Ultra Trail Mount Untersberg #UTMU

Die Idee zum Projekt „Ultra Trail Mount Untersberg“ (UTMU) kam mir irgendwann mal abends auf der Couch. Während ich da so lag dachte ich mir: Das ist es!
Die Tour mit dem Fahrrad um den Untersberg ist einer meiner Klassiker und steht meist zu Beginn der Saison ganz oben auf meiner todo-Liste. Aber mit 44 Kilometer und 530 Höhenmeter, sowie einem Asphaltanteil von nahezu 95% ist dies eher nicht mein klassisches Laufrevier. Die Überschreitung kenne ich schon; also auch uninteressant.
Dann, an besagtem Abend war es klar. Es geht um den Untersberg und der Trailanteil ist hoch – sehr hoch. Das geht aber nur, wenn ich so ziemlich jeden An- und Abstieg mitnehme und mich quasi im vertikalen Zick-Zack um den Berg bewege, denn sonst es ist am Ende wieder „einfach nur“ eine Überschreitung.
Am Ende spuckt der Routenplaner einen guten Ultra aus, mit einer Höhenmeteranzahl die man sonst eher bei Wettkämpfen mit nahezu der doppelten Distanz findet. Also war auch schnell die nächste Erkenntnis geboren: Es wird hart und es könnte weh tun.

Für solche Vorhaben habe ich immer ein paar Verrückte in meinem Freundeskreis, die nach der Bekanntgabe der groben Eckdaten auch ihr Interesse bekundeten. Jetzt musste nur noch ein passender Tag gefunden werden und mit der Zeit kristallisierte sich der Beginn des hoffentlich Goldenen Herbstes heraus.
Leider ging sich der Wunschtermin 03.10. nicht aus und so wurde es letztendlich der 04.10. und die Gruppe schmolz arbeitsbedingt von vier auf zwei Teilnehmer zusammen.
Rupi und Tobi mussten leider passen, aber Andi steht an diesem morgen pünktlich um 07:30 Uhr auf der Matte und war bereit für ein kleines Abenteuer.

Ultra Trail Mount Untersberg

Immer wenn ich mit Andi unterwegs bin ist das ein Beweis, dass man auch ohne social Media und Co. überleben kann und trotzdem mit seinen Freunden zusammenkommt. Er ist der „Karkassen-Andi“ alias „Andi ohne Facebook“ und er ist verdammt schnell. Er gewann nicht nur 2013 den 200 Kilometer langen Swiss Irontrail, sondern er hält auch beide Rekorde beim Mount Everest Treppenmarathon und war dieses Jahr beim GGUT nochmal locker zwei Stunden schneller als ich.
Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass er bei der Einladung zum UTMU sicherlich nicht lange überlegen musste.

Wir starten an der Haustür und machen uns direkt auf den Weg zum ersten Vertical.
Der erste Anstieg für uns vorbei am Latschenwirt, durch den Naturpark Untersberg, hinüber zum Bruchhäusl. Hier beginnt der steile Anstieg hinauf zum Vierkaser. Es ist schon was besonderes wenn man solch eine breite Auswahl vor der Haustür hat und quasi jeden Tag wählen kann, welchen Vertical K man heute in den Wald ballert.

Nach knapp 7 Kilometern und 1,5 Stunden werden wir mit diesem Anblick belohnt. Jetzt wird es erst mal etwas moderater, denn es geht wellig hinüber zur Klingeralm. Zeit um etwas runter zu kommen, bevor wir uns in den ersten Downhill des Tages stürzen.

Salzburg fest im Blick geht es von der Klingeralm hinunter. Zunächst auf einem steilen Trail, der gegen Ende etwas flacher ausläuft und dann in eine Forststraße übergeht. Am Ende der Forststraße warten zwei Kilometer Straße auf uns, bevor wir am Start des zweiten Anstiegs ankommen.

Hier, am Parkplatz der alten Skiabfahrt, habe ich im Vortag drei Cola-Dosen versteckt, die mir jetzt wie gerufen kommen. Genau das richtige, bevor wir den nächsten Vertical K angehen und aus vielfacher Erfahrung weiß ich, dass es jetzt richtig steil wird.
Jetzt geht es meinen Winter-Vertical-K nach oben. Gut drei Stunden sind wir unterwegs, die ersten 16 Kilometer liegen hinter uns…auf geht’s.
Ich glaube dass ich mittlerweile auf dieser Piste jeden Stein kenne und entsprechend „qualvoll“ und lange wird dieser Anstieg. 1300 Höhenmeter verteilen sich auf weniger als 5 Kilometer Streckenlänge.
Das was uns nach oben treibt ist zum einen die Aussicht die uns erwarten wird und es ist die Aussicht auf etwas zu Essen. Eine Suppe, ein Stück Kuchen…Hauptsache irgendetwas gegen den Hunger.
Die 1,5 Stunden die wir zum Gipfel benötigen machen deutlich, dass wir noch ganz gut in Schuss sind; oder ist es einfach nur der Hunger der uns hier hoch treibt?

Der Ausblick ist auf jeden Fall genial.

Wir stärken uns in der Hochalm und dann geht es auch schon wieder nach unten. 1400 Stufen warten auf dem Reitsteig auf uns und der Regen der letzten Tage macht die ganze Sache zu einer ordentlichen Rutschpartie. Macht aber nix, denn wirklich Gas geben bringt sowieso nix. Dafür ist es dann doch noch zu lang bzw. haben wir schon genügend in den Beinen.

Unten angekommen geht es in eine scharfe Rechtskurve und direkt auf den Dopplersteig und wieder nach oben.
Zum ersten Mal frage ich mich, was wir hier eigentlich machen. Wir sind nun seit 6 Stunden unterwegs und haben de facto gerade einmal 10 Kilometer von der Haustür zu Hause zurückgelegt.
OK, 10 Kilometer wären es auf direktem Weg gewesen, ohne viele Höhenmeter…aber irgendwie sind wir schon ein bisschen verrückt. Und jetzt ist quasi erst Halbzeit.

Ich weiß nicht ob der Dopplersteig steiler ist als die Skipiste; gefühlt ist er es in diesem Moment auf jeden Fall. Nach einem kurzen Einbruch im vorherigen Anstieg hat Andi seine Form wieder gefunden und setzt sich ein paar Meter ab. Mir wird schnell klar, dass ich ohne ihn dieses Ding heute sicher nicht durchziehen würde. Die Verlockung jetzt einfach umzudrehen ist schon groß, aber wenn Andi läuft, dann laufe ich halt hinterher.
Den ganzen Dopplersteig gehen wir nicht, denn sonst würden wir wieder oben an der Bergstation rauskommen. Wir drehen im oberen Teil nach links ab und steigen auf den Schellenberger Sattel.

Ein genialer Ausblick und auch das nächste Ziel, die Toni-Lenz-Hütte ist schon in Sicht.
Wellig geht es hinüber zur nächsten Raststation wo wir uns erst einmal etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zum Essen gönnen.

Danach geht es zum dritten Mal in den Downhill und hinab Richtung Tal; grobes Ziel Marktschellenberg, aber mit der Besonderheit, dass wir noch vor der Ortschaft irgendwie nach rechts abbiegen, so dass wir hinüber nach Ettenberg kommen. Die App auf dem Handy zeigt einen Weg, aber wir ballern schön genüsslich daran vorbei. 50 Höhenmeter weiter unten fällt uns unser Fehler auf, aber „Adventure-Andi“ denkt, dass wir uns durchs Unterholz schlagen können und auch so auf den Weg treffen können.
Was folgt ist ein 20 minütiges Abenteuer mit zwei Bachquerungen, steilen Bergwäldern, spiegelglatten Felsen, rutschigen Hängen…quasi alles das, was man sich nach neun Stunden Laufabenteuer so wünscht.
So wie ich Andi für diese Idee verfluche, so muss ich ihn loben, als er punktgenau auf unseren Weg zusteuert und wieder alles nach Plan verläuft. Der Typ!

Am Parkplatz bei Ettenberg beginnt dann endlich unser letzter Anstieg des Tages. An der Südseite des Untersbergs geht es zunächst hinauf zum Scheibenkaser, wo eine tolle Abendstimmung auf uns wartet.

Im Sonnenuntergang geht es dann hinauf zum Gatterl, dem Ende dieses Anstiegs und somit quasi dem Beginn des letzten finalen langen Downhills.

Wir setzen unsere Stirnlampen auf und beginnen mit dem Abstieg. Es ergibt sich folgender Dialog:
Steve: Andi warte mal kurz bitte.
Andi: Jo!
Steve läuft auf: Du, meine Stirnlampe spinnt. Irgendwie geht die nicht mehr. Warte mal kurz.
*Ich fummle am Kabel rum und gehe die Möglichkeiten im Kopf durch. Taschenlampe des Handys fällt bei 2% Restakku aus. Andi hat noch 6% Akku; fällt also auch aus. Also muss das Ding irgendwie funktionieren, denn ohne Licht kommen wir hier nie runter*
Steve: So, jetzt scheint es halbwegs zu gehen. Scheint wohl irgendein Wackelkontakt zu sein. Lass uns aber zur Sicherheit zusammenbleiben, falls es wieder dunkel wird.
Andi: Jo machen wir.
*5 Sekunden Pause*
Andi: Ich hoffe nur, meine Lampe hält auch. Habe keine Ahnung wie voll der Akku ist.

Spezialisten am Werk!

Jeder Höhenmeter des Dwonhills hämmert in die Oberschenkel. Dieses Ding ist einfach nur steil. Ich bin heilfroh, als wir an der Forststraße ankommen und wir es von nun an rollen lassen können. Geiles Gefühl.
Nächstes Ziel Hallthurm, denn dort sind nochmal drei Cola-Dosen versteckt die uns dann die nötige Power für den letzten Abschnitt geben sollen.

Gut gestärkt rollen wir auf die letzten neun Kilometer, die uns am Ende nach knapp unter 13 Stunden wieder nach Hause bringen; genau aus der entgegengesetzten Richtung kommend, als wir am Morgen gestartet sind.

Die Stirnlampen haben gehalten und am Ende zeigt die Uhr 57,4 Kilometer und 4850 Höhenmeter. Vier steile Anstiege, gepaart mit vier steilen Abstiegen und im Prinzip kaum Zeit zum Erholen im Flachen.
Was für ein geniales Abenteuer. Wiederholung – bestimmt…aber jetzt brauche ich erst mal eine Pause.

Vielen Dank an Andi (der auch ohne Facebook und Co. hier mitliest) fürs mitkommen. Ich hätte das Ding ohne dich sicher nicht zu Ende gebracht.

Hier geht es zum UTMU-Move!

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