„The simpler you make things, the richer the experience becomes.“ (Steve House)
Unter diesem Motto steht die heutige Königssee-Umrundung. Die dritte in diesem Jahr.
Nach der klassischen Variante und der Originally-Short-Awesome-Trail-Variante geht es heute auf die bisher längste Umrundung in diesem Jahr und noch dazu mit minimaler Ausrüstung.
Kein Rucksack, keine Regenjacke, nur eine 500ml und eine 237ml Soft Flask, ein paar Gels und das Handy im Gürtel verstaut, sowie Armlinge zur Sicherheit.
Auf geht’s zur Königssee-Umrundung
Um kurz nach sechs steige ich bei 10 Grad aus dem Auto am Königssee. Nebel hängt noch im Talkessel aber es wird nicht mehr lange dauern bis ich blauen Himmel und Sonnenschein habe.
Traditionell geht es über den steilen Hochbahnweg zunächst hinauf zur Königsbachalm. Unterhalb der Alm durchstoße ich schließlich die Nebeldecke und erhasche erste Blicke auf den Watzmann und den blauen Himmel. Das wird ein guter Tag!
Zügig geht es weiter, vorbei an der Königsbachalm (natürlich nicht ohne das obligatorische Foto)
und dann weiter ins Priesberger Moos und hinauf zur Priesbergalm.
An der Alm wird ein erster Rundumblick auf die umliegende Bergwelt frei.
Es ist immer wieder ein besonderer Moment wenn man hier ankommt, das erste Panorama vor sich hat und ganz genau weiß, dass hinter der Alm das Trail-Action-Abenteuer beginnt.
Es geht durch den Stiergraben, immer weiter, immer weiter, hinauf zum Seeleinsee und dann zum Hochgschirr, dem höchsten Punkt der Tour.
Auch hier geht mir jedes Mal wieder das Herz auf. Nicht nur wegen der Aussicht und wegen der Gewissheit, dass das der höchste Punkt ist, sondern auch weil jetzt ein absolut genialer Downhill beginnt.
Aber bevor es nun steil hinunter ins Landtal geht und sich der Downhill-Flow einstellt, halte ich erst mal kurz inne und genieße die Ruhe hier oben und die absolute Einsamkeit. Nur ein paar Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere kann man in der Ferne sehen und hören…sonst bin ich hier oben ganz alleine, morgens um kurz vor acht in Deutschland.
Der Downhill durch das Landatal ist immer wieder ein Genuss und es ist egal zum wievielten Mal ich ihn laufe, er macht immer wieder soviel Spaß wie beim ersten Mal. Die Landschaft wird grüner, aus Gräser werden Büsche, aus Büschen werden Bäume. Die Bäume werden dichter und irgendwann befinde ich mich mitten im Bergwald, während ich vor einigen Minuten noch in einer kargen Gebirgslandschaft war, ganz ohne grün, aber dafür in sämtlichen Grautönen.
Heute geht es nicht hinunter zum Obersee, denn meine Extended-Version der Königssee-Umrundung führt mich nun hinüber zur Wasseralm. In stetigem bergauf und bergab schlängelt sich der Trail durch den Wald hinüber zu dieser kleinen, genialen und total abgeschiedenen Hütte. Hier gibt es keinen Handyempfang, in der Stube steht kein Fernseher, hier gibt es keinen Kaffeevollautomaten für das Frühstücksbüffet. Stattdessen hat man hier die schönste Hütte in den Berchtesgadener Alpen, wo es zum Abendessen immer Gemüseeintopf gibt mit Gemüse aus dem Umfeld der Hütte. Der Tee ist auch immer frisch, denn die Kräuter werden ebenfalls in der näheren Umgebung gesammelt. Hier oben ist die Welt noch in Ordnung. Es gibt keine Waschräume, sondern nur einen Wassertrog und wenn man genau hinschaut, dann erkennt man an den umliegenden Gräsern die Zahnpastareste vom morgendlichen Zähneputzen.
Habe ich schon erwähnt, dass hier oben die Welt noch in Ordnung ist?
Für mich geht die Tour weiter, hinüber zum Gegenstück der Wasseralm, dem Kärlingerhaus. Der Übernachtungstempel am Funtensee, der so manchen Wanderer vergessen lässt, dass er sich in den Bergen befindet. Was das Kärlingerhaus ausmacht, dass sind die netten Wirtsleute, die sicher mit ein Grund sind, dass man immer wieder auch viele Einheimische hier oben trifft.
Bevor ich mir meine erste Spezi am Kärlingerhaus gönne, genieße ich aber erst einmal den Trail von der Wasseralm zum Funtensee.
Der Regen der letzten Nacht hat den Weg stark aufgeweicht und so wird es stellenweise eine richtige Schlammschlacht.
Ganz wichtig auf dem Weg zum Kärlingerhaus ist ein kurzer Abstecher zum Halsköpfl um diesen fantastischen Blick auf den Königssee mitzunehmen.
Weiter geht es vorbei am Schwarzensee und am Grünsee und anschließend über den letzten Anstieg hinauf auf den Weg, der von der Saugasse zum Kärlingerhaus führt. Noch ein paar Minuten und ich gönne mir meine erste Spezi des Tages und genieße den Blick über den Funtensee.
Nächstes Ziel St. Bartholomä und so geht es nun über die Saugasse nach unten. Richtig schnell und dynamisch bin ich nicht mehr unterwegs. Da stecken die vergangenen Stunden und der Zugspitz Ultratrail in den Knochen, aber es läuft trotzdem noch sehr flüssig und ich habe genug Zeit die Serpentinen der Saugasse zu genießen. Die Wanderer verfluchen sie, gerade die im Aufstieg, und ich liebe sie. Einfach herrlich diese Passage.
Es geht weiter über den Schrainbach und dann steil nach unten an den Königssee, das karibik-farbene Wasser des Sees immer im Blick.
Im Touristen-Trubel von St. Bartholomä angekommen gönne ich mir meine zweite Spezi des Tages, traditionell beim Fischer vom Königssee. Ein festes Ritual auf jeder Königssee-Umrundung, denn hier wird nochmal Kraft getankt, werden die Zuckerspeicher aufgefüllt, bevor ist jetzt über den Scharfrichter nach oben geht.
Der Rinnkendlsteig wartet und heute bin ich mir sicher, zeige ich ihm wo der Hammer hängt.
Und es läuft gut…ganz ohne Stöcke!
Meter für Meter schraube ich mich nach oben, verlasse den Wald, ziehe für ein besseres Bräunungsergebnis man T-Shirt aus und schraube mich weiter nach oben.
Nach etwas mehr als einer Stunde komme ich am Aussichtspunkt Archenkanzel an. Leicht fertig, aber zufrieden mit der Performance.
Kurze Pause, obligatorisches Foto,
und weiter geht’s zur Kühroint-Alm.
Spezi Nummer drei und danach gleich weiter Richtung Grünstein. Ein kurzes Stück Forststraße lässt sich nicht vermeiden, bevor man auf den Trail einbiegt, der schön moderat hinüber zur Grünsteinhütte führt. Erste Krämpfe machen sich in den Oberschenkeln bemerkbar. Ob es die fehlenden Kompressions-Stulpen sind, die ich mir gegen Ende des Landtal-Downhills ausgezogen habe? Ich tippe eher mal darauf, dass ich zu wenig getrunken habe. Deutlich weniger als noch vor zwei Wochen an der Zugspitze; das rächt sich jetzt. Aber alles halb so wild, noch geht es ganz gut und so laufe ich an der Grünsteinhütte vorbei, hinauf auf den Gipfel des Grünsteins. Der letzte Anstieg des Tages und oben werde ich zum Abschluss nicht nur mit einem fast einsamen Gipfel belohnt, sondern auch mit der herrlichen Aussicht.
Genial…so muss eine Tour enden!
Dem letzten Anstieg des Tages folgt der letzte Downhill des Tages und den kenne ich wie meine Westentasche. Hier kann ich es nochmal krachen lassen, bevor der Weg auf die Forststraße trifft und ich schließlich den See vor Augen habe, auf den Parkplatz einbiege, mich an Touristen vorbei schlängele und erschöpft, aber überglücklich am Auto ankomme.
Was für eine krasse Tour, bei herrlichem Wetter, mit leichter Ausrüstung.
„Je einfacher du etwas angehst, desto intensiver wird das Erlebnis!“
Das heutige Erlebnis war wirklich sehr intensiv…alles richtig gemacht!
Hier geht es zum Move!
29 Gedanken zu “Extended Königssee-Umrundung Minimal-Style”
Hi Steve!
Da hätten wir uns doch heute tasächlich sehen können. Hab heute die Überschreitung des Kleinen Watzmanns gemacht.
Ganz so schnell wie du war ich aber nicht unterwegs. Da hätten wir uns doch glatt an der Kührointalm auf ein Spezi treffen können!
Aber du bist ja der absolute Wahnsinn, eben mal fast 50km mit über 3000hm in unter 10 Stunden. Was soll man da noch sagen…
Andi
Danke dir Andi!
Da haben wir uns ja wirklich knapp verpasst..schade.
Aber keine Angst, irgendwann laufen wir uns noch über den Weg, da bin ich mir sicher.
Viele Grüße
Steve
Warum bekomme ich schon wieder feuchte Augen, wenn ich das lese, sehe und höre? Aber wie schon mal gesagt. Vielleicht im kommenden Jahr. Dann aber ganz bestimmt nicht minimal ausgerüstet 😉
Klasse Runde!
Liebe Grüße
Rainer 😎
Hihi, danke dir! 😉
Gib einfach Bescheid, die Berge laufen nicht und dann rocken wir den See!
Viele Grüße
Steve
Wow, Steve, ich bekomme sooooo Lust, sofort loszulaufen, wenn ich Deine Berichte lese…. Sitze hier mit glänzenden Augen!!!
Danke dir Andrea!
Na dann, Schuhe an und los! Viel Spaß!
Viele Grüße aus dem Berchtesgadener Land
Steve
Hi Steve, supergeiler Bericht und supergeile Fotos 🙂
Gruß Michael und Brigitte
Danke euch!
Viele Grüße aus der Nachbarschaft
Steve
Hi Steve,
Deine Tour klingt einfach geil! Bin auch schon St. Bartolomä über Saugasse, Funtensee, GrünSee, Schwarzsee weiter zur Wasseralm und am nächsten Tag runter zum Obersee! Deine Bilder sind tolle Erinnerungen! Der Grünstein ist mein absoluter Liebling in den letzten 2 Monaten 5 mal hoch ( klettern oder gehen ) einfach genial!
Dir noch viel spass in den Bergen
Liebe Grüsse
Sandra
Hallo Sandra,
danke dir und willkommen auf meinem Blog!
Dir auch noch viel Spaß in den Bergen
Viele Grüße aus Bad Reichenhall
Steve
nachricht kommt per PN
Danke dir Guido…ich schicke gleich ne Mail als Antwort
Wow – klingt unglaublich toll! Und wieder einmal wünsche ich mir ein Direkttransfer von Salzburg zu den tollen Lauflocations zu haben – wenn ich denn mal vor Ort bin 😉
Das mit dem minimalistisch Laufen kann ich sehr verstehen, ich fühle mich auch wohler beim Laufen wenn ich ohne meinen Camelbak unterwegs bin. Aber ich denke dass das ein oder andere Modell von Salomon sehr… locker und leicht gebaut ist, sodass man nicht durch den Bauchgurt erdrückt wird. Laufe nämlich ungern mit Gürtel, das wackelt zu sehr 😀
Dann lass das WE mal kommen und plan schon mal die nächste Runde!
Danke dir!
Dieser Gürtel drückt nicht und man kann ihn auch nicht mit den „normalen“ vergleichen.
Musst du unbedingt mal ausprobieren
Viele Grüße
Steve
Hallo Steve. Super Bericht wieder. Schau jedesmal bei deiner Seite vorbei und muss sagen, Hut ab das du da so alleine Läufst.
Da bekomm ich jedesmal Lust aufs Laufen und würd gern mal mitlaufen.Zurzeit hab ich einen Gewaltigen hänger, aber es wird schon wieder. Kann man auch deine Aufzeichnung auch Downloaden? Na, dann mal weiter so und Motivier uns weiter mit deinen Berichten.
Mfg
Füller herbert
Danke dir Herbert!
Der Hänger geht auch wieder vorbei, keine Angst.
Wenn du mit Aufzeichnungen die GPS-Tracks meinst: Bei movescount kann sie nur der Besitzer downloaden, aber bei Strava geht das glaube ich immer.
http://app.strava.com/athletes/steve_auch
Einfach mal probieren und notfalls Bescheid geben.
Viele Grüße
Steve
Hallo.
Danke für die schnelle Antwort.Leider geht das nicht.Schade.
You’ve got a mail! 😉
Habe deine GPX Datei bekommen und ich kann sie mir doch am PC anschaun bzw. Runterladen.
Danke nochmal und weiter so.
Vielleicht bietest du diese Runde auch mal für etwas langsamere Läufer an….. wie für mich. Würd gern mal den Königsee mit dir Umrunden, wenns bei dir und mir mal passt.Weisst eh, wegen meinem momentanen Tief.
Servus
Bis jetzt ist keine Umrundung geplant. Ich melde mich aber gerne, wann mal wieder was ansteht…sofern es nicht eine spontane Aktion ist.
Viele Grüße und weiterhin gute Besserung
Steve
Du Tier, Du. Keine Woche ohne ein neues Highlight, ich beneide Dich um Deine Touren und v.a. Deine körperliche Fitness. Die Strecke scheint richtig anspruchsvoll zu sein und dabei gespickt mit traumhaften Ausblicken. Irgendwann schaff ich es auch noch zu einer Königsseeumrundung 😉
Salut
Christian
Danke dir Christian!
Momentan läuft es echt gut…kann mich nicht beklagen, wobei es jetzt erst mal keine längeren Runden gibt, so dass der Körper auch mal ein bisschen regenerieren kann.
Klar schaffst du die Umrundung irgendwann…das wird sich schon einrichten lassen! 😉
Viele Grüße
Steve
Meine Fresse, haust Du rein. Aber bei den Ausblicken vergeht so ein Lauf sicher (fast) wie im Fluge …
Liebe Grüße
Volker
Hihi…ja, man läuft von einem Highlight zum nächsten!
Geht voll ab! 😉
Viele Grüße aus den Bergen
Steve
YESSSSSSSSSSSS
ich finde das toll
wer sich nicht in diese Natur freiwillig begibt
ist selbst daran schuld !!
Genau so ist es! Danke Margitta!
Der Tüp, keine zwei Wochen nach dem ZUT läuft der schon wieder so Kanten 😀
Musste sein…es hat in den Beinen gekribbelt! 😉