Samstag – Der Festungstrail
Da stehe ich also, mitten in der Salzburger Innenstadt und warte auf den Startschuss für das 3. Salzburg Trailrunning Festival.
Um 16:30 Uhr fällt der Startschuss und dann geht es, auf zwei Runden, um und auf den Festungsberg, hoch, runter, hoch, runter, flach, steil, Nord, Süd, Ost, West, Asphalt, Schotter, Kopfsteinpflaster, Trail…alles was man sich nur vorstellen kann und alles was diese Stadt auf engstem Raume zu bieten hat.
Die Kids sind hier vorhin schon auf einer kleinen Runde gerannt und die waren schon verdammt schnell unterwegs und wenn ich mich jetzt so umsehe, dann wird das auch ein verdammt schnelles Rennen.
Das liegt zum einen an der schnellen Strecke und dem hohen Asphaltanteil und zum anderen an den gefühlt 100.000 Triathleten die hier am Start stehen. Zwar läuft von denen sicher nicht jeder die Kombiwertung, so können sie heute alles geben und morgen ausschlafen, aber auch die, die wie ich morgen nochmal laufen dürfen, sehen verdammt schnell und zäh aus.
Das werden wohl ziemlich schnelle 15 Kilometer und die 570 Höhenmeter werden nur bedingt bremsen.
Ich bin ja kein Fan von diesen späten Starts, denn man muss schauen wie man den Tag rumbekommt und irgendetwas gegen den Hunger tun, ohne dass das Essen zu schwer im Magen liegt. Mal schauen wie ich mit einer Käse-Spinat-Pizza und ein paar Kleinigkeiten zwischendurch fahre.
Dann fällt auch schon der Startschuss und es geht einmal kurz um den Dom, wieder unter dem Startbogen durch und rauf auf die erste Runde. Vorbei am Festspielhaus warten dann auch schon die ersten, von insgesamt 1360 Treppenstufen auf uns. Sofort wird das Feld langsamer, was mich anfangs etwas nervt, aber sicher nicht ganz verkehrt ist, denn ich neige ja dazu, am Anfang die Sache immer viel zu schnell anzugehen und jetzt bin ich eben gezwungen langsam zu machen. Mal schauen ob es hilft.
Dann wird es etwas flacher, aber immer wieder gibt es ein paar kurze, knackige Steigungen. Der Blick auf Salzburg und die umliegenden Berge entschädigt aber ungemein und die Stimmung an der Strecke ist auch super genial. Das ist der große Vorteil, wenn man bei schönem Wetter durch einen „Touristenstadt“ läuft…da ist immer und überall etwas los. Es geht um den Mönchsberg und Festungsberg, hinunter ins Kaiviertel, am Museum der Moderne kommen wir auch vorbei und am ältesten Bordell Salzburgs. Ein Highlight jagt das nächste und das Tempo bleibt konstant hoch.
Wenn man einmal in diesem Sog drinnen ist, dann will man da auch nicht mehr wirklich raus und so kommt es auch, dass ich viel zu faul bin mein Handy für Fotos aus der Arschtasche zu kramen.
Kurz vor dem Startbogen gibt es eine kleine Verpflegungsstation bevor es auf die zweite Runde geht.
Die zweite Runde wird nicht wirklich langsamer und das obwohl sich das Feld schon schön auseinander gezogen hat. Die Stimmung an der Strecke ist immer noch super und die Zuschauer und Touristen stehen überall und feuern die Läuferinnen und Läufer an.
Die Festung und somit das Ziel ist zum greifen nahe, doch es geht noch einmal runter in die Stadt, ein letztes Mal durch den Startbogen, bevor es auf den finalen Anstieg geht.
Aus den 1360 Treppenstufen sind gefühlt 3.000.000 geworden und die Oberschenkel brennen. Der letzte steile Abschnitt im Inneren der Festung ist so steil, dass man fast auf allen Vieren nach oben kriechen könnte.
Eine letzte Wendeltreppe führt, in einem normal gesperrten Bereich der Burg, in einen Kreuzgang und auf alten Holzplanken geht es quer durch den Innenhof, die letzte Wendeltreppe nach unten und dann sind es nur noch wenige Meter bis zum Ziel.
Woohaa war das ein schnelles Rennen. Eigentlich garnicht mein Fall, zu wenig Trails, zu kurz, aber trotzdem etwas ganz Besonderes.
Tolle Stimmung an der Strecke und wenn man bedenkt, dass man hier mitten in der Stadt läuft, dann bietet die Strecke schon gigantisch viel Abwechslung und es wird sicher das Maximum an Höhenmeter herausgeholt, ohne dass es langweilig wird.
Jetzt heißt es regenerieren, noch eine Pizza (die hat sich bewährt), ein bisschen blackroll und ein heißes Bad, denn morgen geht es weiter.
Hier geht es zum Festungstrail-Move!
Sonntag – Der Gaisbergtrail
Motivierend ist es nicht gerade, wenn man gegen 5:00 Uhr wach wird und draußen Regen hört. Der klassische Couch-Sonntag kündigt sich an, aber in etwas mehr als einer Stunde klingelt der Wecker und es geht langsam los Richtung Salzburg…mal schauen was das wird.
Als es dann um 6:15 Uhr soweit ist, hat der Regen auch fast ganz aufgehört und die Stimmung steigt ein bisschen, auch wenn die Beine noch etwas müde sind und der Couch-Sonntag eigentlich eine ziemlich gute Alternative wäre.
Aber wer will schon Sonntags auf der Couch liegen, wenn er beim Salzburg Trailrunning Festival auf 22 Kilometern, 1135 Höhenmeter und 2446 Stufen bezwingen kann. Es ist einfach zu verlockend und ehe ich mich versehe stehen wir unter dem Startbogen und warten auf das Signal das uns auf die Strecke schickt.
Und siehe da, sogar die Sonne zeigt sich und es scheint sich wie gestern schon, Kaiserwetter einzustellen.
Zuerst gehen die schnellsten des gestrigen Festungstrails auf die Strecke, zeitversetzt, je nach Zieleinlauf und um 9:45 Uhr, nachdem das Verfolgungsrennen gestartet wurde, wird der große Rest losgelassen.
Noch schnell ein Foto und dann geht es auch schon los.
Es geht über die Salzach, durch die Altstadt, zum Fuße des Kapuzinerberges und dort warten dann auch schon die ersten Stufen auf uns. Wie schon gestern, so wird auch hier heute das Tempo deutlich langsamer, was mir nach dem flotten Start sehr gelegen kommt. Oben angekommen geht es entlang der Stadtmauer. Hier sind die Trails so aufgeweicht und rutschig, dass die Sache zu einer äußerst anspruchsvollen Angelegenheit wird. Teilweise kommen die Läufer ganz schön ins Straucheln und wie sich später herausstellt, legt WU einen astreinen Teenage-Mutant-Hero-Turtles-Move hin, bei dem er sich die Seite aufschlägt und einen blutigen Finger abholt. Aber den Typen kann nichts bremsen und er setzt sein Abenteuer auf den Salzburger Citytrails weiter fort.
Tolle blicke auf die Stadt und Trails, wie man sie hier nicht vermuten würde. Meine Kamera bleibt wieder in der Arschtasche, denn es würde einfach zu lange dauern sie dort rauszufummeln, dabei aufzupassen das nichts verloren geht, aus der Plastiktüte zu holen, Foto machen und dann das ganze wieder retour. Ich bin schon wieder zu sehr im Sog und will einfach nur laufen.
Am höchsten Punkt angekommen geht es über viele, viele Stufen wieder nach unten in die Stadt, mitten in den Verkehr. Polizisten sperren die Straßen, so dass man ohne anzuhalten durch die Stadt fetzen kann. Ein kurzes flaches Stück und dann geht es auf den ersten Teil des Anstiegs zum Gaisberg; hinauf zum Kühberg.
Auch hier das gleiche Bild. Steile, anspruchsvolle Trails, schön matschig und glitschig, die man hier mitten in der Stadt nicht erwartet hätte. Wenn jemand wissen möchte was Citytrail ist…das ist es!
Die Anstiege sind bissig und immer wieder gibt es kurze Passagen wo man vom schnellen Gehschritt wieder zum Laufen übergehen kann und dabei aber immer auf die rutschigen Abschnitte achten muss. Wahnsinn wie das hier abgeht!
Verpflegungsstation 1 nach 7,5 Kilometern. Noch einmal Kraft tanken für den letzten Anstieg, 500 Höhenmeter bis zur Gaisbergspitze. Zunächst geht es relativ flach und ausladend über eine weite Kurve Richtung Gipfel und danach wieder weg vom Ziel bevor der Trail nach rechts vom Wanderweg abzweigt und sich nach oben in den Himmel bohrt.
Jetzt wird es nochmal richtig steil und je höher man kommt, desto frischer wird es auch. Letzte Schneereste liegen am Wegesrand und ich muss in Bewegung bleiben um nicht zu arg zu frieren. Ich könnte meine Armlinge aus der Tasche holen oder einfach schneller laufen…ich entscheide mich für das zweite.
Nach insgesamt 12,5 Kilometern spuckt mich der Trail auf dem Gipfel des Gaisbergs aus und angefeuert von den Zuschauern an der Strecke geht es hinunter zur nächsten Verpflegungsstation. Die Speicher füllen und dann geht es auch schon weiter in den finalen, steilen Downhill.
Der erste Abschnitt, hinunter zur Zistelalm hat es in sich. Sehr steil, mit Stufen durchsetzt und durch den Regen der Nacht total matschig, aufgeweicht und teilweise spiegelglatt. Da schlägt das Herz höher und die Oberschenkel brennen von abrupten Bremsmanövern.
Man läuft, ist gerade im Flow und dann kommt eine Steinplatte die einen zwingt den Anker zu werfen. Bremsfallschirm aufmachen und versuchen so gut es geht um die Stelle herum zu kommen. Wahnsinn wie das hier abgeht. Zweimal haut es mir die Füße weg und ich liege auf dem Trail, schaffe es aber den Sturz relativ gut abzufangen…sehr anspruchsvoll ist das hier! Trocken ist das garantiert der absolute Raketendownhill, aber bei diesen Verhältnissen nehme ich lieber etwas den Fuß vom Gas.
An der Zistelalm angekommen wird die Strecke dann moderater. Zwar gibt es noch ein paar rutschige Stellen, aber im Großen und Ganzen kann man jetzt wieder schön aufs Gas steigen. Das macht sich auch bei der Pace bemerkbar, die sich bergab bei knapp 5 Minuten/Kilometer einpendelt.
Am Campingplatz in Aigen angekommen gönne ich mir noch ein paar Getränke an der letzten Verpflegungsstation, bevor der für mich schlimmste Teil der Strecke kommt.
5 Kilometer geht es jetzt, flach, entlang der Salzach, ins Ziel auf dem Kapitelplatz. Genau solch eine Strecke ist nach diesen Höhenmetern und dem technischen Trail eigentlich überhaupt nicht mein Ding; aber ich versuche das Beste daraus zu machen.
Vor kurzem habe ich eine Marathon-Übertragung im Fernseher gesehen und da meinte der Reporter, dass man zum Ende hin, dann wenn die Kraft nachlässt, die Schrittlänge verkürzen soll um Kraft zu sparen. Obwohl man mehr Bodenberührungen hat, wird man trotzdem nicht langsamer und kann nochmal was rausholen. Viele Hobbysportler machen wohl den Fehler und versuchen mit großen Schritten Kraft zu sparen, was aber nicht funktioniert. Kleine Schritte und mehr Bodenberührungen sind wohl das Geheimrezept.
Das probiere ich aus und siehe da…es funktioniert. Es scheint wirklich zu funktionieren. Sicherlich auch angespornt durch die Läufer die ich einige hundert Meter vor mir sehe, finde ich meinen Rhythmus und pendle mich bei 4:40 Minuten/Kilometer ein. Das hätte ich nicht gedacht.
Zwar melden sich nach der Hälfte dieses zerstörerischen Abschnitts ein paar Krämpfe in den Oberschenkeln, aber die ignoriere ich gekonnt und laufe einfach weiter.
Und es läuft und läuft und so vergeht die Zeit bis ins Ziel fast wie im Flug.
Geschafft! Ende, fertig, aus, vorbei!
Die Stimmung im Ziel ist super und die Zuschauer treiben einen auf den letzten Metern nochmal so richtig an und motivieren. Ein tolle Stimmung und ein super Zielaufbau. Genau so muss es sein und das Wetter zeigt sich auch noch von seiner besten Seite.
Hier geht es zum Gaisbergtrail Move!
Ein Blick zurück lässt erahnen wo wir heute unterwegs waren und irgendwie kommt mir der Gaisberg so unendlich weit weg vor.
Die anschließende Siegerehrung wird flott und souverän durchgezogen. Der große Saal im Stieglkeller bietet ein tolles Ambiente und in Anbetracht der Tatsache, dass es draußen schon langsam schattig wird, sicher die richtige Wahl. Allerdings könnten die Preise für Speisen und Getränke etwas günstiger sein.
Alles in allem war das 3. Salzburg Trailrunning Festival eine sehr gelungene Veranstaltung. Was man hier auf engstem Raum auf die Beine gestellt hat ist schon genial und die Trails die hier aus dem Hut gezaubert werden sind echt gigantisch.
Das Konzept stimmt und sollte nicht groß verändert werden…macht einfach weiter so!
Bis zum nächsten Mal!
15 Gedanken zu “Salzburg Trailrunning Festival 2014”
Hi Steve!
Klingt ja nach einer perfekten Veranstaltung! Eigentlich wollte ich da ja auch schon mal mitlaufen, aber hat terminlich noch nie geklappt. Vielleicht bei der vierten Auflage.
Was ich auch nicht so günstig finde ist die Startgebühr von 80 Euro (60 bie Anmeldung bis Ende Juni) für die Kombiwertung.
Aber wenns sich ausgeht möchte ich nächstes Jahr auch mal dabei sein!
Weißt du schon eine Gesamtplazierung? Auf der Homepage ist ja noch nichts zu finden.
Gruß Andi
Servus Andi,
ja, war echt gelungen und der Preis ist zwar im oberen Bereich aber verglichen mit anderen Events sicher nicht zu hoch.
Ergebnisse findet man hier:
http://www.abavent.de/anmeldeservice/trailrunningfestival2014/ergebnisse
Ich bewege mich im Mittelfeld bzw. im ersten Drittel, je nachdem welche Klassenwertung man hernimmt.
Bin absolut zufrieden!
Musst du dir nächstes Jahr unbedingt auf den Rennkalender setzen!
Viele Grüße
Steve
Steve im Treppentrailrausch 🙂 Glückwunsch zu dem bravourös gestanden Doppellauf in für Dich unbewohnten Umfeld.
LG Volker
Danke dir Volker!
War echt eine gelungene Abwechslung und doch irgendwie vertraut.
Viele Grüße
Steve
Ich war zum zweiten Mal dabei und war vom Trailrunning-Festival wieder begeistert – auch wenn ich nur am Panoramatrail teilgenommen habe. Mein Bericht dazu ist hier zu finden: http://laufwelt.wordpress.com/2014/10/28/panoramatrail-salzburg/ Übrigens super, dass wir uns noch kurz getroffen hatten!
Ja Manu, fand ich auch voll super das wir uns mal getroffen haben.
Mag diese (wenn auch leider oft sehr kurzen) Begegnungen! Auf Facebook kennengelernt und dann irgendwann mal beim Laufen getroffen…genial!
Viele Grüße und weiterhin viel Spaß auf den ganzen Läufen rund um den Globus
Steve
Hallo Steve,
ausgezeichneter Bericht! Bin einer von den 100.000 Triathleten 😉
LG
Fabio
Danke dir Fabio und willkommen auf meinem Blog!
Wie hat dir als Triathlet denn die Veranstaltung gefallen?
Habe die Veranstaltung super gefunden! Die Events vom Sepp Gruber kann ich uneingeschränkt empfehlen; er kommt ja aus der Triathlon-Szene und daher kenne ich ihn.
Es war mein 2. Trailrunning Wettkampf. Der 1. war der Kumpellauf am Hochkönig heuer (http://www.kumpellauf.com/) – auch schöne Veranstaltung, aber da habe ich richtig gelitten. Klassischer Anfängerfehler: mit 4er Schnitt weggedüst und dann bitter eingegangen! Ab der Hälfte war es dann nur noch ein K(r)ampf ins Ziel!
Im Sommer war ich 3 Tage trailrunning am Berliner Höhenweg in den Zillertaler Alpen, was mir extem gut gefallen hat und so habe ich mich dann noch zur Teilnahme am Trailrunning Festival entschieden. Außerdem darf man sich als local so eine Veranstaltung nicht entgehen lassen!
Diesmal bin ich es mit dem nötigen Respekt angegangen und habe darauf geachtet nicht zu überpacen und mich gleich am ersten Berg komplett abzustechen. Auch am ersten Tag beim Festungslauf habe ich versucht meine Kräfte zu schonen. Das war gar nicht so leicht, denn der hat es ja auch schon in sich gehabt.
Vom Kopf her war es wichtig, es nicht primär als Wettkampf zu sehen (Triathleten neigen dazu, ihren Sport ein bisschen zu ernst zu nehmen), sondern als „Abenteuer“. Mein Ziel war es das Ganze souverän und solide zu finishen; Zeit war nebensächlich (auch weil ich keinen Vergleich hatte). Am Schluss hatte ich noch genug Körner und konnte noch den einen oder anderen Platz gut machen. In Summe bin ich mit meiner Leistung mehr als zufrieden. Es war sicher nicht mein letzter Trailrunning Wettkampf!
Jetzt bin ich im Bilde…danke dir Fabio.
Hauptsache Spaß und den scheinst du ja gehabt zu haben! 😉
Bis zum nächsten Mal
Jetzt weiß ich, warum Du meinen Kölnbericht so kommentiert hast 😉 Auch das scheint ja eine tolle Veranstaltung gewesen zu sein. Das ließe sich mal mit einem Besuch bei Doris verbinden. Mal sehen, ist vorgemerkt …
Dank Deines sehr dicht geschriebenen Berichts, weiß ich ja nun, was mich dort erwarten würde.
Liebe Grüße
Rainer 😎
Klar, ganz einfach, immer rauf und immer über die Stufen!
Viele Grüße
Steve