Squamish 50 – Ein perfekter Tag

Wo fängt man bei einem Squamish 50 Wochenende am Besten an? Ich würde sagen: Am Anfang!

Am Samstag stand für Rupi und mich das Volunteering auf dem Plan, während sich Tobi die 50 Meilen unter die Sohlen genommen hat.
Am Mt Phlegm, dem letzten Anstieg, vier Kilometer vor dem Ziel, bezogen wir unseren Posten um die Läuferinnen und Läufer auf den letzten Downhill zu schicken.
Brutal heiß war es, teilweise über 30 Grad und das machte auch den Läufern deutlich zu schaffen.
Dennoch brannte Tobi mit 10:58 Stunden eine geniale Zeit in den Trail und sicherte sich einen fantastischen 24. Platz. Über 1 1/2 Stunden schneller als vor zwei Jahren…krasses Ding.
Im Ziel gab es dann noch ein Groupie-Foto mit Gary und Ethan „The Ginger Runner“ Newberry.
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Danach ging es ins Hotel, Sachen für morgen packen und noch etwas essen.
Dem Motto: „Nothing new on a race day“, werde ich dieses Mal nicht treu bleiben.
Zum Abendessen gab es dieses Mal keine Pasta, sondern Pizza.
Zum Frühstück kein Müsli, sondern Joghurt und einen Muffin.
Neue Race-Day-Klamotten sind dieses Mal auch am Start.
Mal schauen was das wird?
Geplant ist eine Zeit mit einer 7 vorne.

Squamish 50 k race day

Der Wecker klingelt um 4:15 Uhr. Geschlafen habe ich so la la. Es war mal wieder zu warm im Zimmer, aber die oldschool Klimaanlage kann man über Nacht nicht laufen lassen. Also war schon mal leicht anschwitzen fürs Rennen angesagt.
Nach dem Aufstehen meldet sich der Bio-Rhythmus auch noch vor dem Kaffee…also wieder etwas Neues am race day…Hmm!
Auf geht es zum Start an den Alice Lake.
Das Wetter ist perfekt. Kühler als gestern und dazu noch bewölkt. Besser könnte es nicht sein.
Um den Startbogen am See versammeln sich nach und nach die Läuferinnen und Läufer.
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15 Minuten vor dem Start stellt sich Gary auf einen Tisch und beginnt mit dem Racebriefing.
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Liebe Veranstalter von solchen Events: Es wäre super, wenn ihr euch daran ein Beispiel nehmen könntet. Wir brauchen am Abend zuvor keine stundenlangen Präsentationen mit 100 Folien. Spart euch die Arbeit und sagt einfach kurz vor dem Start, worauf es ankommt.
Wer beim Racebriefing das Höhenprofil zum ersten Mal sieht und am Abend zuvor erfährt, dass es am nächsten Tag 40 Grad werden soll und dann feststellt, dass lange Klamotten wohl fehl am Platz sind, der hat irgendetwas falsch gemacht.
Macht es einfach so wie Gary!


Dann geht es auch schon los. Ohne Musik, ohne Startschuss, einfach ein Countdown den Gary anzählt, ein paar die mitzählen und bei „zero“ setzt sich das Feld in Bewegung.
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Ich sortiere mich wieder im hinteren Teil des Feldes ein. Hat beim Lavaredo gut geklappt und hoffentlich hier auch.

Die ersten 200 Höhenmeter verteilen sich noch relativ human, in gut laufbarem Gelände. Es geht durch die Garibaldi Highlands, zur ersten Verpflegungsstation. Das mit dem „hinten einreihen“ funktioniert wieder wunderbar. Läufer für Läufer arbeite ich mich nach vorne und so mancher der mich überholt, wird wenig später von mir wieder überholt.
Ich erkenne mich in diesen Jungs wieder. Losballern was das Zeug hält, gegen jede Vernunft, in der Hoffnung das es klappt und was bringt, aber am Ende wars dann doch nichts.

Nachdem ich die letzten beiden Male (2013 / 2014) jeweils die 50 Meilen gelaufen bin und zu diesem Zeitpunkt schon immer ordentlich mehr in den Beinen hatte, geht es heute natürlich wesentlich besser und lockerer voran.
Vorbei an der ersten Verpflegung, mit wahnsinnig netten und engagierten Helfern, geht es in den längsten Anstieg des Tages. Rauf zur Galactic Scheisse.
Und es läuft verdammt gut. Powerhike-Modus an und schon arbeite ich mich Platzierung um Platzierung nach vorne. Die Kanadier mögen diese langen Anstiege nicht, aber mir kommt das gerade recht.
Im anschließenden Downhill zur Quest University nehme ich etwas Tempo raus, da ich nichts riskieren will und gleichzeitig die Gelegenheit zum „regenerieren“ nutzen möchte.
Kurz vor der University dann noch eine Schrecksekunde. Auf einer Holzbrücke für Mountainbiker bricht eine Planke und ich rutsche mit dem rechten Fuß in das Loch, während der restliche Körper aber weiter läuft. Doofes Gefühl beim laufen, aber zum Glück spüre ich nach drei Minuten nichts mehr und es geht ohne Beschwerden weiter.

An der University angekommen werden die Getränke wieder aufgefüllt, trinken, ein PowerBar Smoothie, kaltes Wasser über den Kopf und weiter gehts.
Es läuft gut und mit einem guten Gefühl geht es in den nächsten Abschnitt.
Flache Anstiege laufe ich weitestgehend, wenns steiler wird, dann wird gepowerhiked. Nach ein paar Kilometern kommt der „Killerloop“; quasi mein meist verhasstes Stücke auf der gesamten Strecke. Zum einen zieht sich dieser Anstieg enorm und zum anderen sieht man oft weit oben im Wald andere Läufer und kann so erahnen, wo es noch hingeht.
Aber irgendwie läuft es heute und nach dem Anstieg geht es in den Donwhill zur vorletzten Aid-Station.
Da darf natürlich die zweite Schrecksekunde nicht fehlen: Im Downhill bleibe ich mit dem rechten Fuß an irgendetwas hängen, stolpere nach vorne und während mein linker Fuß versucht, den sich anbahnenden Sturz abzufangen, knicke ich um, stürze nach vorne und kann mich zum Glück an einem abgesägten, morschen Baum abstützen. Kein Sturz, alles gut, nur mal wieder der doofe linke Fuß.
Für den Läufer hinter mir muss das aber ziemlich spektakulär ausgesehen haben, denn er ist ziemlich begeistert, als ich einfach weiterlaufe als wäre nichts gewesen.

Dann die vorletzte Verpfleungsstation. Wieder alles auffüllen, ein Smoothie, Salt-Sticks, trinken und weiter gehts.
Kurzer Blick auf die Uhr und die Pace, denn ich versuche im Downhill die Durchschnittspace immer ein Stück zu verbessern, so dass sich das mit den Anstiegen halbwegs ausgleicht.
Nach dem Downhill folgt der Anstieg über einen baumlosen Hang, in dem die Büsche und Sträucher die Wärme stauen (ähnlich den Latschenfeldern bei uns). Hier waren es gestern weit über 30 Grad, aber heute weht zum Glück ein Lüftchen und es dürften deutlich unter 30 Grad sein. So lässt sich dieser Anstieg problemlos meistern und auch im Downhill läuft es wieder sehr gut.
Selbst die Forststraße zur letzten Verpflegung kann ich in flottem Tempo laufen, trotz des Anstiegs am Ende.

Gleiches Ritual an der letzten Station wie zuvor, nur das ich dieses Mal zu viel trinke. So viel, dass mir auf den nächsten drei Kilometern die Cola und das Iso ordentlich im Bauch umher gehen. Versuche zu rülpsen scheitern zunächst, aber langsam löst sich der Druck und die Luft entweicht. Zum Glück sind keine Bären in der Nähe, denn die hätten mich bestimmt für einen Rivalen gehalten.
Der letzte Anstieg hoch zum Mt Phlegm zieht sich wie Kaugummi, aber auf einmal bin ich oben. Erst ging es mir viel zu langsam und dann kann ich garnicht glauben, dass ich es geschafft habe.
Ein kurzer Plausch mit Tobi, der heute hier oben volunteert, und dann geht es ab nach unten. Noch vier Kilometer. Zwei runter und dann zwei flach.

Es läuft wirklich immer noch. Auf der finalen Geraden muss ich zwar mal kurz inne halten um die letzten Luftreste zu verarbeiten, aber dann geht es weiter.
Die geplante 4er-Pace wird es leider nicht, aber es dennoch dynamisch aus…oder?
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Vielen Dank an Maty und Ulf für das Foto.

Und dann ist es geschafft. Die Uhr stoppt bei unglaublichen 6:38 Stunden. Wahnsinn!
Da geht sich am Ende sogar der 21. Platz aus.

Gary steht im Ziel und empfängt uns alle mit einer Umarmung.
Die Freude ist riesig, als wir uns sehen. Er findet es klasse, dass wir zum dritten Mal (ja, echt verrückt) hier sind und meint:
It was not the same last year without the Germans!

Das können wir nur zurück geben Gary:
Uns hat letztes Jahr auch etwas gefehlt. Wenn jemand fragt: „Wie ist denn der Squamish 50?“, dann reicht es aus wenn man sagt:
Hey, wir sind für dieses Event zum dritten Mal um die halbe Welt geflogen! Würden wir das machen wenn es hier scheiße wäre?

15 Minuten nach mir kommt Rupi ins Ziel…geiler Scheiß. Die Downhillsau hat das Ding gerockt.
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Tobi kommt wenig später, nach Ende seiner Schicht, auch ins Ziel.
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Auch Maty und Ulf schauen noch kurz vorbei, bevor es für sie wieder nach Vancouver geht.
Ein straffes Programm haben die zwei hinter sich. Samstag Landung in Vancouver, drei Stunden Schlaf, heute der 23k und morgen wieder heim.
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Selten hat Squamish so viele Deutsche (Rupi haben wir mit eingedeutscht) auf einem Haufen gesehen.
Wo soll das noch hinführen? 😉

Ein perfektes Rennen bei nahezu perfekten Bedingungen. Für uns alle war das ein ziemlich geniales Wochenende.
Der TripOfAwesomeness kann sich bisher echt sehen lassen.
Dann machen wir mal so weiter!

Hier geht es zum Perfect-Day-to-run-50k-in-Squamish-Move!

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Der klassische Squamish Taint

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