Winterliche Abenteuer am Kien 2

Wenn der Gripmaster seinen Laufrucksack gegen einen großen Trekkingrucksack eintauscht, dann geht es in ein Abenteuer…auf eine Expedition zu den letzten unbestiegenen Gipfeln dieses Winters!
Unser Equipment ist heute sehr ausgefallen.
Aus Gripmasters Rucksack dröhnt Musik von seinem iPhone, das er mit kleinen Boxen gekoppelt hat. Mit dabei hat er neben einer Hardshell auch noch eine Softshell, eine Regenhose, lange Gamaschen, lecker Karamalz und eine Lawinenschaufel.
Bei mir kommen zur Lawinenschaufel, Gamaschen und Regenhose noch ein paar Karabiner, Bandschlingen und 30m Reepschnur dazu.
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Gripmasters Idee klingt einfach, ist sie aber nicht, wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird.
Ziel ist der Falkenstein (1181m) bei Inzell: Im Sommer wartet er mit genialen Trails und jetzt im Winter sieht die Sache ganz anders aus. Vor zwei Tagen musste der Gripmaster an einer Steilstufe umdrehen und heute kommt er mit Verstärkung zurück. Mit vereinten Kräften und mit Lawinenschaufeln bewaffnet, stellen wir uns der Herausforderung am Gripmaster Step.
Die Autos parken wir in der Nähe des Gasthauses Zwing, dann geht es ein paar Meter auf der Forststraße entlang, bevor die Spur von vor zwei Tagen, links in den Wald nach oben zieht. Wir bahnen uns den Weg durch den Schnee, immer im steilen Bergwald nach oben, bis wir am Gripmaster Step ankommen.
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Schaut schon steil aus und runterfallen sollte man hier auf jeden Fall nicht. Ein drei Meter hoher Absatz und dann geht es im Wald abschüssig nach unten. Das die Tour vor zwei Tagen, ohne spezielle Ausrüstung, hier vorbei war, leuchtet mir ein.
Wir packen unsere Schaufeln aus und fangen an den Trail vom Schnee zu befreien. Eine absolut verrückte Sache, aber irgendwie schon wieder genial.
Zwei Typen stehen im steilen Bergwald und schippen Schnee um einen schmalen Pfad darunter freizulegen, der sie auf den Gipfel führt. Wenn’s schief geht, dann ist es doof, aber wenn’s klappt, dann haben wir auf jeden Fall was zu erzählen, denn auf dem Falkenstein war bei diesen Verhältnissen sicher noch niemand.
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So legen wir Stück für Stück der kleinen Steilstufe frei, befreien sie vom Schnee um einen sicheren Stand zu haben und graben uns anschließend weiter. Es lässt sich erahnen, wo der Trail entlang führt und zudem kennt sich der Gripmaster hier ziemlich gut aus. Immer weiter, vorne um die Kante und dann schauen wir mal, ob wir noch schaufeln müssen oder ob es so geht.
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So graben wir uns weiter, bis plötzlich hinter uns mit lautem Gepolter eine kleine Lawine oberhalb des Weges abgeht und hinter uns vorbei rauscht. Da ist sie, die tageszeitliche Erwärmung, die die Lawinenwarnstufe von 1 auf 2 ansteigen lässt und für spontane kleine Lawinenabgänge sorgen kann. Diese Lawine war jetzt nicht groß, hätte uns sicher nicht begraben, aber vielleicht von der Steilstufe geschubst und dann hätten wir unten gelegen.
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Expeditionsrisiko, das man nur umgehen kann, indem man den Berg wechselt. Der Wächter der Chiemgauer Alpen und Hausmeister der umliegenden Berge hat eine Idee, bzw. ist mir dieser kleine Gipfel sowieso schon ins Auge gefallen.
Dort drüben, das Kienbergl. So nennen es die Einheimischen, aber sucht man in den Chroniken des Chiemgaus und schaut in die Geschichten der Urväter des Bergsteigens, dann findet man diesen Berg auch unter dem Namen Kien 2, der Schicksalsberg.
So geht es also zunächst wieder runter vom Falkenstein, entlang diverser Forstwege und hinüber zum Einstieg am Fuße des Kien 2.
Das ist er also, der Anstieg auf den Schicksalsberg. Kienbergl hört sich wesentlich harmloser an, aber wenn ein Berg in direkter Nachbarschaft zum berüchtigten Falkenstein liegt, dann kann er nicht harmlos sein. Wird der Kien 2 auch unser Schicksalsberg werden? Wird er das schaffen, was zuvor der Falkenstein versucht hat?
Wir steigen ein und beginnen mit der Spurarbeit nach oben. Tief ist der Schnee hier auch noch…glaubt man gar nicht, wenn man sieht, wie wenig nur noch in den unteren Lagen liegt, aber irgendwie scheinen an den Hängen des Kien 2 andere Regeln zu gelten.
Die Jukebox Der Gripmaster vorweg und ich hinterher. Hier gibt es nur eine Richtung…bergauf…und auch wenn das Gelände nicht so steil erscheint wie am Falkenstein, ist der Aufstieg nicht einfacher. Ein schmaler Trail scheint sich unter dem Schnee zu verbergen, denn sobald man etwas nach außen tritt, geht es sofort nach unten. Meine Stöcke entschärfen dabei zum Glück so manche Situation und sorgen für das nötige Gleichgewicht.
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Mit seinen 1071m muss sich der Kien 2 nicht verstecken. Auch wenn er von unten absolut harmlos aussieht, so hat er es doch faustdick hinter den Ohren und ich bin schon gespannt, wie er sich in ein paar Wochen ohne Schnee präsentiert.
Aber erst einmal im Winter nach oben!
Der Expeditionsleiter kennt den Berg und natürlich auch den Weg und er kämpft sich weiter nach oben. Knietief liegt hier an manchen Stellen noch der Schnee, aber die Exposition der Aufstiegsroute und die Situation, dass diese Seite fast die ganze Zeit im Schatten liegt, lassen keine Lawinen abgehen und so schaffen wir es mit vereinten Kräften auf den Gipfel.
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Es war ein Kampf, unermüdlich, hart, riskant, an manchen Stellen ausweglos, aber wir haben ihn gewonnen!
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Wir haben den Kien 2 bezwungen und werden mit einer ziemlich genialen Aussicht belohnt.
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Die neuen Bergsteiger-Legenden des Chiemgaus feiern ihren Triumph!
Fantastisch!
Die Lawine hat uns am Falkenstein vertrieben und den Summit Push, mit Goblin-First-Ascent, am Kien 2 ermöglicht…awesome!
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Runter geht es dann etwas schneller, mit flotter Musik aus dem Rucksack, geöffneten Bremsen, zwei kleineren Stürzen und viel Stockeinsatz.
Ein gelungener und abenteuerlicher Sonntag, der nach einer Wiederholung schreit, sobald der Schnee die Trails freigegeben hat.
Auch der Gripmaster berichtet von unserer Tour und scheint aber die Gefährlichkeiten im Kien 2 etwas zu relativieren. Dafür ist der Falkenstein etwas dramatischer. Schon verrückt dieser Typ!
Gripmaster’s Bericht!
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