Spitze !!
Hoffe dass ich mich mal wieder an deine Fersen heften darf –
On the way up to the top !!!
Gruß
STRATOS
ehem. Alpines Steinschaf
Gerne…wir kommen sicher mal wieder zammen!