Der Frühling ist da und während sich einige Skifahrer, warm eingepackt mit ihren Skiern auf der Schulter, auf den Weg Richtung Jennerbahn machen, steige ich bei angenehmen 2 Grad mit kurzen Hosen, Beinlingen und T-Shirt aus dem Auto. Doch noch kein Frühling? Egal, Jacke an, Rucksack auf und los geht’s Richtung Grünstein.
Mütze und Handschuhe habe ich zu Hause gelassen und wenn ich mir die dünne Eisschicht auf dem Königssee anschaue, dann bin ich froh, dass ich zumindest an die Beinlinge gedacht habe.
Bis zum Einstieg des Klettersteigs ist der Weg größtenteils schneefrei, bzw. lassen sich die kleinen Schneereste gut umgehen. Ab dem Einstieg, am Abzweig nach rechts hinauf zum Grünstein, sieht die Sache schon etwas anders aus. Meine Jacke ist zwar mittlerweile im Rucksack verschwunden, aber jetzt kommt der Schnee und schon nach wenigen Metern bereue ich, dass ich meine Gamaschen heute zu Hause gelassen habe. So ganz nebenbei hätte ich auch durchaus andere Schuhe anziehen können, denn ohne Membran und den nötigen Grip wird es etwas mühsam.
Aber egal, es ist warm, der Frühling steht vor der Tür und irgendwann muss man ja die Sachen mal wieder anziehen. Die Gamaschen liegen schon in der hintersten Ecke und die Schuhe die ich heute anhabe, hatte ich schon lange nicht mehr an…also passt doch alles.
Etwas schneefreier geht es im Klettersteig zu, der schon ziemlich gut aussieht und hoffentlich auch dieses Jahr wieder Anfang April geöffnet wird.
Etwas Gutes kann man den frostigen Nacht-Temperaturen doch noch abgewinnen: Der Schnee ist früh morgens noch relativ hart und man sinkt nicht allzu tief ein. Immer wieder gibt es mal kurze, schneefreie Passagen, aber der Großteil des Weges ist noch bis zu 80cm mit Schnee bedeckt.
Die Sonne wärmt jetzt schon ganz schön und der Gipfel ist auch nicht mehr weit.
Vorbei an der Grünsteinhütte geht es die letzten Meter hinauf zum 1304m hohen Grünstein…und siehe da…niemand hier oben.
Für Skitourengeher lohnt es sich hier oben nicht mehr, die tummeln sich gerade im Watzmannkar. Wanderer werden wohl noch etwas durch den Schnee abgeschreckt und so zieht es heute wohl nicht mehr so viele Leute nach hier oben. Ich genieße die Stille, die Aussicht und natürlich das fantastische Wetter.
Die Beinlinge sind mittlerweile weg, die Schuhe und Strümpfe ausgezogen, die Beine hochgelegt und die Sonne scheint mir ins Gesicht. So eine Terrasse auf 1304m hat schon etwas für sich.
Nach einer Stunde finden sich allmählich ein paar Wanderer hier oben ein und ich mache mich wieder an den Abstieg.
Mitte März, gefühlte 20 Grad und ich laufe in kurzen Hosen (jetzt ohne Beinlinge) den Berg hinunter und versinke stellenweise hüfttief im Schnee. Die Sonne entfaltet ihre Kraft und hat die harte Schneedecke vom Morgen schön angetaut. Das Einsinken in den Schnee bringt zwar eine angenehme Abkühlung, aber dafür sorgt die raue Schneedecke für ein paar schöne Kratzer am Bein. Eine Gore-Tex-Membran in den Schuhen wäre jetzt eine feine Sache, aber man kann ja nicht alles haben.
Eine tolle Tour zum Einstieg. Der Schnee hat zwar etwas Geschwindigkeit heraus genommen, aber dafür auch für mehr Spaß im Downhill gesorgt. Gerade für den kurzen Ausflug bietet der Grünstein tolle Trails und belohnt einen schon nach relativ kurzer Zeit mit einer tollen Aussicht auf die umliegenden Berge und den weitläufigen Talkessel.
9 Gedanken zu “Trailrun auf den Grünstein”
Stellenweise hüfftief in den Schnee in kurzen Hosen – brr – das muss ja schon ganz schön kalt sein, auch wenn die Sonne von oben wärmt.
Herrliche Impressionen, ich verstehe dich sehr gut, dass du dich lieber dort unten bewegst als hier oben – aber Königssee im Sommer ist auch nicht gerade prickelnd, was Touristen betrifft, ich war mal einer davon, und ich fand es grausig, zumindest genau am See – schnell weg. Aber in dieser Jahreszeit ist sicher alles noch ganz anders !!
Schöne Tour !
Ja, das sorgte schon für kalte Beine. Mit leichtem Schnupfen ist das sicher nicht optimal, aber die kurzen Hosen mussten heute einfach raus.
Touristen waren heute nicht viele unterwegs und in den Sommermonaten versuche ich ihnen weitestgehend aus dem Weg zu gehen.
Wenn ich dann doch mal hin und wieder mit dem Boot auf dem Königssee unterwegs bin, dann sorgt man Outfit immer für Gesprächsstoff und wenn ich nach einer langen Tour, total verschwitzt und mit dreckigen Schuhen und Waden aufs Boot steige, dann komme ich mir zwischen den Tagesausflüglern in ihrem Sonntags-Outfit immer etwas außerirdisch vor…ist eine feine Sache 😉
Deine Berichte haben immer so etwas expeditionshaftes 🙂 Sind für mich ja auch richtig fremde Welten …
Hüfthoch im Schnee in kurzen Hosen, da kann ich mich Margittas Äußerungen nur anschließen.
Grüße aus dem wenig frühlingshaften Oldenburg
Volker
Danke dir Volker.
Tag 1 nach dem Schneelauf, und ich muss sagen, dass man Schnupfen zumindest nicht schlimmer geworden ist. 😉
„Frühlingshaftes Oldenburg“, dann hoffen wir mal für die Wetterfrösche, dass die Sonne bei euch Einzug hält.
Viele Grüß aus den sonnigen Bergen
Steve
also südseitig schauts immer besser aus. aber dieses einbrechen ist einfach scheisse, vor allem wenn dir der scharfe harschdeckel so nach und nach die haut vom bein schabt 🙂
Ja, schön ist das nicht, aber wer hoch hinaus will muss das in kauf nehmen :-).
Ich hoffe mal der Schnee verschwindet jetzt schnell, denn die Skier habe ich gedanklich schon in den Keller gepackt.
Die Trails rufen