Unterwegs mit Stegei

Teile des folgenden Beitrags könnten etwas übertrieben sein und entsprechen eventuell nicht der Realität. Ich überlasse es aber dem Leser / der Leserin selbst zu entscheiden, was vielleicht etwas weit hergeholt ist. Es steckt auf jeden Fall auch viel Wahres in den folgenden Zeilen.

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn ich bin mit einer Legende unterwegs. Eine Legende die Insider unter dem Namen „Stegei“ kennen.
Stegei ist ein Aborigine. In ihm fließt Reichenhaller Blut und er war schon lange vor mir hier auf den Trails unterwegs. Schon lange bevor der Sport zum Trend wurde, die großen Bekleidungshersteller ihre Chance erkannt haben und auf den Markt gedrängt sind, schon lange bevor das „auf den Berg laufen“ gesellschaftsfähig wurde…da war Stegei schon unterwegs.
Er ist ein Pionier (oder doch eher ein Reichenhaller Jager?) und einer meiner Mentoren.
Heute sind wir das erste Mal gemeinsam unterwegs und diesen Moment muss ich natürlich festhalten. So wie jedes fußballbegeisterte Kind ein Training mit Ronaldo für die Ewigkeit festhalten würde, so verewige ich meinen heutigen Lauf mit Stegei auf den Reichenhall Trails im Internet; denn das Internet vergisst nie!

Stegei gibt mir einen knappen flachen Kilometer zum Einlaufen, bevor wir uns die ersten Höhenmeter vornehmen; quasi zum Anschwitzen.

Schwitzen tut von uns aber nur einer und es nicht Stegei. Denn er schwitzt nicht, zumindest nicht bei einer Pace über 3 Minuten pro Kilometer. Erst wenn es schneller wird, dann fängt er wohl an zu schwitzen…so erzählt man es sich zumindest.

Stegei nimmt mich mit auf seine Trails. Vorbei an der Amalienhöhe, hinauf Richtung Thumsee.

Dabei kommen wir auch an den neuen Trailrunning-Schildern vorbei, die seit Kurzem die vier Bad Reichenhaller Trailrunningstrecken markieren.
Zwei dieser Strecken starten an der Rupertustherme und zwei am Wanderparkplatz in Bayerisch Gmain. Während es auf den Thermenstrecken etwas „gemütlicher“ zur Sache geht, wird es in Bayerisch Gmain mit Dötzenkopf und Lattengebirge richtig steil.

Am Thumsee angekommen geht es weiter Richtung Antoniberg. Stegei erzählt mir wie es hier früher aussah, in der Zeit als noch niemand für Wettkämpfe trainierte, weil es noch keine Wettkämpfe gab. Eine Zeit in der sogar das Wandern noch unbekannt war und hier am Thumsee noch die Natur sich selbst überlassen wurde. Laufen in purer Wildnis zwischen Säbelzahntigern und Mammuts.
Er erzählt mir auch von dem Erdrutsch den er auslöste, als er vor 20 Jahren mal mit einem Affenzahn hier entlang bretterte und als dann aufgrund seiner wahnsinnigen Geschwindigkeit auf einmal der Erdboden nachgab und sich tausende Kubikmeter Erdreich in Bewegung setzten.
Wenige Minuten später kommen wir genau an dieser Stelle vorbei.

Der Anstieg zum Antoniberg fordert im weiteren Verlauf sein erstes Opfer. Während die Rakete Stegei gemütlich nach oben tippelt ringe ich um Luft.

Ich habe keine Ahnung wie dieser Typ das macht. Ich mit meinen leichten Funktionsklamotten, ärmellos luftig, ohne Rucksack und er mit Schuhen der Saison 2013, normalen Laufklamotten und einem Ruckasck, der sowas von 90er-Style ist, dass man sich überhaupt nicht vorstellen kann, wie man damit überhaupt schneller als Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein kann.
Macht das Material am Ende doch keinen Unterschied und es liegt nur an der eigenen Leistungsfähigkeit? Getreu dem Motto: Kondition statt Carbon!
oder
Karbon (Erdzeitalter und geschätztes Geburtsjahr von Stegei) statt Carbon (Hightech-Zeug)!

Nach dem Antoniberg, dem höchsten Punkt unserer heutigen Tour geht es auf der anderen Seite zurück zum Thumsee.
Im Tunnel stauen sich die Autos.

Es gibt drei mögliche Erklärungen für den Stau:
1. Reinigungsarbeiten nach dem Tunnel behindern den Verkehr.
2. Blockabfertigung.
3. Schaulustige haben Stegei erkannt, stellen ihr Auto an Ort und Stelle ab und versuchen ein Bild mit dem Star zu ergattern.

Relativ unbeeindruckt von den schier unendlichen Menschenmassen und der kilometerlangen Blechlawine geht es weiter zum Thumsee in dem wir uns kurz abkühlen.
OK, Stegei ist noch nicht richtig warm und muss sich folglich auch nicht abkühlen, aber ich muss mich abkühlen um von 50 Grad Körperkerntemperatur irgendwie runter zu kommen.

Danach wird es zum Glück etwas flacher bzw. geht nur noch bergab. Da kann ich es ein bisschen rollen lassen, während Stegei gefühlt nach unten fliegt.
Gerüchten zu Folge berühren Stegeis Füße nur den Boden wenn es bergauf geht. Bergab und im Flachen berühren sie den Boden nie, denn die Reibung würde ihn viel zu langsam machen.

Nach diesem rasanten Downhill rollen wir noch aus und dann endet unser kurzes Intermezzo auch schon.

Ich sage danke Stegei, dass du mich auf deine Runde mitgenommen hast. Es war ein toller Lauf und es würde mich freuen, wenn sich mal wieder was ausgeht.

P.S.: Wer jetzt versucht Stegei in der Datenbank der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung zu finden, den muss ich leider enttäuschen. Er läuft immer unter einem anderen Pseudonym und taucht in den Ergebnislisten nicht auf.

P.P.S.: Wer jetzt meint, „Hey, dass ist doch der Typ von den Improfeten„, den muss ich leider auch enttäuschen. Stegei sieht dem Typen zwar total ähnlich, aber für Improvisationstheater hat er keine Zeit (aber er findet es toll), denn er läuft nur…und läuft…und läuft!

Hier geht es zum Legend-Run-with-Stegei!

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